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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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auf Zypern. Das finnische Kontingent in Nicosia setzte sich aus Männern zusammen, mitten im toten roten Herzen der Insel. Die vier verbrachten die meiste Zeit in der Sauna. Ards Körper war leicht und kühl geworden, der Tag, der ihn umgab, war abgekühlt, und es war möglich, das Leben weiterzuleben. Das Denken fiel leichter. Derartige Saunaerlebnisse teilte er mit Jonathan Wide.
    Als die beiden Männer gerade den Raum verlassen wollten, leuchtete das Lämpchen für ein internes Gespräch auf Ards Tisch.
    »Britta? Ja .«
    Er hörte aufmerksam zu.
    »Wann? Ist er jetzt da?«
    Er warf Bourse seinen Autoschlüssel zu.
    »Zweimal? Hat er das gesagt?«
    Bourse wartete. Ard ging rasch auf die Tür zu.
    »Jemand aus der Schrebergartenkolonie bei Klippan hat angerufen. Einige Male, hat er gesagt. Er sagt, er hat . Scheeeiße!, wie kann jemand, der in einer Mordermittlung einen Tipp hat, aus der Leitung geschmissen werden?«
    Sie fuhren los. Vor dem Hauptbahnhof schwankten Menschen über die Straße, auf dem Weg zu Straßenbahnen und Bussen, Reisende, die nach stundenlanger Zugfahrt bei einer Innentemperatur von über vierzig Grad fast bewusstlos waren.
    Bourse fuhr geschickt im Zickzack zwischen den Leuten hindurch. Fünf Minuten später bog er nach Klippan ab und fuhr beim Jaegerdorffsplatsen nach rechts. Vor dem staatlichen Schnapsladen musste er anhalten, als zwei betrunkene Männer die Karl Johansgatan überquerten. Bourse bog nach rechts ab und parkte vor der Krawattenfabrik, die der Umgebung wenigstens etwas Eleganz verlieh.
    Die Schrebergartenkolonie von Sjöbergen war eine Idylle, die weiterleben durfte. Verborgen auf dem Plateau des Berges, schenkten die Hütten und Gärten den Menschen Ruhe. Schmale Pfade schlängelten sich wie Würmer um die Häuser, am Rand waren das Gras höher und die Hütten kleiner und weniger: Manche sahen aus, als würden sie im nächsten Augenblick abstürzen, als hätte die Erosion des Berges schon begonnen. Der Kontrast war groß zwischen dem Verkehr der Umgehung im Süden und dem Fluss im Norden.
    Auf einem Schotterweg spielten drei Kinder mit Murmeln.
    Hier lebte Adam Kieowsky mehr als die Hälfte des Jahres - mit seinen Kaninchen und Mohrrüben auf einem Stück Land. Er ruhte nicht gern, er schlief schlecht. Adam Kieowsky unternahm frühe Morgenspaziergänge. Er war nicht sehr redselig.
    »Ich hab einen frühen Morgenspaziergang zum Wasser runter gemacht«, sagte er jetzt zu den beiden Kriminalbeamten.
    Sie saßen in seinem kleinen Garten unter einem Sonnenschirm zum Schutz gegen die Sonne, die noch gar nicht bis hierher reichte. Die Hütte war klein, Furnier, Hartfaserplatten und Dachpappe bedurften der Erneuerung, über der Tür hing eine schwedische Flagge.
    Ard sagte nichts. Er sah Bourse an, der auch Verstand genug hatte, den Mund zu halten.
    »Um die Zeit ist die Strandpromenade leer, so gegen halb vier . aber diesmal hab ich einige Leute da unten gesehen.«
    Ard sagte immer noch nichts.
    Es war bequem in der Bar »Broadway«, verräuchert, aber bequem. Eine Flasche Mineralwasser auf Wides Tisch, ein Glas, ein Schälchen Erdnüsse. Der Gesang von der Bühne erreichte ihn wie ein milder, dünner Regen. Carli Torne-have, live auf der »Stena Danica«. Nicht gerade Wides Favorit, Tornehave war etwa eine Generation vor ihm, aber Wide schätzte die entspannte Distanz des alternden Carli - wie ein sympathischer, ärmlicher Sinatra. Don't talk about me when I'm gone.
    Die Fähre passierte Vinga und näherte sich der Brücke. Rundherum lag Göteborg, halb bewusstlos unter dem mörderischen Hoch.
    Göteborg. Bürger- und Arbeiterstadt, die Stadt der falschen Entscheidungen. Stadt der Gutsbesitzer. Stadt des Fußballs. Plötzlich verspürte Jonathan Wide eine unbändige Lust, einen Fußball mit einem sauberen Spanntreffer zu treten. Irgendwann in diesem Sommer würde er seinen Kumpel, den Nachtredakteur, anrufen, und sie würden zu einem weichen, schönen Fußballplatz ziehen. Sie würden sich gegenseitig den Ball zuschießen, und sie würden den siebzehnjährigen Sohn des Nachtredakteurs zwingen mitzumachen, damit es wenigstens für eine Weile so etwas wie ein Spiel auf ein Tor geben würde. Dann würden sie sich zu Hause mit Bier und einem Fußbad pflegen.
    Die Fähre hatte das Terminal erreicht und drehte jetzt langsam auf dem Fluss, wie ein steifer Wal. Wide wartete, so lange er konnte. Dann betrat er den hellen Tunnel, der wie eine Galerie war, er ging die Rampe hinunter und durch

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