Alles auf Anfang! (German Edition)
gemeldet!
Wir machen uns große Sorgen. Sie ist sonst so zuverlässig!“
„Ach Sie sind das! Na, da hat Lisa ja nicht
übertrieben!“
Ungeniert musterte Lydia ihr Gegenüber und
reichte ihm die Hand.
„Freut mich. Ich bin Lydia, Lisas Freundin!
Ja, wissen Sie denn nicht, was passiert ist? Kommen Sie, begleiten Sie mich!
Ich habe zwei Querstraßen weiter ein kleines Bistro und muss gleich wieder
öffnen. Ich erzähle Ihnen alles!“
Lydia berichtete ihm von den tragischen
Ereignissen in der Familie Seiler.
Betroffen saß Ben an der Theke des kleinen,
gemütlichen Bistros und gönnte sich ein Bier.
„Mein Gott, das ist ja schrecklich. Warum
hat sie uns denn nicht informiert? Dann hätten wir ein Blumengebinde geschickt
oder zumindest eine Beileidskarte.“
„Hat sie ja! Lisa hat auf dem Weg nach
Münster aus dem Zug telefoniert. Nachdem sie eine Mitarbeiterin in der Bank
informiert hatte, gab sie mir Bescheid, dass ihr Wohnungsschlüssel bei der
Nachbarin hinterlegt ist. Ich war ja eben zum Blumen gießen in ihrer Wohnung.“
„Wissen Sie noch wie die Mitarbeiterin
hieß, die diese Information entgegengenommen hat?“
„Sorry! Aber davon hat Lisa nicht
gesprochen. Sie hatte oder hat auch andere Sorgen. Das können Sie mir glauben!“
„Das stimmt natürlich!“
Lydia musste sich um weitere Gäste kümmern.
Schweigend trank Ben sein Bier.
Gegen Mitternacht verabschiedete er sich
bei Lydia und bedankte sich für die Aufklärung.
Lydia schaute ihn nach, als er ins Taxi
stieg.
„Der hat was, auch wenn er eine große
Portion Traurigkeit mit sich herumträgt!“
Als die Rücklichter des Taxis um die Ecke
bogen, ging sie in ihr Bistro zurück.
Es war ruhig in der Straße. Die meisten
Lichter der Wohnungen waren erloschen.
Die Nacht breitete ihre Flügel aus.
Ben von Lichtenfels hatte den Rest der
Nacht in seinem Büro verbracht und stand gerade vor seinem aufgeklappten
Schrank vorm Spiegel, um sich zu rasieren. Er hatte das Fenster sperrangelweit
geöffnet. Bis zum Tagesanbruch hatte er in seinem Sessel gesessen und Cognac
getrunken. Die Spuren der Nacht hingen in seinem Gesicht.
Frau Santorius zeigte sich sichtlich
erschrocken.
„Guten Morgen!“
„Guten Morgen. Jetzt schauen sie mich nicht
so strafend an, Frau Santorius. Besorgen Sie mir lieber einen starken Kaffee
und eine Käsesemmel.“
„Na, ich weiß nicht, ob ich Sie damit
wieder hin bekomme, bis Herr von Kessel auftaucht!“
Ben hielt sich die Stirn.
„Verflixt, den hatte ich ganz verdrängt.
Übrigens, Frau Seiler ist in Münster bei ihrer Mutter. Ihre Schwester ist
tödlich verunglückt. Kümmern Sie sich um den Beileidsgruß?“
„Natürlich! Das ist ja furchtbar, die Arme!
Wissen Sie schon, wann sie wiederkommt?“
„Ihre Freundin meinte Anfang nächster
Woche.“
Die Sekretärin war sichtlich bestürzt über
die tragischen Ereignisse. Sie mochte Frau Seiler. Durch Ihre offene und
herzliche Art und ihrer natürlichen Ausstrahlung flogen ihr sämtliche Herzen
zu. Wenn sie ihre Menschenkenntnis nicht trügen würde, und das tat sie selten,
dann hatte Lisa Seiler auch bereits das Herz ihres Chef im Sturm erobert.
Als Frau Santorius das Zimmer verließ,
rauschte Carla Benedetti grußlos an ihr vorbei. Die personifizierte Arroganz
ließ sie nicht zum ersten Mal erschaudern. Ihre Aura war eiskalt. In ihrer Nähe
bekam man unwillkürlich eine Gänsehaut.
„Guten Morgen, mein Lieber. Hast du dich
von deinem ersten Schock erholt?“
„Carla, pass mal auf! Ich gedenke nicht die
Vaterrolle für dein Kind zu übernehmen. Zumal ich mir nicht sicher sein kann,
ob ich es überhaupt bin!“
Sie spielte die Rolle der Getroffenen
perfekt, hielt sich die Hand über die Augen und blies mit dem Mund Luft in die
geöffneten Pupillen. Das erzeugte perfekte Tränen.
Mit weinerlicher Stimme ließ sie sich auf
einen Stuhl sinken.
„Was willst du damit sagen? Du bist der
einzige Mann in meinem Leben. Ich liebe dich und du liebst mich. Wir werden
eine wunderbare Familie sein. Wir werden in deinem Haus am See leben. Ein
Kindermädchen wird rundum die Uhr für unser Kleines da sein. Du brauchst also
gar keine Angst haben, dass wir uns einschränken oder gar auf irgendetwas
verzichten müssten! Es wird perfekt sein! Oder lebst du vielleicht nicht allein
in deinem trauten Heim?“
Sie lachte höhnisch und provozierte ihn mit
sarkastischem Blick.
Ben fühlte, wie eine Schlinge sich langsam
zuzog.
Was konnte sie wissen?
Frau
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