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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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tobendes Etwas aus Muskeln und Zorn. Jetzt wirkt er wie das perfekte Reitpferd: feurig, aber doch beherrscht. «Bis später», ruft Randolph, dann galoppiert er hufeschlagend mit dem Necromancer in die Nacht hinein.
    Judy sieht ihnen mit offenem Mund nach. «Ich dachte, Randolph versteht nichts von Pferden.»
    «Wer hat Ihnen denn das erzählt?», meint Caroline entrüstet. «Er ist ein hervorragender Reiter.»
     
    Ruth steht am Schlafzimmerfenster und hält Flint weiterhin im Arm. Der Sturm tobt jetzt noch lauter, die verkümmerten Bäume im Garten werden hin und her gepeitscht. Bob hat eine weitere Runde um die Glut gedreht, nun bleibt er stehen und hebt seinen Stab eindeutig in ihre Richtung. Ist das ein Gruß oder eine Drohung? Ruth kann es nicht sagen, denn Bob dreht sich gleich wieder um und zwängt sich durch das Gestrüpp hindurch zurück in seinen eigenen Garten. Das Feuer ist jetzt fast erloschen. Ruth schaut auf den Wecker auf ihrem Nachttisch. Fast zwei. Sie denkt an das Krankenhaus, so viele Kilometer weit weg in dieser sturmgepeitschten Nacht. Was mag mit Nelson sein? Lebt er noch oder ist er tot? Erreicht die Seele um drei Uhr morgens nicht ihren Tiefpunkt, weshalb um diese Zeit auch so viele Menschen sterben? Flint maunzt, und sie setzt ihn auf den Boden. Sie hört ihn noch missmutig durchs Zimmer stromern, als sie sich ins Bett legt. Eigentlich rechnet sie damit, noch stundenlang wach zu liegen, doch als sie die Augen schließt, schläft sie sofort ein.
     
    Mit Carolines Handy fordert Judy eine bewaffnete Einsatzstaffel an. In einem Punkt hat Tamsin nämlich die Wahrheit gesagt: Die Leitungen sind tatsächlich tot. Auch mit Whitcliffe telefoniert sie; er stellt zahllose unangenehme Fragen («Warum sind Sie überhaupt da hingefahren?»), erklärt dann aber, er werde sich auf den Weg machen. Danach schickt Judy noch eine Einheit zu Len Harris’ Wohnung und einen Streifenwagen der Londoner Polizei zu Tamsins Stadthaus.
    «Aber ihre Kinder …» Caroline verzieht verzweifelt das Gesicht.
    An die hätte Tamsin vielleicht denken sollen, bevor sie unter die Drogenschmuggler gegangen ist, denkt Judy. Laut sagt sie: «Sie machen das sicher ganz diskret.» Aber wie diskret kann man schon um zwei Uhr morgens an eine Tür klopfen? Die Zeit liest sie von Carolines Wohnzimmeruhr ab, einem merkwürdigen Gebilde aus Chrom, das Dalís berühmten flüssigen Uhren nachempfunden ist. Es passt perfekt zu dieser surrealen Nacht. Ist sie tatsächlich mit einer Pistole bedroht, von Clough gerettet und dann auf engstem Raum mit einem wildgewordenen Gaul zusammengepfercht worden? Es muss wohl so gewesen sein. Da sitzt Clough und lässt sich von Caroline das Bein verbinden. Der Necromancer hat ihm mit seinem Huf eine tiefe Wunde am Schienbein geschlagen, die heftig blutet. Caroline meint, er bräuchte eine Tetanusspritze. Clough brummt nur skeptisch. Und Judy hat das Gefühl, dass Caroline froh ist, sich praktisch betätigen zu können. Solange sie mit Desinfektionssalbe und Watte hantiert, wirkt sie ganz gefasst und gesammelt, doch kaum ist sie mit dem Verbinden fertig, sinkt sie in einen Sessel und vergräbt den Kopf in den Händen. Judy tätschelt ihr die Schulter.
    «Ganz ruhig.» Doch das hat bei Caroline genauso wenig Erfolg wie vorher beim Necromancer – wahrscheinlich, weil man in einer solchen Lage einfach nicht ruhig bleiben kann.
    Das Klappern von Hufen draußen trägt nur noch mehr zu der unwirklichen Atmosphäre bei.
Der Räuber kam geritten zu des alten Gasthofs Tür.
Das Gedicht hat Judy in der Schule gelernt. Wenn sie sich recht erinnert, geht es nicht gut aus. Die Tür fliegt auf, und Randolph kommt herein, einem Räuber gar nicht unähnlich in seiner Jeans und dem weißen Hemd, nass bis auf die Haut, das schwarze Haar zerzaust.
    «Keine Spur von ihnen.»
    «Lens Wagen steht aber noch draußen», sagt Caroline.
    «Welcher ist das?» Judy kann sich die Frage nicht verkneifen.
    «Der Ferrari.»
    Treffer.
    «Tammys Wagen habe ich nirgendwo gesehen. Und das Tor ist mit dem Vorhängeschloss verriegelt.»
    «Sie hat uns eingeschlossen», sagt Judy. «Tamsin hat uns eingeschlossen, damit Harris uns abknallen kann. Er hat mir eine SMS geschrieben, die angeblich von Ihnen kam, und mich zum alten Tor bestellt. Als ich dort ankam, hat er mich mit einer Pistole bedroht.»
    Randolph mustert sie einen Moment lang eingehend. «Wie sind Sie denn auf die Sache mit den Drogen gekommen?», fragt er.
    Judy erzählt ihm von

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