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Allerliebste Schwester

Titel: Allerliebste Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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entzündet die Kerzen, die dort in einem Leuchter stehen. Dann schaltet er den iPod in der weißen Lautsprecherbox ein. Einen Moment lang
sucht er herum, bis irgendwelche Musik erklingt. Früher hätte Eva schon nach dem ersten Takt den Titel des Stückes gewusst. Heute nicht. Es interessiert sie nicht mehr.
    Tobias tritt hinter sie, öffnet den Reißverschluss ihres Etuikleides, die Seide rutscht raschelnd zu Boden. Er betrachtet seine Frau, die vor ihm steht. Sie trägt ein Pantyhöschen aus schwarzer Spitze, dazu den passenden BH, der ihre kleinen Brüste hält. Die Wäsche hat er ihr vor einem Jahr geschenkt, und weil es zu einem Tag wie diesem dazugehört, sich besonders fein zu machen, hat sie das Set vor dem Essengehen angezogen.
    Jetzt knöpft Tobias sein gestreiftes Hemd auf, zieht es aus und legt es über einen Stuhl neben dem Bett. Danach Schuhe, Socken, Hose, Unterhose.
    Nackt steht er vor ihr. Er ist ein schöner Mann. Die Brust glatt und trainiert, die Arme muskulös; Eva erinnert sich, dass sie ihn einmal, irgendwann einmal leidenschaftlich begehrt hat. Doch jetzt spürt sie nur, wie ihr der Speichel im Mund zusammenläuft. Dieses seltsame Gefühl, als ob man sich gleich übergeben müsste.
    Er nimmt wieder ihre Hand, zieht sie hinter sich her aufs Bett, bis sie voreinanderknien. Sein Blick schweift von ihren Brüsten hinunter zu ihrem Slip, er beginnt, sie zu küssen, und streift ihr dabei die BH-Träger von den Schultern. Dann liebkost er ihre Brüste, jede einzeln, minutenlang lässt er seine Zungenspitze um sie kreisen. Zur gleichen Zeit wandert seine rechte
Hand in ihren Slip, ein Finger schiebt sich in sie hinein, sein Handteller legt sich auf ihre rasierte Scham.
    Eine Sekunde später zieht er die Hand zurück, dreht sich zu seinem Nachttisch, öffnet die Schublade und holt die Flasche Gleitgel heraus.
    »Leg dich hin«, raunt er, sie gehorcht. Langsam zieht er ihren Slip herunter, wirft das Stück Spitze auf den Fußboden. Er öffnet die Flasche, lässt ein wenig Flüssigkeit in seine Hand tropfen, reibt das glitschige Nass zwischen ihre Beine. Nachdem er die Flasche zurückgestellt hat, legt er sich auf sie, sie fühlt seinen schweren Körper auf ihrem. Wieder Küsse. Ein »Ich liebe dich«. Und dann: »Lass es uns wirklich noch einmal versuchen. Wir wissen doch jetzt, dass es funktioniert.« Sie spürt seinen Atem an ihrem Hals. »Es wird dir den Schmerz nehmen, ich bin mir sicher. Und ich sehne mich so sehr nach einem Kind von dir.«
    Als er sich schon in sie schiebt, will sie sich kurz wehren. Will ihn von sich stoßen, ihn anschreien, ob er denn nicht auch denkt, dass das Schicksal ihnen etwas sagen will, indem es ihnen Lukas genommen hat. Dass es nicht recht ist, was sie getan haben, dass es eben doch nicht egal ist, was die Leute denken. Dass sie, Eva und Tobias, verdammt noch mal nicht dafür bestimmt ist, miteinander ein Baby zu bekommen. Aber sie schweigt. Wie immer. Und lässt es geschehen. Sie: bewegungslos, tot. Während Tobias versucht, in ihr ein Leben zu erschaffen.
    Diesmal dauert es länger, der Wein hat auch bei ihrem Mann seine Wirkung nicht verfehlt. Im Takt der
Musik bewegt er sich in ihr, stöhnt und ächzt, seine Hände überall auf ihrem Körper. Irgendwann: »Dreh dich um.«
    Eva legt sich auf den Bauch, den Kopf im Kissen unter ihr vergraben, dass sie beinahe keine Luft mehr bekommt. Tobias kniet sich hinter sie, packt sie an den Hüften, zieht ihren Po hoch und stößt in sie hinein. Heftig und hart diese Stöße, mit so viel Wein im Kopf muss er es ihr richtig besorgen.
    In Gedanken zählt Eva seine Stöße mit. Eins, zwei, drei, vier … Dann entstehen vor ihrem inneren Auge seltsame Bilder. Bilder von Orten, wo sie es schon getrieben hat. In einem Hinterhof. Auf dunklen Toiletten. Im Zugabteil. Im Auto, hinten auf dem Rücksitz. In irgendeinem Büro, quer über den Schreibtisch gelegt, Stifte, Telefon, Büroklammern gingen zu Boden. In der Künstlergarderobe. Kurz vor einem Auftritt. Kurz nach einem Auftritt. In der Pause. O ja, sie hat es an vielen Orten getrieben, mit vielen Männern, Gott sei’s gedankt, dass das vorbei ist. Fünf, sechs, sieben, acht … Damals hatte sie Spaß am Sex, richtig viel Spaß, konnte davon manchmal nicht genug bekommen … Neun, zehn, elf, zwölf … Plötzlich denkt sie an Marlene. Wie sie es wohl mit Tobias gemacht hat? Sahen sie genauso aus wie jetzt? Mit Kerzen auf der Kommode, Musik in der Luft? Über so etwas haben sie nie

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