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Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Titel: Allen, Louise - Ballsaison in London (H218) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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War dies einer seiner Männer, der ihr folgte, um dieses Geheimnis aufzudecken? Sollte das der Fall sein, so war er heute näher daran gewesen, es aufzudecken, als er ahnte.
      Als sie zur Bruton Street zurückkamen, wartete Nick bereits auf sie. Sie fanden ihn halb liegend, halb sitzend in einem Armsessel, ein Bild von solch achtloser Eleganz, dass es Talitha den Atem nahm. Er warf die Aktenmappe mit Papieren zur Seite, in der er gerade gelesen hatte, und stand auf, als sie das Zimmer betraten. Talitha stellte fest, dass ihr nie zuvor aufgefallen war, wie lang seine Beine waren oder mit welcher Leichtigkeit er sich bewegte.
      „Ein erfolgreiches Zusammentreffen?“, fragte er lächelnd. Das Lächeln schwand, als er die Besorgnis im Gesicht seiner Tante sah. „Was ist los?“
      „Ich denke, darüber sprechen wir besser beim Mittagessen, Nicholas. Talitha und ich werden gleich wieder unten sein. Bist du so gut und sagst Rainbird, dass wir uns selbst bedienen?“
      Kurz darauf setzte sich Talitha gespannt auf ihren Platz und reichte Lady Parry die Platte mit dem kalten Braten. Sie selbst nahm ebenfalls etwas und begann, das Fleisch in kleine Stücke zu zerteilen.
      „Tante Kate?“ Nick wählte eine Scheibe Roastbeef, aß jedoch nicht. „Was ist passiert?“
      „Es war nur ein dummer Gedanke von mir, weiter nichts“, wehrte Talitha ab. „Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger …“
      „Tallie glaubt, dass sie, oder vielleicht wir, verfolgt werden.“
      Nicks Brauen zogen sich zusammen. „Von wem?“
      „Von einem dünnen Mann in einem Paletot und einer Biberpelzmütze.“
      „Ich bin sicher, dass es nur ein Zufall ist“, murmelte Talitha. Seine grauen Augen sahen sie an, dann zog er eine Braue hoch.
      „Und wie oft hat sich dieser ‚Zufall‘ ereignet?“
      „Mindestens vier Mal“, musste sie zugeben. „Drei Mal habe ich ihn selbst gesehen, aber ich weiß, dass er auch vorher bereits da gewesen sein muss – vielleicht einmal, vielleicht öfter – darum ist er mir ja jetzt aufgefallen.“
      „Hat er sich euch genähert? Euch angesprochen?“
      Talitha schüttelte den Kopf. Lady Parry fügte indes hinzu: „Ich bin mir sicher, dass er etwas Kriminelles vorhat. Vielleicht studiert er unser Kommen und Gehen für einen geplanten Einbruch. Denk an den armen Mr Harland!“
      Einen Moment lang spiegelte Nicks sonst so beherrschte Miene Überraschung und Besorgnis wider. Mit einem Ruck wandte er sich seiner Tante zu. „Harland? Was ist mit ihm geschehen?“
      „Bei ihm wurde eingebrochen“, erklärte Lady Parry. „Es ist schrecklich, wie gesetzlos London wird.“
      „Was wurde denn gestohlen?“
      „Nichts, anscheinend. Sie haben lediglich zwischen den Leinwänden gestöbert.“
      „Das ist ja interessant“, murmelte er wie zu sich selbst. „Hochinteressant.“
      „Was sollen wir wegen dieses Mannes mit der Bibermütze unternehmen, Nicholas, mein Lieber?“
      „Geht nirgendwohin, ohne dass zwei der kräftigeren Lakaien euch begleiten, und sagt dem Kutscher, er soll den Vorderlader mitnehmen. Ich spreche mit Rainbird. Mach dir keine Sorgen, Tante Kate – sollte dieser Mann unlautere Absichten haben, wird er sehr bald erkennen, dass du gut beschützt wirst, und sich anderweitig umsehen.“
      Offensichtlich war Lady Parry beruhigt und fing an, begeistert von ihrem zukünftigen Porträt zu schwärmen. Tallie hingegen blieb nervös. Sie zwang sich, ihr Fleisch zu essen und ein wenig an ihrem Weißwein zu nippen, während sie Nick durch gesenkte Wimpern hindurch beobachtete. Sie sah ihm an, dass er angestrengt nachdachte, trotz des konstanten Stroms oberflächlicher Unterhaltung, den er seiner Tante gegenüber aufrechterhielt.
      Nachdem sie aufgestanden waren, hielt er sie zurück. „Tallie, ich würde gerne kurz mit dir sprechen, wenn ich darf.“
      Sie warf einen gehetzten Blick auf die Türen des Speisesaales, die sich gerade hinter Lady Parry schlossen. Aus seinem Mund klang ihr Kosename verführerisch süß.
      „Ich verspreche, dass ich dich nicht küssen werde“, verkündete er aufreizend. Misstrauisch kniff sie die Augen zusammen, und er fügte hinzu: „Oder irgendetwas anderes tun werde, bei dem ich mir unsere – wie hast du es genannt – unglückselige körperliche Anziehungskraft zunutze machen würde.“
      „Gut.“ Unauffällig schob Talitha sich um den Tisch herum. Trotz seines Versprechens fühlte sie sich mit

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