Alles auf Anfang! (German Edition)
Gegenstand traf Lisas Kopf.
Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf, bevor sie in eine tiefe Bewusstlosigkeit
fiel.
“Ich muss ihn warnen ...“
Ben von Lichtenfels war gerade im Gespräch
mit Herrn von Kessel, als Frau Santorius anklopfte.
„Entschuldigung, aber das ist der Herr
Fuchs von der Deutschen Bank am Apparat und möchte Sie sprechen. Es geht um eine
Bürgschaft und wäre sehr dringend!“
Sein Freund Peter.
„Sagen Sie bitte, ich wäre in einer
wichtigen Besprechung und rufe ihn gleich zurück. Ach und noch etwas, wollte
Frau Seiler heute nicht wieder kommen?“
Ein Schulterzucken war die Antwort.
„Also wie gesagt, Herr von Lichtenfels,
bisher habe ich keinerlei größere Beanstandungen. Ein paar Formfehler, aber
ansonsten … Ich werde mir heute und morgen noch die Immobilienverträge
anschauen und dann können wir am Mittwoch die Abschlussbesprechung anberaumen,
denke ich.“
„Prima, Herr von Kessel. Ich darf Sie dann
am Abend als Gast bei mir zu Hause erwarten?“
„Gerne!“
Mittwoch würde Maria wieder da sein. Sie
verbrachte gerade ein paar Tage im Tessin mit ihrer Freundin. Maria war eine
Zauberin in der Küche, nicht nur das Essen war eine reine Gaumenfreude. Ihre
Fähigkeit, aus Nichts eine atemberaubende Tischdekoration zu zaubern,
unterstrich die kulinarischen Genüsse. Sie konnte mit Rosenblättern, die wie
vom Winde dort verweht zu sein schienen, einen Tisch in Szene setzen. War sie
in Fischlaune, so konnte man anhand ihrer liebevoll gestalteten Atmosphäre das
Meer riechen. Jeder Gast fühlte sich im Hause Lichtenfels sehr wohl, aber nicht
jedem wurde dieses Glück zuteil.
Ben freute sich auf ihre Rückkehr. Das Haus
war so viel leerer ohne sie.
Frau Santorius steckte erneut ihren Kopf
durch die Tür.
„Ich habe bei Herrn Huber nachgefragt. Frau
Seiler ist nicht gekommen!“
„Sie wird sich melden. Da bin ich mir ganz
sicher. Wir wissen ja jetzt Bescheid!“
„Wenn Sie meinen, Herr von Lichtenfels. Ich
bin der Meinung, sie könnte sich wenigstens telefonisch melden.“
Sie hatte recht.
Er wählte ihre Nummer zu Hause. Es war nur
der Anrufbeantworter zur Stelle.
„Hallo Lisa! Ich hoffe Sie sind auf dem Weg
der Besserung. Bitte melden Sie sich bei mir. Wir vermissen Sie alle sehr
hier.“
Flüsternd fügte er hinzu.
„Ich ganz besonders!“
Dann legte er auf und wandte sich seinen
weiteren Termin zu. Sein Terminkalender war voll für heute.
Er nahm seine Aktentasche und seinen
Sommermantel und verabschiedete sich bei seiner Sekretärin.
„Ich bin außer Haus und komme nach meinem
letzten Termin nicht mehr rein.“
„Ist gut, aber bitte vergessen Sie den
Rückruf bei Herrn Fuchs nicht. Es klang wirklich sehr wichtig!“
„Ja, danke!“
In dem Augenblick, als er es gesagt hatte,
wurden seine Gedanken bereits wieder von Lisa Seiler überlappt. Der Anruf war
vergessen.
Niemand merkte an diesem Tag, dass der
Kopierraum verschlossen war und dahinter ein Mensch um sein Leben rang.
Niemand - außer Herrn Heine, Der hatte zwar
Lisa Seiler in ihrem verheerenden Zustand kommen sehen. Die hatte jedoch bis in
die Abendstunden nicht mehr das Gebäude verlassen. Herr Heine hatte heute eine
Doppelschicht, weil er seinen kranken Kollegen vertreten musste. Herrn Heine
machte das nichts aus, zu Hause wartete niemand auf ihn. Seine Besorgnis jedoch
wuchs. Einer inneren Eingebung folgend, beschloss er nach dem Rechten zu sehen.
Ben von Lichtenfels war glücklich. Er hatte
sein Auto wieder. Es hatte zwar eine ganze Stange Geld gekostet, aber das war
ihm die Sache wert. Er liebte seinen schwarzen MG. Der Tag war mehr als
stressig gewesen, eine Besprechung jagte die andere und so fühlte er sich einen
Augenblick wie befreit, als er über die Garmischer Autobahn fuhr und sich den
Wind um die Nase wehen ließ.
Er freute sich auf zuhause und auf seinen
dunkelbraunen Lesesessel aus Antikleder, der am Kamin stand. Heute wollte er
sich eine Flasche Rotwein aus seiner kostbaren Weinsammlung gönnen und dazu ein
gutes Buch lesen. Er musste langsam wieder damit beginnen, gut zu sich selbst
zu sein. Die Achtsamkeit für seine inneren Bedürfnisse wiederfinden, neu zu
lernen.
Der Kiesweg knirschte unter den breiten
Reifen. Er schloss das Dach und strich liebevoll über den glänzenden Lack,
bevor er gemächlich zur Haustür schlenderte. Die Hände in den Hosentaschen
vergraben, atmete ein paar Mal tief ein und aus und ließ seinen Blick entspannt
schweifen.
Er mochte
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