Alles auf Anfang! (German Edition)
wäre am liebsten im Boden versunken.
„Danke, dass du mitgespielt hast. Ich ...!
Also, es ist ziemlich prekär und ich weiß nicht, ob ich darüber reden kann.
Entschuldige, aber ich muss mich erst Mal selber sortieren, okay?“
Martin Huber lächelte vielsagend und
reichte ihr eine weiße Papierserviette rüber.
„Butterbreze?“
Zwei Stunden später stand Lisa mit weichen
Knien vor der blank geputzten Aluminiumtür des Büros von Ben von Lichtenfels.
Ihr Herz hämmerte und ihre erregte Halsschlagader nahm ihr fast die Luft zum
Atmen. Was würde sie hinter dieser Tür erwarten?
Sie nahm all ihren Mut zusammen, atmete
tief ein und aus und klopfte zaghaft gegen das Metall. Frau Santorius war schon
zu Tisch.
„Herein!“
Lisa trat ein.
„Bitte nehmen Sie Platz, Frau Seiler. Ich
bin gleich so weit.“
Er wies auf die schwarze Ledersitzecke mit
dem quadratischen Glastisch. Darauf stand eine Flasche Sekt in einem
chromfarbenden Kühler, sowie zwei handgeschliffene Sektflöten auf goldenem
Tablett. Daneben posierte die Financal Times, die Frankfurter Allgemeine und
die Süddeutsche Zeitung.
Lisa kam der Aufforderung nach und setzte
sich unauffällig auf das Sofa. Sollte sie die Beine überschlagen oder eher
nicht? Mein Gott, sie war so nervös. Die ‚taffen’ Geschäftsfrauen ließen immer
die Beine wie zusammengenäht zur Seite kippen und wirkten völlig relaxt. Knie
an Knie nach links. Schuh an Schuh nach rechts. Diese Mühe brauchte sie sich
gar nicht machen, sie war ja schließlich nur „nett“. Bei dem Versuch, den ‚Taffen’
nachzueifern würde sie glatt vom Sofa fallen. Jetzt! Er stand auf und kam
direkt auf sie zu. Ihr Herz legte noch einen Zacken zu und verfiel in Galopp.
Die Hände wurden feucht, wie passend! Wer hatte eigentlich dieses ewige
Händeschütteln erfunden? Sie würde keinen Ton heraus bringen.
„Frau Seiler! Nett, dass Sie gleich kommen
konnten!“
Nett, da war es wieder. Nett!
„Kein Thema!“
Wer hatte das gesagt? Ihr Sprachzentrum war
also nicht gestört. Dem Himmel sei Dank. Weiter so.
Er setzte sich auf das andere Sitzelement
und öffnete die Flasche Sekt.
Dallmayr - ein Zeichen!
„So, Frau Seiler. Wir zwei trinken jetzt
zusammen ein Glas Sekt. Erstens als kleine Entschädigung dafür, dass ich Sie am
Samstag versetzt habe. Ich bekam einen ganz dringenden Anruf und musste nach
Hause.“
Sicher, wahrscheinlich ein Anruf vom
schwarzen Etuikleid.
„Zweitens würde ich mir wünschen, dass Sie
kein falsches Bild von mir bekommen. Als Chef muss ich mich natürlich nicht
rechtfertigen. Aber es wäre schön, wenn Sie den Vorfall von heute Morgen
vergessen könnten. Ich bin da so reingerutscht.“
Er musste selber lachen!
„Geben Sie mir die Chance, einen guten
Eindruck zu machen. Alles auf Anfang? Ich würde Sie gerne zum Essen einladen.
Wie wäre es mit nächsten Samstag?“
„Machen Sie sich mal keine Gedanken, Herr
von Lichtenfels. Sie sind mir wirklich keine Rechenschaft schuldig. Es tut mir
nur leid, wenn Sie ihr Projekt nicht abschließen konnten."
Ganz schön keck Lisa. Du bist nicht nett!
„Zu Ihrer Beruhigung, ich habe Ihre
Einladung zum Prosecco gar nicht ernst genommen. Ich dachte viel mehr es war
ein Gag!“
Die Blöße, sich versetzt gefühlt zu haben,
würde sie sich nicht geben.
„Ich würde Sie trotzdem gerne zum Essen
einladen!“
„Tut mir leid. Samstag geht es leider
nicht. Da mache ich mit meiner Freundin eine Bergtour. Sie wissen schon, die
Bergschuhe!“
„Gut! Aufgeschoben ist nicht aufgehoben,
versprochen?“
„Ich überlege es mir!“
„Übrigens, mir imponieren Frauen, die nicht
gleich beim ersten Mal ja sagen!“
„Nicht wahr, oder?“
Sie zwinkerte ihm kess zu und verließ sein
Büro.
Dieses Mal winkte sie ihm beim Gehen über
die Schulter zu.
„Das gibt es doch nicht! Das hast du
wirklich zu ihm gesagt?“
„Ja, das ging von ganz alleine. Es
sprudelte einfach so aus mir heraus. Und soll ich dir was sagen? Ich finde mich
richtig gut!“
"Vielleicht hätte ich doch
Schauspielerin werden sollen!“
„Ausbaufähig! Darauf trinken wir! Saluti!“
Lisa war nach der Arbeit in Lydias Bistro
gegangen, um an der Theke eine Kleinigkeit zu essen und ihre neuesten
Erlebnisse zu teilen. Lydia war immer eine gute Zuhörerin und gab ihr viel
Bestätigung. Bevor sie nach München gezogen war, war Lisa ständig bemüht,
Erwartungen anderer Menschen zu erfüllen. Die ihrer Mutter standen natürlich an
erster Stelle. Wenn
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