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Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Titel: Allen, Louise - Ballsaison in London (H218) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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Kutsche bei ihrer Ankunft mit solch grimmiger Miene, dass bald Gerüchte im Ballsaal die Runde machten, Lord Arndale habe einen vernichtenden Schlag an der Börse erlitten, sein Lieblingsrennpferd sei gestorben oder er sei von einem Ehemann herausgefordert worden. Nach kurzem Nachdenken wurden diese Gerüchte jedoch allgemein als unwahrscheinlich beigelegt. Arndale war zu gerissen, als dass er durch falsche Investitionen Bankrott machen würde, sein Stall war zu gut bestückt, als dass der Verlust eines Tieres ihn sehr schmerzen würde, und er war bekannt dafür, dass er seine Amouren äußerst diskret handhabte und um verheiratete Damen einen großen Bogen zu machen pflegte.
      An diesem Abend gerierte er zum Rätsel. Die Tatsache, dass er offenbar nicht gewillt war, zu tanzen, gab erneut Anlass für Spekulationen. Er stand an einen Pfeiler gelehnt neben seiner Tante, die Arme vor der Brust verschränkt, und betrachtete die Tanzenden mit gedankenverlorener Teilnahmslosigkeit.
      „Er ist ja soo romantisch“, erklärte eine leicht zu beeindruckende junge Dame gerade schmachtend ihrem Bruder. „Genau wie Lord Byron.“
      „Ich muss doch sehr bitten, Lizzie!“, erwiderte dieser schockiert. „Du kannst doch Lord Arndale nicht mit diesem Möchtegern-Poeten vergleichen! Mit Byron sollte man sich gar nicht abgeben – und er legt ganz schön an Gewicht zu.“
      Das Objekt ihrer Unterhaltung beobachtete seinen Cousin, wie er mit Talitha im Arm über die Tanzfläche glitt, und bemühte sich, seine mürrische Miene in den Griff zu bekommen. Sie waren ein sehr attraktives Paar, beide blond, beide so hochgewachsen, dass sie aus der Menge aufragten, und beide mit einer natürlichen Anmut gesegnet – was die Tatsache aufwog, dass William dazu neigte, über seine eigenen Füße zu stolpern, und Talitha noch nie in der Öffentlichkeit getanzt hatte.
      Im Grunde hegte er nicht die Befürchtung, dass Talitha versuchen würde, sich William zu angeln, was auch immer sie ihm vorspielte. Nur warum gerieten dann seine Gefühle so dermaßen in Aufruhr? Er legte sich einen Plan zurecht, wie er mit dem jungen Ding verfahren wollte. Sie würde sich noch wundern.
      Lady Parry hatte ihre üblichen Busenfreundinnen um sich geschart. Dem aufgeregten Geschnatter nach zu urteilen, hatte sie ihre Sache gut gemacht, Talitha auf ihren ersten Auftritt vorzubereiten.
      Die Damen seufzten und stöhnten bei dem Gedanken an das kleine Mädchen aus gutem Hause, das durch widrige Umstände gezwungen war, mit Nadel und Faden in den geschickten Fingern auf ehrsame Weise ihr Brot zu verdienen. Nick wurde schnell klar, dass seine Tante nicht nur ein paar Samen gesät und den Dingen anschließend ihren Lauf gelassen hatte, nein, sie hatte erhebliche Ausschmückungen vorgenommen.
      „Wie schrecklich, dass ein so gut gemeinter Plan der Eltern so furchtbar fehlschlagen konnte“, vertraute gerade eine Matronin einer anderen an.
      „Ganz meine Meinung“, erwiderte die andere Dame. Beiden entging, dass Nicks scharfe Ohren mithörten. „Miss Greys Vermögen bis zu ihrem fünfundzwanzigsten Lebensjahr einzufrieren, um Mitgiftjäger fernzuhalten, ist ja an sich sehr lobenswert, sie aber vorher nicht mit ausreichenden Mitteln zu versorgen …!“
      Langsam drehte Nick sich um die eigene Achse, bis er seine Tante zu Gesicht bekam. Sie blickte ihn so vollkommen unschuldig an, dass er beinahe lautlos gelacht hätte. „Biest“, tadelte er sie liebevoll, aber unhörbar, bevor er sich wieder umwandte, um nach Talitha und William Ausschau zu halten. Die Musik hatte geendet, und sie sollte eigentlich auf dem Weg zurück zu ihrer Anstandsdame sein.
      Da, dort stand sie, im Gespräch mit William, zwischen lauter aufmerksam lauschenden Gentlemen. Nick fing Williams Blick auf und ruckte leicht mit dem Kopf, um ihm zu signalisieren, dass er sie zurückzubringen hatte, doch es war bereits zu spät. Die Musik setzte wieder ein und Talitha wurde von Jack Hemsley auf die Tanzfläche geführt.

 10. KAPITEL
 
 
      I m Gegensatz zu William wusste Talitha genau, dass sie zu Lady Parry hätte zurückkehren müssen. Als ihre Anstandsdame hatte sie schließlich die Aufgabe, ihre Tanzpartner in Augenschein zu nehmen. Sie war außerdem sicher, dass sie nicht hätte zustimmen sollen, als Mr Hemsley an ihrem Ellenbogen aufgetaucht war und um den nächsten Tanz gebeten hatte. Sein Erscheinen hatte sie jedoch so verunsichert, dass sie nicht in der Lage gewesen

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