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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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Pferde. Wahrscheinlich ist er im Haus.»
    «Können wir durch die Stallungen gehen?», fragt Judy.
    «Wär mir lieber, wenn Sie’s nicht täten», sagt Harris. «Die Tiere sind empfindlich, nachher regt sie das noch auf.»
    Das hat ihn vorher doch auch nicht gestört, denkt Judy. Es passt ihr nicht, den Rückzug antreten zu müssen; das ist, als würde sie vor Clough das Gesicht verlieren. Doch wie sich herausstellt, ist ihr Kollege heilfroh, den furchterregenden Bestien nicht zu nahe kommen zu müssen.
    «Sind die groß», wiederholt er immer wieder, als sie außen an der Mauer entlang um den Hof gehen. «Richtig riesig. So was ist doch nicht richtig.»
    «Ich finde sie wunderschön», sagt Judy. «Früher wollte ich mal Jockey werden.»
    Clough lacht spöttisch. «Weiber werden doch keine Jockeys.»
    «Und ob», entgegnet Judy. «Es sind sogar schon Frauen beim Grand National geritten.»
    «Du bist viel zu schwer.»
    «Schönen Dank auch.»
    «Du weißt schon, wie ich das meine. Als Jockey muss man spindeldürr sein.»
    Judy merkt, dass er versucht, zurückzurudern. Trotzdem freut sie sich insgeheim, als er vom Weg abkommt und mitten in einen Haufen Pferdeäpfel tritt.
     
    Randolph wartet schon draußen vor dem Haus. Jemand muss ihn informiert haben, dass sie kommen. Judy, die ihn bei ihrem letzten Besuch nicht kennengelernt hat, ist erstaunt, wie attraktiv er ist. Er sieht aus wie der Held aus einem Schauerroman, was durch die recht langen schwarzen Haare und die leicht zerstreute Art nur noch verstärkt wird. Clough hingegen findet, dass er aussieht wie ein arroganter Schnösel.
    Randolph reicht Judy die Hand. «Vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Wo ist denn DCI Nelson?»
    «Er ist im Augenblick verhindert», sagt Judy. «Ich bin Detective Sergeant Johnson, und das ist Detective Sergeant Clough.» Sie merkt, wie Randolph Clough mustert. Wahrscheinlich glaubt er, Clough hätte das Kommando, weil er der Mann ist.
    «Gehen wir doch rein», sagt Randolph. «Dort können wir besser reden.» Es hört sich an, als wollte er eigentlich «sicherer» sagen.
    Sie folgen Randolph ins Haus, und Clough wischt sich unauffällig die Füße an der Fußmatte ab. Wie Nelson vorher, so ist jetzt auch Judy überrascht, wie modern das Haus eingerichtet ist. Kein Erbstück, kein Andenken scheint mehr an das einstige Haus der Familie Smith zu erinnern. Alles wirkt so nagelneu und gesichtslos, als käme es direkt aus dem Katalog. Randolph führt sie durch eine hochmoderne Küche, die ganz aus gebürstetem Stahl und roten Schranktüren besteht (Kaffee wird ihnen keiner angeboten), in ein Arbeitszimmer voller Pokale und Pferdefotos. Judy überlegt, ob das wohl das Arbeitszimmer seines Vaters ist. Kommt es Randolph Smith gar nicht seltsam vor, hier so kurz nach dessen Tod schon Gäste zu empfangen? Oder hat er vielleicht sein Leben lang genau darauf gewartet?
    Randolph setzt sich an den Schreibtisch. «Ma ist unterwegs», sagt er, obwohl niemand nach dem Aufenthaltsort seiner Mutter gefragt hat. «Und Caroline treibt sich mit ihren verrückten Freunden irgendwo herum. Wir sind also ganz unter uns.»
    «Was ist mit Ihrer anderen Schwester?» Judy denkt an die gesichtslose Stimme zurück.
Herrgott noch mal, Randolph …
    «Ach, Tammy konnte gar nicht schnell genug wieder nach London kommen. Sie hält es nicht so lange mit uns Landeiern aus. Zur Beerdigung kommt sie dann wieder.»
    «Steht schon ein Termin fest?», fragt Judy angelegentlich.
    «Donnerstag.» Randolph betrachtet seine Hände. «Die Beerdigung ist am Donnerstag. Donnerstag, der zwölfte.»
    Dann schweigt er. Judy wechselt einen Blick mit Clough.
    «Sie hatten von neuen Hinweisen gesprochen?», fragt sie auffordernd.
    «Ja», sagt Randolph. Seine Augen, die Judy erst für schwarz gehalten hat, sind in Wirklichkeit von einem sehr dunklen Blau. Er fährt sich mit der Hand durchs Haar, sodass es wie eine Elvis-Tolle absteht.
    «Hören Sie, Officer … Wir kennen uns nicht gut, und was ich Ihnen jetzt sagen werde, klingt wahrscheinlich ziemlich seltsam, aber ich schwöre Ihnen, ich bin nicht auf Drogen, und ich habe auch keinen … keinen Nervenzusammenbruch oder so was. Es sind einfach in letzter Zeit ein paar merkwürdige Dinge passiert, und ich glaube, sie könnten mit dem Tod meines Vaters in Zusammenhang stehen. Das ist es eigentlich schon.» Er sieht sie mit einem bezaubernden Augenaufschlag an. Judy lächelt.
    «Erzählen Sie es uns doch einfach», sagt sie.
    «Also,

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