Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles auf Anfang! (German Edition)

Alles auf Anfang! (German Edition)

Titel: Alles auf Anfang! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Muster
Vom Netzwerk:
Santorius kam mit dem Frühstück
zurück.
    „Liebe Frau Santorius, waren Sie nicht
schon einmal schwanger? Dann können Sie Herrn von Lichtenfels, einmal
aufklären, wie man sich in diesem Zustand als Frau so fühlt!“
    Carla Benedetti wusste genau, dass sie
einen wunden Punkt getroffen hatte.
    Frau Santorius hatte vor sieben Jahren eine
Totgeburt und litt noch heute sehr darunter. Ihre Ehe war daran zerbrochen und
seit diesem Schicksalsschlag übernahm ihr Job den Hauptteil ihres Lebens.
    Ihre Gesichtsfarbe wechselte von rot zu
kreideweiß. Ihr Anstand gebot es ihr, nicht ausfallend zu werden, obwohl sie
dieser Person am liebsten den Becher mit heißen Kaffee ins Gesicht geschüttet hätte.
    „Es reicht, Carla!“
    „Warum, Liebling? Es können alle hier
wissen, dass ich ein Kind von dir erwarte!“
    Sie streichelte theatralisch über ihren
Bauch und schwirrte ab.
     
    Ben von Lichtenfels, dem die Situation mehr
als peinlich war, ging auf seine Sekretärin zu und nahm sie freundschaftlich in
den Arm.
    „Es tut mir so leid!“
    „Ist schon gut! Es geht mich zwar nichts an
und ich kann diese Frau auf den Tod nicht ausstehen. Aber eines sage ich Ihnen,
wenn sie ein Kind von Ihnen erwartet, dann stehen sie dazu. Mit Geld ist es da
nicht getan! Es gibt genug ungeliebte Menschen auf dieser Welt. Jeder meint, er
müsse Kinder in die Welt setzen! Aber kümmern, kümmern tun sich die wenigsten
darum. Die klassische Familie ist vom Aussterben bedroht und wird vom ‚Patchwork’
abgelöst! Wissen Sie eigentlich, das sich die Menschheit zu einer psychischen
Zeitbombe entwickelt?“
    „Frau Santorius, so kenne ich sie gar
nicht!“
    „Wie auch, sie kennen sich selber nicht
einmal!“
    Auch sie drehte sich um und stampfte wütend
aus seinem Büro. Ben war verzweifelt. Wie sollte er sich verhalten? Sollte er
sein Herz ignorieren und wieder so handeln, wie andere es von ihm erwarteten?
    Stellte das Leben diese Anforderung?
     
    In einem Moment glaubte er Lisa zu lieben,
wusste dabei gar nichts von ihren Gefühlen. Im nächsten Augenblick fühlte er so
etwas wie Verantwortung für ein ungeborenes Leben.
    Verwirrt und ziellos in einen Strudel von
Gefühlen geraten, wurde er wie ein Stück Treibholz im Wildwasser hin und her
gespült.
    Er musste dringend mit Maria sprechen und
ihr reinen Wein einschenken.

Lisa war froh, wieder in München zu sein.
    Sie hatte lange mit ihrer Mutter
gesprochen, die ihr mehrfach beteuerte, dass Lisa ihr eigenes Leben leben
müsse. Lisa hatte in den letzten Tagen eine sehr starke Seite ihrer Mutter
kennen und lieben gelernt. Mit sehr gemischten Gefühlen hatte sie ihre Mutter,
die in den paar Tagen um Jahre gealtert war, verlassen. Aber sie musste zurück
an ihren Arbeitsplatz. Die Firma hatte ein sehr schönes Blumengebinde schicken
lassen. Lisa war froh, denn sie hatte sich dort nicht mehr gemeldet.
Zwischenzeitlich hatte sie ein schlechtes Gewissen und Angst, dass diese Carla
Benedetti ihre Abmeldung nicht weitergeleitet haben könnte.
     
    Nach der Beerdigung war sie kraftlos und
ohne Motivation. Jetzt freute sie sich wieder auf ihre Wohnung und ihre Arbeit.
Die Entfernung würde ihre Wunden schneller heilen lassen und sobald wie möglich
würde ihre Mutter wieder zu Besuch kommen.
    Ein heimeliges Gefühl beschlich sie, als
sie ihre Wohnung aufschloss. Sie machte überall Licht und ging durch alle
Räume. Ja, das hier war ihr Zuhause. Sie fühlte sich angekommen. Lisa liebte
diese Stadt. Das pulsierende Leben in den Straßen, Biergärten und Parks. Die
Radtouren entlang der Isar ebenso, wie das Cappuccino trinken in einem der
vielen Cafes. Sie treiben lassen, abtauchen. Menschen zu beobachten. Es
beflügelte ihr ‚Kopfkino’. Sie analysierte für ihr Leben gerne Leute, gab ihnen
Berufe, Wohnungen, eine Legende. Nichts war so spannend für Lisa wie das Studieren
von Menschen. Dann und wann begegnete ihr ein Prominenter, den sie aus dem
Fernsehen kannte. In diesen Momenten fühlte sie sich der großen, weiten Welt
ein wenig näher. Bei Licht betrachtet war Lisa natürlich klar, dass auch in
diesem schillernden Glanz nur mit Wasser gekocht wurde, aber es prickelte
trotzdem in ihr.
     
    In der Küche stand der Käfig mit den beiden
Meerschweinchen Vroni und Toni. Sie nahm einen nach dem anderen heraus und
streichelte ihr strubbeliges Fell.
    „Na ihr beiden, habt ihr mich vermisst?“
    Als sie auf dem Boden neben dem Käfig saß,
auf ihrem Schoss ein Meerschweinchen, entdeckte sie den

Weitere Kostenlose Bücher