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Alles auf Anfang! (German Edition)

Alles auf Anfang! (German Edition)

Titel: Alles auf Anfang! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Muster
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hatte Ben von
Lichtenfels erstmals den Verlust seines Schlüssels entdeckt. Er war nach der
Arbeit direkt zu seinem Boot gefahren und hielt sich dort bis zum Einbruch der
Dunkelheit auf.
    Sein dunkelbraunes Kajütboot aus feinstem
Mahagoni war ein Erbstück seines Großvaters. Er pflegte sein Erbe mit viel
Liebe. Sein Boot war sein ganzer Stolz und brachte ihm zur jeder Zeit die
gewünschte Entspannung. Es war seine Insel in der Hektik des Alltags.
    Wenn er sich auf den Wellen des Starnberger
Sees den Wind um die Nase wehen ließ, dann fiel der alltägliche Stress mit
Leichtigkeit von ihm ab.
    Wie oft schon hatte er von einer
Weltumsegelung geträumt. Nicht jeder Traum ging in Erfüllung und an den meisten
Tagen reichte ihm die Weite des Sees mit dem traumhaft schönen Blick auf die
Berge.
     
    Er hatte seinen Großeltern sehr viel zu
verdanken.
    Als seine Eltern alleine übers Wochenende
nach Sylt fahren wollten, verunglückten sie bei einer Massenkarambolage im
dichten Nebel auf der A9 bei Nürnberg. Er war damals vier Jahre alt und die
Erinnerung an seine Eltern daher sehr verblasst. Eigentlich konnte er sich nur
anhand der Erzählungen seiner Großeltern und einer Reihe von Familienfotos ein
Bild erhalten.
    Doch die Wärme seiner Kindheit hatte er
seinen Großeltern zu verdanken, die damals selber noch jung genug waren, um
einem kleinen Jungen ein erfülltes Leben zu bieten.
    Sein Großvater war mit 60 Jahren an Krebs
erkrankt und hielt solange am Leben fest, bis er, Ben, seine Prüfung zum
Bankkaufmann bestanden hatte. Dann starb er und Ben musste von heute auf morgen
die Leitung der Privatbank Lichtenfels übernehmen.
    Im Abendstudium büffelte er zunächst für
den Abschluss des Bankfachwirts, zwei Jahre danach für den Bankbetriebswirt.
Während andere Kommilitonen nach den Vorlesungen in den Biergarten gingen,
arbeitete er interne Bankakten durch. Es machte ihm Spaß und erfüllte ihn mit
Stolz, das Schiff auf Kurs halten zu können, wie sein Opa es manchmal
augenzwinkernd bezeichnete.
    Den einzigen Freizeitspaß, den er sich
gönnte, war sein Segelboot. Segeln machte ihm den Kopf frei und gab ihm Kraft
für seinen Beruf.
    Mehr noch: für seine Berufung.
     
    Heute wurde ihm wieder besonders deutlich,
wie wichtig ihm die Zeit mit sich selber war. Nach diesem Segeltörn sah er
wieder klarer.
    Carla ging ihm auf die Nerven. Sie fing an
zu klammern und das hasste er wie die Pest. Sie war genau der richtige Typ für
seine sexuelle Befriedigung, nicht mehr und nicht weniger.
    Aber mit Liebe hatte das wahrlich nichts zu
tun! Mit dieser Büronummer war sie eindeutig zu weit gegangen. Er fand auch
keine vernünftige Erklärung dafür, wie er sich hatte darauf einlassen können.
Ausgerechnet die sympathische Lisa musste Zeugin dieser Szene werden. Er hätte
sich dafür in den Hintern beißen können! Würde er sich genauso ärgern, wenn
jemand anderes am Schauplatz des Geschehens gewesen wäre? Er musste sich
eingestehen, dass sein Ärger sich noch steigerte, wenn er dabei an Lisa dachte.
     
    Jetzt stand er ohne Schlüssel vor seinem
Haus und hatte keine Ahnung, wo dieser abgeblieben war. Er hätte wetten können,
dass er ihn in seinem Jackett gelassen hatte. Vielleicht war er beim Umziehen
auf dem Boot herausgefallen.
    Er klingelte. Wenig später wurde die Tür
geöffnet.
    „Entschuldige, du hast bestimmt schon geschlafen,
oder? Ich habe meinen Schlüssel verlegt, tut mir leid!“
    Er hauchte ihr einen zarten Kuss auf die
Wange.
    „Schön, dass du da bist. Ich habe vor dem
Kamin gelesen. Trinkst du noch ein Gläschen Wein mit mir?“
    „Gerne!“
    Der Himmel war sternklar und es war schön,
so liebevoll daheim begrüßt zu werden.
     
    Carla traute ihren Augen nicht. Das war
also der Grund dafür, warum sie niemals mit Ben hierher kommen durfte. Er lebte
mit einer anderen Frau zusammen!
    Sie war zu seinem Haus gefahren, um seinen
Schlüssel auf dem Kiesweg zu deponieren. Es sollte so aussehen, als ob er ihn
hier verloren habe. Gerade als sie einen Blick durch das erleuchtete Wohnzimmer
werfen wollte, sah sie die Scheinwerfer seines Cabrios in die Einfahrt einbiegen.
    Schnell versteckte sie sich hinter dem
Rhododendronbusch und wurde unfreiwillig Zeugin des Geschehens. Zwar lag die
Haustür im Schatten, doch der Kuss war mehr als eindeutig.
    Carla fühlte sich, als ob ihr jemand die
Kehle zuschnürte. Sie bekam keine Luft mehr. Ihr Herz raste und der Schweiß
brach aus allen Poren aus.
    Was sollte sie tun? Mit

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