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Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Titel: Allen, Louise - Ballsaison in London (H218) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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was es wolle.
      Zum ersten Mal in seinem Leben fand Lord Arndale keine Worte. Es war sein unerfahrener Cousin, der das Richtige zu sagen wusste.
      „Tallie, du siehst absolut umwerfend aus. Darf ich um den ersten Tanz bitten?“
      Nick spürte mehr, als dass er sah, wie Talithas Blick ihn streifte und hinüber zu William glitt. Er bemerkte, wie sich ihr ängstlicher Ausdruck bei dieser offenen Bewunderung in Erleichterung verwandelte. Bevor er seine Stimme wiederfand, war sie auch schon an ihm vorbei, eine betörende Wolke aus Jasminduft zurücklassend.
      „Danke, William, das wäre sehr nett. Hier, schreibst du dich bitte auf meine Tanzkarte?“ Nick schaute zu, wie sein Cousin die gefaltete Karte mit dem winzigen Stift nahm, die von ihrem Handgelenk baumelte, und behutsam seinen Namen daraufschrieb. Undeutlich wurde er sich bewusst, dass auch seine Tante den Fuß der Treppe erreicht hatte. Abrupt wandte er sich ihr zu, um sie zu begrüßen, als Talitha eine Hand hob, um Williams Halstuch zu berühren. „Dieser Knoten gefällt mir bisher am besten“, lobte sie ihn leise.
      Betrachtete Tante Kate ihn leicht amüsiert? Niemand lachte über Nicholas Stangate! Er funkelte sie düster an, doch sie lächelte nur und flüsterte frech: „Mach den Mund zu, mein Lieber“, bevor sie zur Seite trat, um ihre Zofe mit den Umhängen für die Damen vorbeizulassen.
      Es dauerte seine Zeit, bis alle vier in der Kutsche saßen; es musste Acht gegeben werden, dass keine Röcke geknittert wurden, die hohen Seidenhüte nicht herabfielen und keine der langen Federn abknickte, die aus Lady Parrys Frisur aufragten. Schließlich war es jedoch so weit.
      Nick hoffte, dass die erzwungene Enge dazu beitrug, das Eis zu brechen zwischen Talitha und ihm, denn er hatte erkannt, dass ein guter Teil der Aufregung, die sie beim Herabsteigen der Treppe gezeigt hatte, auf ihre letzte Begegnung mit ihm zurückzuführen war. Er war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, sich für diesen Kuss zu treten, und dem Drang, ihn zu wiederholen. Im nächsten Moment gab er sich wieder als distanzierter Beobachter, der interessiert verfolgte, was ihr Verhalten über sie verriet.
      Was auch immer das Geheimnis war, das sie vor ihm verbarg, es hatte nichts mit einem Mann zu tun. Dieses unschuldige Erschrecken, als seine Lippen die ihren berührt hatten, war echt gewesen. Es war ihr erster Kuss gewesen, und er verspürte ein seltsames Gefühl der Ehrfurcht, derjenige gewesen zu sein, der ihn ihr gegeben hatte. War das ein Vorgeschmack auf das Gefühl eines Mannes, wenn er seiner Braut die Unschuld nahm? Der Gedanke schreckte ihn so auf, dass er plötzlich auf seinem Platz zur Seite zuckte und dabei William am Ellenbogen traf.
      „Tut mir leid. Ein Krampf.“ Der Gedanke, Talitha in die Geheimnisse der Liebe einzuführen, war so überwältigend erotisch, dass er dankbar für die schwache Beleuchtung im Inneren der Kutsche war. Doch es war das Wort „Braut“, das ihn wirklich erschütterte. Aus einer Hutmacherin eine Countess zu machen, noch dazu eine mit vermutlich skandalösen Geheimnissen, war in seinen Plänen nicht vorgesehen. Er brauchte keine vermögende Braut und war so begehrt, dass er sich aus den Schönheiten der gehobenen Gesellschaft die aussuchen konnte, die er haben wollte. Irgendwann plante er, eine wohlerzogene junge Dame zu finden, die sich hübsch manierlich in sein Leben eingliedern ließ, ihm Erben schenkte, sein Haus verschönerte und sein Leben im Allgemeinen erträglich machte.
      Nick biss die Zähne zusammen, schlug vorsichtig die Beine übereinander und überdachte seine Taktik. Er musste genau herausfinden, was das für ein Geheimnis war. Das war das Erste. Dann musste er dagegen angehen oder – sollte das nicht möglich sein – versuchen, es zu vertuschen. Wenn es sich um etwas wirklich Rufschädigendes handelte, würde er Miss Grey aus dem Haushalt seiner Tante entfernen und ihr mit ihrer Schule und den Logierhäusern schnellstmöglich auf die Füße helfen. Alles natürlich in sicherer Entfernung zur gehobenen Gesellschaft, das wäre das Beste und für alle Beteiligten die bequemste Lösung. In der Zwischenzeit musste er sicherstellen, dass ihr niemand einen Antrag machte. Der Gedanke an einen lauernden Skandal, der durch die Tatsache verschlimmert wurde, dass sich das Mädchen mit einem Mitglied der Gesellschaft eingelassen hatte, wäre einfach zu viel.
      In düstere Gedanken verstrickt, entstieg er der

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