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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Größenordnung das ist?«
    »Rauschgiftgeschäfte?«
    »Ja, sicher. Bullen können sich von einer Hure auf dem Rücksitz einen blasen lassen, und es ist ja auch schon vorgekommen, dass Kollegen weggucken, wenn jemand eine persönliche Rechnung begleicht. Aber das hier ist etwas anderes .«
    »Die Jungs von der Internen sind unterwegs.«
    »Die sind doch immer irgendwo unterwegs.« Ard stand auf und sah aufs Thermometer. Neunundachtzig Grad, es wurde zu anstrengend, wenn die Temperatur in einer Sauna über neunzig stieg. Eigentlich war es jetzt schon sieben, acht Grad zu warm. Bourse kratzte sich am Fuß.
    »Wir können ja mal nachdenken.«
    Sven Holte nahm die »Silvertärnan« nach Vrängö. Der Dampfer war voller junger, braun gebrannter Familien. Holte musste lange in der Schlange warten, bis alle Kinderwagen von Bord gerollt waren, dann ging er rasch zum westlichen Strand.
    Er fand eine abgelegene Stelle bei einem Rosenbusch, zog sich um und wanderte dann weit hinaus in das klare, flache Wasser. Nach fünfzig Metern tauchte er und blieb so lange unter Wasser, wie seine Lungen es erlaubten. Noch ein bisschen .
    Einmal, als Jonathan Wide frisch gebackener Polizeiassistent gewesen war, waren sie hierher gefahren, Wide, Holte und Ard und noch ein paar Männer. Es war ein langes Arbeitsessen in der Sonne, und er hatte gedacht, dass es gut werden würde. Das war lange her. Damals war er ein anderer Mensch gewesen. Auch Wide war ein anderer gewesen. Es war nicht gut geworden.
    Holte schloss die Augen. Er hörte entfernt Geräusche von spielenden Kindern am Strand. Das gefiel ihm nicht. Er schloss die Ohren.

25
    Für ihre siebzehn Jahre wirkte sie jung, er hätte sie eher für fünfzehn gehalten. Oder war es die Mode? Ihre Haaren waren kurz, auf eine Art zur Seite gekämmt, wie die Mädchen in den sechziger Jahren sie sich gekämmt hatten. Auch ihre Kleider erinnerten an die Sechziger: eng anliegendes, geripptes T-Shirt in mattem Grün, enge schwarze Hose mit angedeutet ausgestellten Hosenbeinen. Schuhe mit hohen Absätzen, fast Plateauschuhe. Eine Silberkette um den schmalen Hals. Drei Ringe im rechten Ohr. Sie war schmal, dünn. Der Körper könnte der eines Jungen sein. Sie sah aus, als hätte sie eine Woche lang nichts gegessen: dunkle Ringe unter den Augen, Krähenfüße, die es in einem so jungen Gesicht nicht geben sollte. Sie roch gut, besonders ... Er nahm ihren Duft über den Tisch wahr. Nach einer Art Frucht, tropisch vielleicht.
    »Darf ich rauchen?«
    »Ja.«
    Sie nahm eine zerknüllte Schachtel Commerce hervor und zog eine Zigarette heraus. Mit dem ersten Streichholz gelang es ihr nicht, sie anzuzünden. Das Streichholz brach mittendurch. Sie riss das nächste an und verbrannte die Zigarette fast bis zum Filter. Commerce - dass es die noch gab . Er hatte geglaubt, die Marke sei im Rauch und Staub der Mairevolutionen aufgegangen.
    Jeanette Forsell war in das Polizeipräsidium spaziert und hatte nach jemandem gefragt, »der mit dem Mord an Georg Laurelius zu tun hat«. Jetzt saß die Stieftochter des Ermordeten vor ihm.
    Ein Fragezeichen war geklärt.
    »Wir haben nach dir gesucht.«
    »Das ist nichts gegen das, was ich getan habe.«
    »Wie meinst du das?«
    Sie blies den Rauch aus und wedelte leicht mit der Hand vor ihrem Gesicht, es wirkte wie eine Imitation vom Rauchverhalten Erwachsener. Ihm fiel es schwer, vor Kindern zu sitzen, die rauchten. Die Stadt war voller Jugendlicher, meistens Mädchen, mit angezündeten Zigaretten in den Händen. Als seine eigene Tochter fünfzehn wurde, hatte er ihr gesagt, dass er kein Öre zum Führerschein dazuzahlen würde, wenn sie anfing zu rauchen. Am besten, sie lernte frühzeitig, dass es teuer war, seine Gesundheit allmählich zugrunde zu richten. Er war sich ein wenig blöd vorgekommen, als er das gesagt hatte, aber er hatte es so gemeint.
    »Ich meine, dass ich auch nach mir gesucht habe.«
    Sie nahm noch einen Zug und fing plötzlich an, leise zu weinen. Sie legte die Zigarette in den Aschenbecher, den Ard aus dem Archivschrank neben der Tür geholt hatte.
    »Wenn ich gewusst hätte .«
    Sie konnte es nicht wissen, weil sie nach Frankreich gefahren war, um nach sich selbst zu suchen. Vor zwei Wochen hatte sie den Zug nach London genommen und auf einer Bank in Covent Garden mit einer Tasche gesessen. Sie war zu Shelley's gegangen, hatte sich ein Paar Schuhe gekauft und war dann die Neal Street hinuntergewandert. An der Ecke von Neal und Shaftesbu-ry hatte sie

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