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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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die in Vorortgärten hausen. Aber ein freilaufendes Tier stört die Pferde. Auch sie brauchen ihren Schlaf.
    Barbourjacke und Stiefel warten gleich neben der Küchentür. Danforth streift seine Jacke über und steigt in die Gummistiefel. Rasch überquert er den Parkplatz, wo sein Range Rover in einsamer Pracht steht. Romillys Fiat und Randolphs Porsche sind nicht zu sehen. Wahrscheinlich schaut Romilly gerade einen langweiligen Film mit Untertiteln, während Randolph sich mit irgendwelchen ganz und gar unpassenden Mädchen herumtreibt und diese reizende Clary betrügt. Danforth umrundet das Haus. Lester, der Stallkater, löst sich aus der Dunkelheit und streicht ihm um die Beine. War er etwa der Ursprung der Gerüchte über die große Katze?
    Der Hof ist immer noch hell erleuchtet. Ein paar Pferde lugen noch schläfrig aus ihren Boxen, doch die meisten haben sich wieder zurückgezogen. Die Uhr über dem Torbogen zeigt fünfundzwanzig Minuten nach Mitternacht. Das Gras wirkt grau im Mondlicht, die Stalltüren gespenstisch weiß. Lester streunt fröhlich zwischen den mit Plastikplanen abgedeckten Heuballen umher, den Schwanz kerzengerade in die Luft gereckt. Sonst ist nichts und niemand zu sehen.
    Danforth Smith stapft zurück zum Haus. Vielleicht kann er ja jetzt endlich schlafen. Auf jeden Fall wird er sich einen Brandy gönnen, vielleicht sogar einen doppelten. An der Tür zur Küche bleibt er stehen und zieht die Stiefel aus. Erst da bemerkt er sie: eine tote Schlange auf der Türschwelle.

[zur Inhaltsübersicht]
    9
    Früher Morgen in Slaughter Hill: Die Pferde donnern über die Galoppbahn. Caroline hockt im Sattel auf dem Rücken eines grauen Wallachs und kann nur hoffen, dass er stehen bleiben wird, wenn sie das will. Sie hat am Abend zuvor zu viel getrunken, und so was merkt das Pferd, auch wenn es ihrem Vater nicht aufgefallen ist. Danforth Smith, selbst nicht ganz auf der Höhe nach seiner gestörten Nachtruhe, sitzt im Büro und erledigt die Nennungen. Von der Schlange hat er niemandem erzählt. Kater Lester hat das tote Tier inzwischen auf dem Komposthaufen gefunden und es hinter die Scheune geschleppt, um es genauer in Augenschein zu nehmen. Len Harris, der Stallmeister, bereitet den zweiten Pulk Pferde vor, hilft einem jungen Jockey in den Sattel und hängt missmutigen Gedanken über das Einwanderungsgesetz nach. Romilly Smith ist im Bad und rüstet sich für das harte Tagwerk des Vorhänge-Entwerfens. Randolph schläft noch.
    Len Harris streckt den Kopf zur Bürotür herein.
    «Dieser Neue, Ali Baba oder wie er heißt, ist ganz schön eingebildet, was?»
    Danforth seufzt. Er ist selbst kein Musterbeispiel an politischer Korrektheit, aber Lens beiläufige Fremdenfeindlichkeit macht ihm zu schaffen.
    «Er heißt Mikelis», sagt er. «Er stammt aus Lettland, und er ist ein erstklassiger Jockey.»
    «Wenn Sie’s sagen», brummt Len. Er arbeitet seit zwanzig Jahren in Slaughter Hill, und Danforth könnte den Stall ohne ihn gar nicht weiterführen. Manchmal wünscht er sich allerdings, er könnte.
    «Ich muss heute Vormittag noch ins Museum», sagt er. «Halten Sie hier die Stellung?»
    «Aber klar doch, Chef.» Manchmal spielt Len den alten Getreuen ganz überzeugend. Fehlt nur noch, dass er einen Bückling macht. Danforth lässt sich davon keine Sekunde täuschen, doch es hilft ja nichts, er braucht Len. Caroline ist gut in Verwaltungsdingen, aber sie ist nicht streng genug mit den Pferden und auch nicht mit den Besitzern. Und Randolph … Diesen Satz denkt Danforth gar nicht erst zu Ende.
    «Ich bin mit einer Archäologin verabredet», sagt er und wendet sich wieder seinen Unterlagen zu. «Hoffentlich ist sie nicht zimperlich.»
     
    Ruth ist alles andere als zimperlich, doch als sie den Wagen vor dem Museum abstellt, hofft sie trotzdem, dass dort inzwischen sämtliche Spuren von Neil Tophams Todeskampf beseitigt wurden. Sie hat nur knapp vier Stunden geschlafen und fühlt sich der Aussicht auf Blutflecken oder Polizeiabsperrband nicht gewachsen. Doch als sie auf das Gebäude zugeht, strahlt dieses etwas Selbstgefällig-Zugeknöpftes aus, als stünde es schon seit Jahren leer. Ein Schild an der Tür verkündet: «Bis auf Weiteres geschlossen.»
    Es scheint kaum vorstellbar, dass drinnen jemand ist, doch kaum hat Ruth geklingelt, wird die Tür auch schon geöffnet. Als hätte der Mann auf der Lauer gelegen.
    «Doktor Galloway? Ich bin Danforth Smith. Kommen Sie doch herein.»
    Ruth erkennt Danforth Smith

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