Allerlei Schnick-Schnack
entbieten.
Schnell den Becher zur Hand!
Und nach Osten gewandt,
Sprech ich feierlich-ernsthafterweise:
»Laß ein Gott dir gedeihn
Deinen köstlichen Wein,
O du arglose Schar an der Pleiße!«
»Jenes Sprit-Vomitiv,
Das so greulich-naiv
Sie dort ›Mosel- und Rheinwein‹ benennen –
Mögst du nie eine Spur
Seiner wahren Natur
Unter Trauern und Schauern erkennen!«
»Nein, dir ewig versteckt
Bleib, was weislich bedeckt
Die entzückende Pracht-Etikette!
Und es schmeichle den Gaum
Eines jeden der Traum,
Daß vom edelsten Tropfen er hätte!«
Wie ich's feierlich sprach,
War der Mond allgemach
Hell herauf an den Himmel gezogen . . .
Und mir deucht es beim Wein
Als sah lächelnd er drein
Und als kicherten leise die Wogen.
An die Poeten und Kritiker.
Verehrte Poeten! Im neuen Jahr
Nehmt, bitt ich, vor allem eines wahr:
Sucht uns nicht immer nur zu verstimmen!
Laßt's mit dem Häßlichen und Schlimmen,
Des wir genug nun haben, bewenden!
Reicht uns auch einmal mit freundlichen Händen
Etwas Erquickliches, etwas Gutes!
Zeigt euch auch einmal frohen Mutes,
Nicht bloß strafend und weltverdrossen!
Wir verlangen ja keine Possen,
Möchten uns eben nur gern erfreuen.
Aber können wir das bei euch Neuen?
Ist nicht in all euern Büchern zu lesen:
Wie so verworfen das menschliche Wesen,
Wie so gemein die Kreatur,
Wie so erbärmlich die Menschennatur?
Ach, daß ihr zeigt, woran sie krankt,
Wahrlich, das sei euch wenig gedankt.
Haben wir das nicht immer gewußt?
Löst ihr vielleicht die beklommene Brust
Durch das allewige Lied vom Leide?
Helft uns zu reiner Daseinsfreude!
Laßt uns am Borne der Schönheit gesunden
Von der Gemeinheit Gebresten und Wunden,
Von der Alltäglichkeit Dünsten und Schwaden
Unsre unsterbliche Seele entladen!
Laßt uns die Quellen des Guten blinken,
Daß wir vom Bösen Genesung trinken!
Wollt ihr uns Bilder des Lebens geben,
Wohl, so gebt uns erfreuliches Leben!
Also haben's die großen Alten,
Werden's die großen Neuen halten.
Glaubt: nur an dem, was gut und schön,
Kann sich die Menschennatur erhöhn. –
Euch aber, werte kritische Degen,
Möcht ich ein Andres ans Herze legen:
Wenn ein armseliges Schankwirtlein
Einmal versucht, seinem saueren Wein
Mittels Zucker und Blaubeersaft
Süße zu schaffen und Farbe und Kraft –
O, was ihr da die Nasen rümpft
Und auf die Mantscher und Pantscher schimpft!
Was ihr da Zeter und Mordio schreit,
Daß sie die »edelste Flüssigkeit«
Uns verderben, vergiften – die Bösen!
Wenn aber eure modernen »Größen«
In den Nektar, der »Freude« heißt,
In den lautersten Lebenstrank,
Dem die Menschheit ewigen Dank
Schuldet, den sie als göttlich preist,
Allerlei Greuliches, Scheußliches gießen,
Daß ihn der Teufel möchte genießen –
Da schaut ihr Kritiker ruhig zu,
Definiert uns wohl gar den Hautgout
Von dem eklen Höllengebräu
Und belehrt uns noch heilig dabei:
Wie der unheimlich-widrige Dunst
Hergestellt sei mit großer Kunst!
Ei, so gehabt euch doch nicht so verzwickt:
Nennt, was verrückt ist, auch eben verrückt!
Mögt ihr den Wahnsinn im Zimmer leiden?
Seid ja doch sonst nicht allzu bescheiden.
Nennt ihr euch Kämpfer, so setzt euch zur Wehre! –
Fahrt mir auch tapfer einmal mit der Schere
Unter die jüngsten poetischen Sprossen,
Die so frech in die Höhe geschossen,
In das prahlerisch-wuchernde Grün!
Schneidet nur wacker, so wird's vielleicht blühn,
Blühn und am Ende auch Früchte tragen,
Nämlich solche, die mit Behagen
Reinliche Menschen mögen verspeisen
Und nicht mit Ekel von sich weisen.
Tut so! Von allen euern Werken,
Wird dies am meisten die Dichtkunst stärken!
Humoresken.
Glitschrigs Wandlungen.
Au dem laugen, von etwa achtzehn bis zwanzig Mitgliedern umsessenen Tische der »Sumpfhühner« ging es heute außergewöhnlich lebhaft zu. Schauspieler Brüller hatte die Neuigkeit mitgebracht, daß die Entscheidung in dem großen Wettbewerbe – Stadttheaterbau – einem Abendblatte zufolge heute erfolgt sei. Danach – denn er hatte die Notiz nicht selbst gelesen, sondern nur von einem Kollegen übernommen –
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