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Aller guten Dinge sind vier

Aller guten Dinge sind vier

Titel: Aller guten Dinge sind vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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war. Es war schon spät gewesen, im Laden nicht viel los. Die Frau war recht gesprächig gewesen und hatte ein wenig Abwechslung in die nächtliche Langeweile gebracht.
    Ich steckte Maxines Foto in meine Umhängetasche und machte mich auf den Weg zum 7-Eleven, um die Identifizierung bestätigen zu lassen. Ich parkte direkt vor dem Laden und schaute durch die einbruchssicheren Glasfenster zur Kasse. Vier Männer standen dort und warteten, drei in Anzügen, die von der Hitze und einem langen Arbeitstag zerknittert waren. Als ich in den Laden hineinging, waren es nur noch zwei Männer. Ich wartete, bis sie ihre Einkäufe bezahlt hatten, dann stellte ich mich der Frau an der Kasse vor.
    Sie bot mir die Hand. »Helen Badijian. Ich bin die Nachtgeschäftsführerin. Wir haben am Telefon miteinander gesprochen.«
    Sie trug das braune Haar zu einem Zopf geflochten, der ihr bis zu den Schultern reichte, und ihr Gesicht war mit Ausnahme der schwarzumrandeten Augen ungeschminkt.
    »Ich hab das am Telefon nicht ganz verstanden«, sagte sie. »Sind Sie von der Polizei?«
    Ich bemühe mich im allgemeinen, eine direkte Antwort auf diese Frage zu vermeiden. »Vollstreckungsbeauftragte, es geht um Kautionsflucht«, sagte ich und überließ es Helen zu glauben, was sie wollte. Natürlich hätte ich nie vorgegeben, zur Polizei zu gehören. Es ist nicht klug, sich als Polizeibeamtin auszugeben. Aber wenn jemand mich mißverstand, weil er nicht richtig aufpaßte … Das war nicht mein Problem
    Helen sah sich Maxines Foto an und nickte. »Ja, das ist sie. Sie ist jetzt nur braungebrannt.«
    Damit wußte ich zwei Dinge. Maxine lebte, und sie hatte Zeit, in der Sonne zu sitzen.
    »Sie hat zwei Packungen Zigaretten gekauft«, berichtete Helen. »Menthol. Und eine große Cola. Sie sagte, sie hätte noch eine lange Fahrt vor sich. Ich hab sie gefragt, ob sie nicht ein Los kaufen will, weil sie das sonst immer tut – sie kauft jede Woche ein Los. Aber sie hat nein gesagt. Sie sagte, sie hätte einen Lotteriegewinn nicht mehr nötig.«
    »Sonst noch was?«
    »Nein, das war’s schon.«
    »Haben Sie gesehen, was für einen Wagen sie gefahren hat?«
    »Tut mir leid. Darauf hab ich nicht geachtet.«
    Ich ließ meine Karte da und bat Helen, mich anzurufen, wenn Maxine wieder erscheinen sollte. Ich war ziemlich sicher, daß die Karte im Müll landen würde, sobald ich aus dem Laden war, aber ich ließ sie trotzdem da. Die meisten Leute waren durchaus bereit, mit mir zu reden, wenn ich ihnen von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, aber eigene Initiative zu entwickeln, zum Beispiel einen Anruf zu machen, lehnten sie ab. Das roch so nach Verpfeifen, und jemanden zu verpfeifen war uncool.
    Ich setzte mich ans Steuer und fuhr noch einmal an den Brennpunkten vorbei… Margies Haus, Maxines Haus, Kuntz’ Haus, Mama Nowickis Haus und dem Diner. Nirgends was Verdächtiges. Ich konnte es kaum erwarten, den nächsten Hinweis der Schnitzeljagd in die Hände zu bekommen, aber in der Howser Street waren noch Leute unterwegs. Mrs. Nowickis Nachbar sprengte seinen Rasen. Zwei Jungs übten Bordsteinsprünge mit ihren Skateboards. Ich warte besser, bis es ganz dunkel ist, dachte ich mir. Noch zwei Stunden, dann würde die Sonne untergehen, und alle würden sich in ihre Häuser verkriechen. Und ich konnte mich im Schatten an meine Beute ranpirschen und würde, so hoffte ich, keine Frage beantworten müssen.
    Als ich nach Hause kam, saß oben im Flur Joe Morelli, den Rücken an die Wand gelehnt, die langen Beine vor sich ausgestreckt und an den Knöcheln gekreuzt. Neben ihm stand eine braune Papiertüte, und der ganze Flur roch nach Fleischklößen und Marinarasoße.
    Ich sah ihn fragend an, ohne was zu sagen.
    »Ich wollt nur mal kurz Hallo sagen«, erklärte Morelli und stand auf.
    Mein Blick wanderte zu der Tüte hinunter.
    Morelli lachte. »Abendessen.«
    »Riecht gut.«
    »Schrippen mit Fleischklopsen von Pino. Sie sind noch heiß. Ich bin eben erst gekommen.«
    Normalerweise hätte ich Morelli nicht in meine Wohnung gelassen, aber es wäre ein Sakrileg gewesen, Pinos Fleischklopse zurückzuweisen.
    Ich sperrte auf, und Morelli folgte mir rein. Ich ließ meine Umhängetasche auf den kleinen Tisch im Flur plumpsen und ging in die Küche, holte zwei Teller aus dem Wandschrank und stellte sie auf die Arbeitsplatte.
    »Es fällt mir schwer zu glauben, daß das ein rein freundschaftlicher Besuch ist.«
    »Na ja, vielleicht nicht nur«, antwortete Morelli, so

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