Alles auf Anfang! (German Edition)
großen, bunten
Sommerstrauß auf dem Küchentisch. Da ihre Sammlung an Vasen nicht besonders
ergiebig war, standen die Blumen in einem alten, abgesprungenen Milchkrug.
„Wie schön!“
Lisa setzte ihr Meerschweinchen in den
Käfig zurück und sprang auf.
Lydia hatte ihr die Blumen hingestellt und
eine liebe Begrüßungskarte dazu. Daneben lagen die Tageszeitungen der vergangenen
Woche und ein Stapel Post.
Sie ging zum Kühlschrank. Es musste noch
ein Rest vom Dallmayr übrig sein. Ihr war jetzt nach einem
Begrüßungsschlückchen. Es schmeckte ein wenig fad, aber das war nicht so
tragisch.
Lisa erhob ihr Glas und prostete ihren
Meerschweinchen zu.
„Prost Vroni! Prost Toni! Willkommen
daheim!“
Sie trank einen großen Schluck, stellte das
Glas ab und begann ihren Stapel Post durchzuschauen.
Telefonrechnung, SKL, Eurocard. Ein
Umschlag von der Bank stach ihr sofort ins Auge.
Sie riss ihn mit dem Zeigefinger auf. Von
Ben von Lichtenfels unterschrieben!
Kündigung, stand in großen, fetten
Buchstaben darüber.
„... aufgrund des unentschuldigten Fehlens
sehen wir uns leider gezwungen, Ihnen mit sofortiger Wirkung zu kündigen ...“
„Das kann doch gar nicht wahr sein! Das
gibt es doch gar nicht!“
Das Telefon klingelte.
Ihre Mutter wollte sich erkundigen, ob sie
gut in München angekommen sei.
„Ja, Mama. Ich bin eben rein. Es ist alles
in Ordnung. Ich bin nur schrecklich müde!“
„Schlaf dich aus. Ich umarme dich!“
„Ich dich auch, Mamilein. Wir telefonieren.
Küsschen!“
Von ihrer Kündigung sagte Lisa nichts. Sie
wollte ihre Mutter damit nicht auch noch belasten.
Warum schickte ihre Firma einen
Beileidsgruß. Sie mussten doch davon gewusst haben? Irgendetwas war da mächtig
faul.
An Schlaf war jetzt nicht zu denken. Sie
würde noch auf einen Sprung bei Lydia vorbeigehen und einen Absacker trinken.
Es regnete in Strömen, als sie vor der
Haustür stand. Wie an ihrem ersten Tag, dachte Lisa. Da standen alle Zeichen
auf Sturm. Lisa hatte aber keine Lust, noch einen Schirm zu holen. Sie rannte
im Dauerlauf um die Häuserecken und erreichte klatschnass das gemütliche Bistro
ihrer Freundin.
Lydia freute sich sehr über Lisas Kommen.
„Mensch Lisa. Ich habe dich richtig
vermisst. Schön, dass du wieder da bist. War es sehr schlimm?“
„Ja war es, aber ob du es glaubst oder
nicht, im Moment beschäftigt mich etwas ganz anderes!“
Lisa zeigte Lydia die Kündigung.
„Quatsch! Das ist doch Unsinn. Ben von
Lichtenfels war doch noch bei mir und voller Sorge um dich!“
„Wo war er? Hier?“
„Die ganze Firma hat dich wohl gesucht.
Keiner wusste, wo du warst. Eigentlich war es reiner Zufall, dass wir uns
getroffen haben. Ich war gerade in deiner Wohnung zum Blumen gießen und Meerschweinchen
füttern, als er plötzlich vor der Tür stand.“
„Dann hat diese Hexe doch nicht meinen
Anruf ausgerichtet!“
„Vielleicht hat sie es vergessen!“
„Die doch nicht!“
„Dein Ben war aber ganz schön besorgt um
dich. Also irgendwie mehr als ein Chef um seine Angestellte!“
Lydia grinste breit und kniff Lisa ein Auge
zu.
„Was du mir wieder einreden willst. Obwohl
bei unserer letzten Begegnung hat es irgendwie geknistert. Aber wir haben uns
danach nur noch auf dem Flur getroffen, nachdem diese Hexe so Andeutungen
gemacht hat, dass sie schwanger wäre. Wenn die ein Kind von dem bekommt, dann
kannst du das knicken.“
„Wenn das stimmt, was du alles von dieser
Frau erzählt hast, dann ist das aber keine Frau fürs Leben. Die passt doch dann
gar nicht zu deinem Ben. Der wird doch nicht so blöd sein und sich ein Kind
anhängen lassen.“
„Sag nicht immer ‚dein’ Ben. Er ist mein
Chef, nichts weiter. Und wenn er auf die Sorte Frau abfährt, dann hat er für
mich ganz sicher kein Interesse!“
„… was zu beweisen wäre. Lass dich
doch auch von ihm schwängern. Mal sehen, für wen von euch beiden er sich dann
entscheidet.“
„Du meinst so eine Art russisches Roulette?
Nee, danke, darauf kann ich verzichten.“
„Also gut, du klärst das morgen in der Bank
und dann sehen wir weiter. Vielleicht hat sich der Brief überschnitten, oder
was weiß ich. Auf jeden Fall sprichst du morgen mit deinem Ben!“
Lisa knurrte wie ein Tiger, versprach aber,
es zu tun und verabschiedete sich.
Erst jetzt merkte sie, wie sie in ihren
nassen Klamotten fror. Zum Rennen war sie jetzt aber zu schlapp. Ihre Beine
schlugen wie Eisenstangen aneinander und gehörten nicht zu
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