Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Titel: Allen, Louise - Ballsaison in London (H218) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
Vom Netzwerk:
war, würdevoll abzulehnen.
      Es wurde eine Quadrille gespielt, und Talitha verlor fast den Mut bei dem Gedanken an die Komplexität der Schrittfolgen. Sie schlossen sich drei weiteren Paaren an, und Talitha war zuerst viel zu beschäftigt damit, sich im richtigen Moment dem richtigen Partner zuzuwenden, als dass sie Jack Hemsley viel Aufmerksamkeit geschenkt hätte.
      Nach der ersten Runde kehrte ihr Selbstvertrauen jedoch zurück, und sie entspannte sich. Mr Hemsley benahm sich glücklicherweise anständig, und hätte sie nicht gewusst, wie verabscheuenswert er sich einer schutzlosen Frau gegenüber benehmen konnte, so hätte sie sich in seiner Gesellschaft recht wohl gefühlt. Es war offensichtlich, dass er nicht die blasseste Ahnung hatte, dass er mit dem Modell für die Göttin Diana tanzte. Außerdem bezweifelte sie, dass er sich an die farblose Hutmacherin erinnerte, der er in Lady Parrys Salon zugezwinkert hatte.
      Allerdings glaubte sie fest daran, dass er jedes noch so kleine Gerücht über ihr Vermögen und ihre Verhältnisse begierig in sich aufgesogen haben musste und dass dieser Tanz sein Eröffnungszug in dem Spiel war, die neue Erbin zu umgarnen. Sie würde den kleinen Triumph, ihm förmlich für den Tanz zu danken, einen weiteren jedoch kühl abzulehnen, aus vollen Zügen genießen. Gerade hatte sie diesen Gedanken zu Ende gedacht, da lichteten sich die Reihen der Tanzenden, und sie erhaschte einen Blick auf den Earl of Stangate, der sie über den Tanzboden hinweg beobachtete.
      Seine Ablehnung war so deutlich zu spüren, als hätte er sie ihr zugerufen. Zornesröte überzog ihre Wangen.
      Dachte er denn, dass er, nachdem er sie geküsst und ihr eine Lektion erteilt hatte, hier im Ballsaal den großen Beschützer spielen konnte? Talitha schäumte vor Wut. Es war an der Zeit, dass sie ihm eine Lektion erteilte. Heute Abend würde sie ihm schon zeigen, dass sie sich nicht so leicht von irgendwelchen Dandys oder Mitgiftjägern einfangen ließ und mit einem Jack Hemsley spielend fertig wurde.
      Sie schob den Gedanken daran weit von sich, dass seine Schweigsamkeit, als sie an diesem Abend die Treppe herabkam, sie verletzt hatte. Wenn sie nämlich anfing, darüber nachzudenken, würde sie zu weinen beginnen, und das wäre höchst lächerlich. Sie brauchte Nicholas Stangates Zustimmung oder Bewunderung nicht. Auch so wusste sie, dass sie sehr hübsch aussah. Lady Parry hatte es ihr gesagt, Williams offene Bewunderung hatte es ihr bestätigt, und der Ausdruck im Gesicht der Menschen, die ihr begegneten, sprach Bände.
      Wie demütigend sie sein Verhalten empfunden hatte, als sie bebend diese endlose Treppe herabgestiegen war. Sie hatte erwartet, dass ihre Verwandlung ihm gefallen würde, dass er lächeln und seine Miene Wärme und Bewunderung zeigen würde. Stattdessen war er wie versteinert gewesen, mit einem kalten Glitzern in den Augen. Er hatte es nicht einmal für nötig befunden, wenigstens eine höfliche Floskel über seine Lippen zu bringen.
      Die düsteren Gedanken mussten sich in ihrem Gesicht gezeigt haben, denn als die letzten Töne der Musik verklangen und sie sich von ihrem Knicks erhob, fragte Jack Hemsley: „Habe ich Ihr Missfallen erregt, Miss Grey? Sagen Sie bitte nicht, ich sei für dieses Stirnrunzeln verantwortlich.“
      „Habe ich die Stirn gerunzelt? Das tut mir sehr leid. Es ist nur der … der Lärm und die Hitze. Ich bin Bälle nicht gewöhnt, müssen Sie wissen.“
      „Dann brauchen Sie ein Glas Limonade und etwas frische Luft, Miss Grey.“ Mit geübter Gewandtheit führte er sie von der Tanzfläche, einen Arm unter ihrem Ellenbogen. Lächelnd und nach allen Seiten nickend bahnte er ihnen einen Weg durch die Menge.
      „Es geht mir gut, wirklich, Mr Hemsley. Ich würde jetzt gerne zu Lady Parry zurückkehren.“ Wie konnte sie sich bloß davonstehlen, ohne eine Szene zu machen?
      „Nur einen Moment, Miss Grey, Sie sehen recht erhitzt aus. Ich habe die Befürchtung, Sie könnten ohnmächtig werden, wenn Sie sich jetzt wieder in die Enge und die Hitze stürzen. Warten Sie … ah, ja, hier.“
      Er schob eine Tür auf, und Talitha fand sich in einem kleinen Zimmer wieder, ähnlich einer Loge im Theater. Es öffnete auf einen kleinen Balkon hinaus, von wo man den Garten überblicken konnte.
      „Ich werde das Fenster ein wenig aufmachen, so, und wenn Sie sich vielleicht hierher setzen möchten …“, er klopfte einladend auf das neben ihm stehende

Weitere Kostenlose Bücher