Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte
los?«
Kein Antwort.
»Mortimer?«, rief er.
»Ich hoffe, Morty ist noch nicht tot«, meldete ich mich zu Wort. »Er war ein guter Teamkamerad.«
Dann hörte ich Gelächter. Von mehreren Stimmen.
Das Herz rutschte mir in die Hose.
Mortimer trat ein. »Alles erledigt.«
Foster und Stan folgten ihm und schleiften Thomas hinter sich her. Er schien schwere Erfrierungen zu haben, war kaum bei Bewusstsein und hatte eine Schussverletzung im Bein.
»Sieh an, sieh an, wen haben wir denn da?«, fragte Daniel.
»Ich habe keine Ahnung, wie es ihm gelungen ist, den Zaun zu überwinden«, sagte Foster. »Er hat behauptet, sein Auto hätte eine Panne gehabt. Der dämliche Scheißer konnte kaum die Pistole halten.«
»War er allein?«
»Sieht so aus.«
»Schafft ihn in den Operationssaal. Tut, was nötig ist, um die ganze Geschichte zu erfahren. Seid bloß nicht zu sanft.«
»Kein Problem.«
Das war der Augenblick, in dem ich auf Teufel komm raus alles riskieren musste.
»Stan? Leg Andrew schlafen.«
Plötzlich verspürte ich einen stechenden Schmerz am Hals. Ich zog einen winzigen Pfeil heraus, dann wurde mir schlagartig schwindlig.
Mit bloßen Händen stürzte ich mich auf Mortimer, verfehlte ihn jedoch um gut und gern anderthalb Meter. Ich stolperte vorwärts, landete auf dem Teppich, ohne etwas zu fühlen, und wurde von Dunkelheit umhüllt.
* * *
Als ich erwachte, befand ich mich in einem großen, kalten Raum mit Erdboden. An der verputzten, drei Meter hohen Decke befanden sich mehrere Neonröhren.
Ich saß in einem Rollstuhl, trug nur meine Boxershorts und war so fest verzurrt, dass ich lediglich den Hals und Kopf bewegen konnte. Roger war in einem Rollstuhl neben mir, vollständig bekleidet, aber ebenfalls gefesselt.
»Roger! Es tut mir so leid!«, stieß ich hervor.
Roger nickte. »Wenigstens sehen wir einander wieder. Das ist doch schon etwas, oder?«
»Ja, ja, Küsschen, Küsschen«, höhnte Daniel. Er hockte vor uns auf einem übergroßen Kiefernholzsarg, neben dem eine Reihe frisch ausgehobener Gräber im Boden klaffte. Josie, Foster, Mortimer und Stan bildeten einen Halbkreis, während Thomas vor ihnen kniete, den Mund mit Klebeband geknebelt, die Arme hinter dem Rücken gefesselt.
»Das ist der Bestattungsraum«, erklärte Daniel. »Aus augenscheinlichen Gründen verwenden wir keine Grabsteine, aber hier entsorgen wir die Leichen, wenn wir mit den Opfern fertig sind. Wie ihr seht, warten unsere guten Freunde Susan und Trevor bereits auf ihre letzte Ruhestätte.«
Er deutete auf einen Karren neben der Tür, auf dem zwei blutige, unkenntliche Leichname lagen. »Es freut mich, ankündigen zu können, dass wir die heutige Opferzahl ergänzen werden. Roger, wir haben uns dein Band angehört. Äußerst unterhaltsam, aber das war ja zu erwarten. Netter Versuch übrigens, deinen Kumpel zu decken. Ich bewundere solche Loyalität, deshalb darfst du dabei zusehen, wie deine Freunde sterben, dann stecken wir dich zurück in deine Zelle. Natürlich kommst du später auch an die Reihe, aber zumindest kannst du diese Daseinsebene noch ein klein wenig länger genießen.«
Roger erwiderte nichts.
»Andrew, du kommst nicht so einfach davon. Aber eins nach dem anderen. Zuerst möchte ich mich dem Problem unseres kleinen Eindringlings widmen.« Er tippte Thomas mit der Schuhspitze in den Rücken. »Foster war so freundlich, als unser offizieller Informationsbeschaffer zu fungieren. Ich persönlich hätte eine brutalere Technik eingesetzt; immerhin könnte man die Verwendung eines Schweißbrenners auf abgefrorenen Fingern geradezu als Wohltat betrachten, aber nichtsdestotrotz hat sich Mr. Thomas Seer mit etwas gutem Zureden die Seele aus dem Leib geplappert. Wie du bereits weißt, Andrew, gibt es keine Verstärkung. Niemand weiß, dass ihr hier seid. Ganz schön Scheiße, in deiner Haut zu stecken, was?«
Er holte seinen Revolver aus der Jackentasche hervor. »So, wie ich Roger bewundere, bewundere ich auch Thomas. Er hat sich eine Menge Mühe gemacht, um dort zu landen, wo er jetzt ist, und daher habe ich beschlossen, dass sein Tod kurz und schmerzlos erfolgen wird.« Er setzte den Revolver an Thomas’ Hinterkopf an.
»Du musst das nicht tun!«, rief ich eindringlich.
Daniel senkte die Waffe. »Für dich hege ich
keine
Bewunderung, und am allerwenigsten bewundere ich deine dämlichen Bemerkungen, also bitte, tu uns allen einen Gefallen und halt die Klappe.«
»Es gibt sehr wohl Verstärkung. Hast du sein
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