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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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starke Gedichte.»
    Inzwischen ist es fast dunkel, und das Holz entzündet sich rasch. Cathbad und Bob heben sich in ihren Umhängen vor den Flammen ab. Gleich hinter ihnen sieht Ruth Caroline, deren langer Rock sich bauscht. Dann zuckt sie zusammen, als ein lautes Donnern die Dunkelheit zerreißt.
    «Das ist nur ein Clapstick», sagt eine Stimme hinter ihnen. Es ist die Referentin vom Vormittag, Alkira Jones. Sie lächelt aufmunternd. «Oft nennt man sie auch Schlaghölzer. Es sind traditionelle australische Musikinstrumente.» Ruth sieht, dass Cathbad und Derel Assinewai, der andere Referent, sich mit langen, verzierten Stäben bewaffnet haben, die sie nun begeistert aneinanderschlagen und so einen donnernden Rhythmus erzeugen. Bob zieht ein brennendes Holzscheit aus dem Feuer. «Feuer ist unser Tor zur Traumzeit», sagt er. «Gebt euch dem Feuer hin.»
    Bumm, bumm. Immer weiter geht der erbarmungslose Rhythmus. Ruth spürt den Rauch in Mund und Nase. Das Feuer riecht auffallend stark, als würde Harz darin verbrannt. Ihr wird ganz schwummerig. Zu Max’ Füßen hört sie Klaudia winseln.
    Ruth sieht Max direkt an. «Möchtest du noch mit zu mir kommen?»

[zur Inhaltsübersicht]
    20
    Auch Nelson geht einem Ritual nach. Er sitzt am Strand von Brighton und isst Fish ’n’ Chips aus einer Papiertüte. Aus Zeitungspapier hat das immer besser geschmeckt, findet er. Warum benutzt man heute eigentlich kein Zeitungspapier mehr? Er fragt Michelle danach.
    «Aus hygienischen Gründen», antwortet sie fachkundig. Sie hat ihre Portion schon verspeist und tupft mit angefeuchtetem Zeigefinger die letzten Salzkörner aus der Tüte. Nelson sieht ihr mit echter Freude dabei zu – es kommt so selten vor, dass sie einmal etwas derart Kalorienreiches isst. Er selber ist aus irgendeinem Grund nicht besonders hungrig. Er wirft eine seiner Fritten auf den steinigen Strand, und sofort stürzen sich drei Möwen darauf. Es wird langsam kühler, auch wenn die Sonne ihnen noch das Gesicht wärmt. Hinter ihnen spielt das Kinderkarussell seine fröhliche, herzzerreißende Melodie, und vom Kai her dringt das Kreischen der Leute auf der Achterbahn herüber. Ein Grüppchen junger Frauen mit Bunnyohren stolpert an ihnen vorbei, schlängelt sich zwischen den Liegestühlen hindurch und lässt sich auf den abschüssigen Kiesstrand fallen.
    «Junggesellinnenabschied», bemerkt Michelle.
    Es war ihre Idee, den Tag in Brighton zu verbringen. Das Essen am Freitagabend war ein Reinfall. Nelson ist viel zu spät heimgekommen, und am Ende des Abends war Michelle in Tränen aufgelöst. Doch am Samstagmorgen erwachte sie in entschlossen positiver Stimmung. Warum nicht nach Brighton fahren und Rebecca besuchen? Es ist zwar nicht ganz nah, aber sie könnten Rebecca zum Mittagessen ausführen und damit gleich auch Harrys Geburtstag nachfeiern. Und es war tatsächlich ein guter Tag. Rebecca hat ihnen unmissverständlich klargemacht, dass sie nur eine Stunde Zeit hat, aber dann waren sie doch zusammen bei Browns zum Mittagessen und haben ihr noch etliche pastellfarbene Objekte für ihr Zimmer gekauft. Nelson hat sich zwar gefragt, wie viele Zierkissen und Lichterketten eine einzelne Studentin tatsächlich braucht, aber er hat geschwiegen. Läden, die hübsche Spiegel verkaufen und konsequent keine Großbuchstaben verwenden, machen ihn immer nervös.
    Nachdem Rebecca abgezogen war, um mit ihren Freunden ins Kino zu gehen, haben Nelson und Michelle Touristen gespielt. Sie haben einen Einkaufsbummel durch die Lanes gemacht, haben den Royal Pavilion aus der Ferne bewundert und sind die Promenade entlangflaniert. In der Spielhalle hat Nelson sich darauf versteift, ein bestimmtes Stofftier aus einem Spielautomaten zu angeln. Er warf ein Zwanzig-Pence-Stück nach dem anderen ein, nur um dann zusehen zu müssen, wie die weiße Plüschkatze dem schwachen Griff des mechanischen Greifarms immer wieder entglitt.
    «Reiner Nepp», erklärte er schließlich. «Das geht gar nicht.» Doch als er kurz darauf einen Mann mit gleich drei Plüschkatzen abziehen sah, kannte seine Empörung keine Grenzen.
    «Was willst du denn überhaupt mit einem Plüschtier?», wollte Michelle leicht pikiert wissen.
    «Es geht ums Prinzip», hat Nelson zurückgegeben.
    Jetzt sitzen sie am Strand und sehen zu, wie die Stadt sich für den Abend rüstet. Die Familien verschwinden, stattdessen tauchen weitere Junggesellinnen-Grüppchen auf (mit «Vorsicht, Ehe-Anfängerin»-Schildern und

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