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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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vom Samstag zuvor, doch sie sieht ihm an, dass er sich nicht an sie erinnert. Aber er ist höflich, fast schon huldvoll, als er sie durch die staubige Eingangshalle führt. Obwohl das Museum gerade erst zwei Tage geschlossen ist, macht es bereits einen merklich vernachlässigten Eindruck. Neben der Tür liegen achtlos beiseitegeschobene Briefe, und um den Kopf des Alks ranken sich schon die ersten Spinnweben.
    «Wie schön, dass Sie kommen konnten», sagt Danforth. «Sie sind doch sicher eine vielbeschäftigte Dame.»
    Ruth lächelt. Sie bestreitet weder, dass sie vielbeschäftigt ist, noch erwähnt sie, dass sie das Wort «Dame» nicht leiden kann. Das hätte auch wenig Sinn; wie bei Nelson, so ist wohl auch bei Smith Hopfen und Malz verloren. Außerdem will sie unbedingt die berüchtigte Knochensammlung sehen.
    Danforth führt sie durch den Saal für Naturgeschichte, wo ihre Schritte von den schwarzweißen Fliesen widerhallen. Ruth versucht, nicht an die vielen Glasaugen zu denken, die sie beobachten.
    «Wann macht das Museum denn wieder auf?», fragt sie.
    «Weiß der Himmel.» Danforth Smith bleibt stehen, um einen sichtlich räudigen Dachs zu mustern, der seinen Blick verdrossen erwidert. «Ich muss erst einen neuen Direktor finden, und nach dem, was dem armen Neil zugestoßen ist, werden sich die Leute nicht gerade um die Stelle reißen.»
    «Wissen Sie denn schon, wie er gestorben ist?» Um nicht zu sensationslüstern zu wirken, setzt Ruth eilig hinzu: «Ich habe ihn letzten Samstag gefunden.»
    Danforth mustert sie mit neu erwachtem Interesse. «Das tut mir leid … das war mir nicht klar. Nein, etwas Definitives konnte noch nicht gesagt werden. DCI Nelson sprach von einer Lungenblutung.»
    «Nelson?»
    «Ja. Dieser Ermittler. Ein etwas ungeschliffener Diamant, aber durchaus fähig, scheint mir.»
    «Ich kenne Nelson.»
    «Das wundert mich nicht, bei Ihrer Arbeit.»
    «Stimmt.»
    «Nun ja.» Danforth wendet sich wieder von dem Dachs ab. «Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass Nelson glaubt, Neil sei eines natürlichen Todes gestorben. Allerdings …»
    Ruth wartet. Die Fähigkeit zu wissen, wann man besser schweigt, hat sie mit Nelson gemeinsam.
    «Doktor Galloway, haben Sie schon einmal von den Elginisten gehört?»
    «Von denen hat mir erst kürzlich jemand erzählt.»
    «Ach ja?» Danforth sieht sie an, und Ruth findet, dass er müde, fast schon ausgemergelt aussieht. Bisher war Lord Smith ihr nicht sonderlich sympathisch, doch nun tut er ihr auf einmal beinahe leid.
    «Vor etwa einem Jahr bekam ich einen Brief von einer Gruppe, die sich die Elginisten nennt. Sie forderten die Rückgabe der … der Kunstgegenstände, die ich Ihnen zeigen möchte. Offenbar haben sie auch an Neil geschrieben. Scheußliche Briefe, in denen sie ihm drohen und behaupten, er wäre in Lebensgefahr.»
    Ruth wird ganz schwindelig. Sie betrachtet die ausgestopften Tiere und beneidet sie um ihr künstliches Waldidyll. Haben Cathbad und seine Freunde tatsächlich Drohbriefe an Neil Topham geschrieben? Auszuschließen ist das nicht, und diese Einsicht ruft Erinnerungen wach, an die Ruth eigentlich lieber nicht gerührt hätte. Hat Cathbad etwas mit dem Tod des Museumsdirektors zu tun? Und was ist mit Bob Woonunga, ihrem reizenden, Didgeridoo spielenden Nachbarn? Was ist seine Rolle bei der Sache?
    «Glaubt Nelson …», ihre Stimme klingt ihr seltsam piepsig in den Ohren, «glaubt Nelson, die Briefe haben etwas mit Neils Tod zu tun?»
    «Ich denke nicht», sagt Danforth. «Aber es ist schon ein eigenartiger Zufall, finden Sie nicht?»
    «Allerdings.»
    «Diese ganze Geschichte ist eigenartig. Dass Neil einfach so tot umfällt, neben dem Sarg des Bischofs. Natürlich glaube ich nicht an Flüche …» Er lacht. «Aber seltsam ist es trotzdem.»
    «Was ist denn mit dem Sarg passiert?», fragt Ruth. «Er ist doch sicher nicht mehr hier?»
    Jetzt wirkt Danforth Smith ernstlich überrascht. «Ich dachte, das wüssten Sie? Er ist in der Universität. In Ihrer Universität. Offenbar benötigt er ein geschütztes Umfeld. Phil Trent meinte, er wolle ihn kommende Woche öffnen. Diesmal in ganz kleinem Rahmen. Er meinte, Sie wären auch dabei.»
    Besten Dank auch, Phil, denkt Ruth. Den Sarg hatte er bei dem Gespräch in der Cafeteria mit keinem Wort erwähnt; er war ja auch viel zu beschäftigt damit, über Bananen und natürliche Geburtsmethoden zu reden.
    «Wo sind denn nun die Knochen, die ich mir ansehen soll?», fragt sie.
    «Hier

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