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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch
Autoren: Elly Griffiths
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den Packeseln und dem Kondom im Pferdemist. An der Stelle muss Clough laut lachen, doch Randolph und Caroline sehen weiterhin tief betroffen drein. Randolph fröstelt, und Caroline reicht ihm eine Decke, die er sich um die Schultern legt.
    «Aber was ist mit den ganzen anderen Vorfällen?», fragt Randolph. «Den Schlangen und den Männern im Wald? Das habe ich mir doch nicht eingebildet.»
    Caroline gibt einen eigenartigen Laut von sich, der irgendwo zwischen Lachen und Heulen liegt. «Das war ich.»
    «Was?!»
    «Ich habe die Schlangen platziert, über der Box vom Necromancer und vor der Küchentür. Ich wollte, dass Dad die Schädel zurückgibt. Es ist ein Skandal, dass er sie behalten darf. Ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Schlangen habe ich deshalb genommen, weil ich wusste, dass er sich davor fürchtet, und wegen der Großen Regenbogenschlange. Aber dann ist er gestorben, und ich habe mir solche Vorwürfe gemacht …» Sie bricht erneut in Tränen aus.
    «Wusste Cathbad davon?», fragt Judy scharf.
    «Aber ja.» Caroline blickt mit nassen Augen zu ihr auf. «Wir haben ein Räucherritual im Wald abgehalten, Cathbad, Bob und ich. Es sollte Dad nur dazu bringen, die Schädel zurückzugeben. Es sollte ihn doch nicht töten!»
    «Du warst einer von diesen Männern?», fragt Randolph fassungslos.
    «Na ja, ich bin groß», erwidert Caroline indigniert. «Du hast wahrscheinlich einfach nur gedacht, dass ich auch ein Mann bin. Außerdem warst du bestimmt betrunken oder zugedröhnt.»
    Das bestreitet Randolph nicht, und Judy muss an Lens Bemerkung über Randolphs «Wunderpulver» denken. Sie ist stinksauer auf Cathbad. Wie kann er es wagen, mit Caroline durch den Wald zu tollen und ihr, Judy, kein Wort davon zu sagen, obwohl er weiß, dass sie Ermittlungen führt? Er lässt sie dastehen wie die letzte Idiotin.
    «Jetzt reicht’s», sagt Randolph unvermittelt. In seine karierte Decke gehüllt müsste er eigentlich ein bisschen albern aussehen, doch stattdessen wirkt er würdevoll, wie ein Indianerhäuptling. Unter den Augen des verletzten Clough und der immer noch schluchzenden Caroline geht er zu dem Schreibtisch in der Zimmerecke hinüber und kritzelt etwas auf ein Blatt Papier. Dann dreht er sich zu Judy um und drückt ihr das Blatt in die Hand.
    Ich, Randolph, Lord Smith, gebe hiermit dem Volk der Noonuccal die Schädel seiner Ahnen zurück.
    Das Schriftstück ist auf den 10 . November 2009 , 2  Uhr  30 , datiert.
    Judy setzt gerade dazu an, etwas zu sagen, da wird das Zimmer von Blaulicht erhellt. Die Verstärkung ist endlich eingetroffen.
     
    Nelson strampelt im Meer. Er sieht Lichter, hört Stimmen, doch sie sind schon viel zu weit weg. Die Wellen schlagen über seinem Kopf zusammen – schwarzes Wasser, das ihm den Atem nimmt. Er kämpft und ringt nach Luft, doch er weiß, dass ihn bald auch dieser Kampfgeist verlassen und er sich einfach nur noch treiben, der Flut überlassen wird. Ein letztes Mal bäumt er sich mit übermenschlicher Kraft auf, und als er den Kopf hebt, sieht er wieder das Boot, dessen steinerne Reling wie von einem inneren Leuchten erhellt ist. Wenn er nur eine Hand heben und dem Boot winken könnte. Das Wasser ist hart wie Glas. Er kann es nicht durchbrechen. Doch dann, mit einem letzten verzweifelten Ruck, hat er eine Hand über Wasser, und wie durch ein Wunder greift jemand fest danach.
    «Alles klar, Nelson. Ich hab dich.»
    «Cathbad. Lass mich nicht los.»
    «Ganz sicher nicht.»

[zur Inhaltsübersicht]
    30
    Ruth wacht davon auf, dass das Radio ihr von umgestürzten Bäumen, verschütteten Straßen und Dörfern ohne Strom erzählt. Draußen ist es immer noch dunkel. Sechs Uhr. Im Garten kann sie gerade noch die Überreste des Feuers ausmachen. Kate schläft; noch hat Ruth es nicht begriffen, doch es ist das erste Mal seit ihren frühesten Säuglingstagen, dass Kate die Nacht durchgeschlafen hat. Für den Moment hat Ruth aber Wichtigeres im Kopf. Sie zieht ihren Bademantel über und läuft über den Gang ins Gästezimmer. Auch Cathbad schläft, er liegt auf der Seite, ein Arm hängt auf den Boden herab.
    Ruth schüttelt ihn unsanft. «Cathbad! Cathbad!»
    Cathbad öffnet die Augen. «Hallo, Ruth. Ist es schon Morgen?»
    Ruth spart sich die Antwort. Cathbad lebt. Mehr braucht sie nicht zu wissen. Sie eilt zurück ins Schlafzimmer, wo Kate gerade zu quäken beginnt, wickelt ihre Tochter und zieht sie warm an. Kate ist von dieser Wendung der Dinge so überrumpelt, dass sie sich
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