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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Es war nicht schön gewesen, als sie an der Reihe war. Sie hatte ein Gefühl gehabt, als wäre ihr Hamster gestorben.
    »Was haltet ihr von Flumride?«
    Wolken wie Zuckerwatte waren vorbeigezogen. Jon rieb sich die Reste seiner Zuckerwatte von den Lippen.
    »Dann werden wir ja auf der Stelle nass, Papa.«
    »Das macht doch nichts, wo es so warm ist.«
    »Ich will aber nicht nass werden.«
    »Du wirst gleich wieder trocken.«
    »Bald stehen da endlose Schlangen.«
    Elsa stieß ihren Vater an.
    »Okay.«
    Sie gingen den kleinen Abhang zu den gekennzeichneten Warteplätzen hinunter. Die waren Wide immer wie Viehpferche vorgekommen. Wie in Wildwestfilmen, wo die Tiere in Gänge und Labyrinthe getrieben wurden.
    Sie hatten viel Spaß hier gehabt. Das System war so angelegt, dass man sich immer wieder traf.
    »Papa?«
    »Mmm.«
    »Kennst du diesen Schwedenwitz?«
    Sie hatten noch drei parallele Gänge vor sich bis zu den großen Einbäumen in der wassergefüllten Berg-und-Tal-Bahn.
    »Norwegerwitze heißt das«, sagte Jon. Seine Schwester beharrte: »Nein, dies ist ein Schwedenwitz.« »Aber Norw.«
    »Sei jetzt still, Jon, und lass Elsa erzählen.«
    »Wir haben einen Norweger in der Parallelklasse. Er erzählt uns dauernd Witze von dämlichen Schweden.«
    Das Mädchen holte Luft und sah ihn mit leuchtenden Augen an. Er hätte den Blick einfrieren und für ewig aufbewahren mögen.
    »Weißt du, was der Schwede gesagt hat, als er einen Betonbrocken an den Kopf gekriegt hat?«
    »Vielleicht aua?«
    »Neee. Er hat gesagt: WIE WITZIG!«
    Die Zeit bedeutete nichts, wenn Arbeit und Privatleben ineinander übergingen. Wann begann das eine, wann hörte das andere auf? Sie hatte von Evert Taube gehört oder war es Picasso? . es war Taube . Er hatte bis zum Nabel regungslos im Mittelmeer gestanden. Jemand hatte ihn angesprochen, und er hatte die Augen geöffnet und gesagt: »Still, ich arbeite!«
    Kerstin Johansson wusch sich langsam Hände und Unterarme in dem alten Waschbecken aus Zink, das in der Nähe der Tür angebracht war. Über dem Waschbecken hatte der frühere Besitzer des Ateliers die Fotokopie eines Bildes von Königin Silvia an die Wand gehängt. Sie lachte gerade über etwas, was Ceau§escu gesagt hatte. Es war bei einem Mittagessen aufgenommen. Daneben hing ein Bild in derselben Größe von Margaret Thatcher, die direkt aus einer Weinflasche trank, im Hintergrund lag jemand auf einer schmutzigen Matratze. Das zweite Bild war eine Fotomontage, eine sehr geschickte Manipulation. Das erste war keine Fotomontage.
    Kerstin Johansson hob die Arme und ließ das Wasser in der Luft verdunsten. Im Zimmer herrschten bestimmt 25 Grad, vielleicht 28, sie hatte kein Thermometer, aber sie spürte ja, dass sie ständig schwitzte. Der Schweiß lag wie ein Film auf ihrem Körper. Sie spürte die Tropfen zwischen den Schulterblättern und am Steiß. Es juckte in den Leisten und am Hintern. Dabei hatte sie den ganzen Tag gestanden. Gegen eins hatte sie geduscht. Zum Glück hatte die Kommune eine gemeinsame Dusche einbauen lassen. Sie hatte den Schlüpfer gewechselt, das neue Kleid angezogen, das in ihrem Rucksack kaum Platz eingenommen hatte. Sie war hinaus in den Schatten des Hinterhofs getreten und hatte sich augenblicklich zurück zu ihrer Arbeit gesehnt. Alles ging ineinander über.
    Sorgfältig verschloss Kerstin Johansson die Tür, ein gewöhnliches Schloss, zusätzlich ein Bolzenriegel. Es war eine mächtige Tür. Würde jemand das Resultat ihrer Arbeit stehlen wollen? Sie lächelte vor sich hin. Jedenfalls nicht vor der Vernissage, nicht bevor entschieden war, ob sie dort drinnen ein Vermögen hatte. Die Frau von der Galerie war ziemlich still gewesen, aber durchaus positiv. Sie hatte gesagt, sie wolle die Sachen haben, dasselbe hatte der Kollege vor einer Woche gesagt. Grate, Södra Vagen, kein größerer Laden, aber vornehm genug, dass mehr als ihre Freunde dort auftauchen würden, wenn etwas daraus wurde.
    Draußen war es kühl und still. Sie hörte ihre Schritte auf dem kleinen Hof, eine Akustik wie in einem Amphitheater. Sie betrat die Straße, ging nach links in südlicher Richtung, bog wieder nach links ab und ging den Fahrradweg an den Carnegiegebäuden entlang. Rechts von ihr war die Oscarsschnellstraße. Hohe Büsche dämpften den Autolärm, fünfzehn Meter von ihrem Kopf entfernt glänzten, jetzt nach Sonnenuntergang, die Blätter dunkelgrün. Das, was beim Bau der Schnellstraße nicht abgerissen worden war, wurde

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