Allem, was gestorben war
war eine Frau. In Hose und Pullover, aber es war eine Frau.«
Es gab Leute, die behaupteten, die Arbeit der Polizei bestehe aus zwei Prozent Inspiration und achtundneunzig Prozent Perspiration.
Sten Ard hatte seine eigene Rechnung: Die Arbeit der Polizei bestand aus neunzig Prozent Routine und schwerer Ermittlungsarbeit, darüber hinaus drei Prozent kreativer Gedankenarbeit, fünf Prozent sinnloser Gedankenarbeit, vergeudet an einen immer schlechteren Magen, einundeinhalb Prozent Diplomatie und einem halben Prozent Idiotie.
Manchmal war Idiotie erforderlich, um den Job überhaupt auszuhalten.
Aber heute bestand er aus Perspiration. Hundert Prozent Perspiration. Ard und Bourse saßen in Ruddalens Sauna und begutachteten die Zukunft.
»Hast du noch einmal mit deinem Kumpel gesprochen, diesem Wide?«
Bourse veränderte die Lage, als ob er den Strom der Schweißtropfen besser über die Bank verteilen wollte.
»Ich glaube nicht, dass Wide uns bei dieser Ermittlung weiterhelfen kann.«
Sten Ard überlegte, wie lange er es noch so aushalten konnte. Was war sein Rekord?
»Du hast dir freigenommen.«
»Was?«
»Du hast dir gestern freigenommen. Ich hab dich angerufen.«
War Bourse nach Hause gegangen und hatte sich ins Bett gelegt?
»Die Hitze. Ich musste mal abschalten und nachdenken.«
»Dasselbe bei mir ... hab's jedenfalls versucht.«
»Dieser Wide, der war früher wohl inspirierend?«
»Perspirierend? 'tschuldigung, aber in dieser Umgebung . Wide? Ich glaub, der steckt im Augenblick ziemlich in Schwierigkeiten. Dieser Einbruch bei ihm. Dabei wurde er auch niedergeschlagen.«
Sten Ard goss eine Schöpfkeller Wasser auf den Stein, vorsichtig, dann setzte er sich auf die Bank und spürte, wie die intensive Hitze durch die Poren kroch. Wie ein unmittelbarer, fester Griff, manchmal war es ein Gefühl, als sollte er abheben.
Jetzt sollte man mal den Blutdruck messen.
»Davon hast du ja noch gar nichts erzählt.«
Ard antwortete nicht.
»Ich hab über einen Zusammenhang nachgedacht«, sagte er dann.
»Die Sache in Hoväs.«
»Ja, und Laurelius.«
»Hat der Pole Laurelius' Frau bei Varvet gesehen?«
»Tja, alle sind unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen wird. Aber sie könnte bestimmt einige Fragen beantworten.«
»Wenn sie überhaupt auf Fragen antworten kann.«
»Dasselbe Schicksal wie der Gatte?«
»Wenn es sich hier um eine Rauschgiftabrechnung handelt, dann wird kurzer Prozess gemacht.«
Bourse stand auf und ging in die Dusche. Ard sah durch die verglaste Saunaklappe, wie er seinen kräftigen Körper einseifte. Die Angewohnheiten der Menschen beim Saunabaden waren lustig, manche wuschen sich vorher, manche gingen direkt hinein, ohne den Körper überhaupt anzufeuchten. Viele setzten die Seife erst ein, wenn der Saunaaufenthalt beendet war.
Bourse wusch sich in der Halbzeit. Das wurde Ard klar, als der Kollege wieder hereinkam.
»So was hab ich noch nie gesehen.«
»Was?«
»Dass sich jemand mittendrin einseift.«
»Alles Gewohnheit. Ich hatte einen Onkel, der hat sich überhaupt nicht gewaschen. Er behauptete, seine Poren sollten sich nicht wieder schließen, nachdem sie sich erst mal geöffnet hatten.«
»Eingefleischter Saunabader?«
»Dreimal im Jahr.«
»Klingt wie eine fixe Idee. So oft?«
»Ja.«
»Muss gut gerochen haben.«
»Er wurde in ganz Redbergslid nur >Das Parfüm< genannt.«
Sten Ard lächelte. Wie gut kannte er Ove Bourse eigentlich? Bourse war noch gar nicht lange in der Abteilung. Anfangs hatte er nicht viel Humor bei dem Mann entdek-ken können, der Kontakt zwischen ihnen war rein berufsmäßig gewesen. Das könnte sich ändern. Immer öfter blitzte bei Bourse Humor auf.
»Ich glaube, wir müssen uns auf den Gipfel vorarbeiten.«
Bourse drehte sich zu Ard um.
»Laurelius' Frau kann den Spuren ihres Mannes gefolgt sein, vielleicht ist sie tot. Aber ihr Körper kann noch nicht in der endlichen Verwahrung angekommen sein.«
»Und wenn sie noch lebt?«
»Umso mehr Anlass, zu Hochtouren aufzulaufen.«
Bourse wischte sich mit dem Oberarm den Schweiß aus dem Gesicht.
»Fylke hat etwas Interessantes gesagt.«
Er sah den gequälten Ausdruck in Ards Gesicht.
»Nein, wirklich. Er sprach von missglückten Zugriffen, von unerklärlichen Zufällen und von Flops, die nicht hätten sein dürfen.«
»Und .«
»Können wir uns wirklich auf alle Kollegen verlassen?«
»Zum Teufel, nein! Aber hast du dir mal klar gemacht, worum es hier eigentlich geht und welche
Weitere Kostenlose Bücher