Alles auf Anfang! (German Edition)
war der erste Mensch in dieser
Stadt, mit dem Lisa näheren Kontakt geknüpft hatte.
"Ich würde echt gerne noch bleiben,
aber ich muss mich jetzt losreißen. Es hilft nichts!"
Lisa bestellte den Schlüsseldienst und
verabschiedete sich alsbald.
"Komm doch einfach bald vorbei. Dann
erzählst du mir von deinem ersten Arbeitstag. Du bist neu hier in der Stadt,
stimmts?"
"Ja. Ich hoffe, das sieht man nicht
gleich auf den ersten Blick?"
"Natürlich nicht, aber ich habe ein
Auge für verlorene Schafe."
Sie zwinkerte Lisa aufmunternd zu und
drückte ihr zum Abschied einen Glückskeks in die Hand.
Zur Ergänzung: Dinkelstangen, grüner Tee,
Frauenforum und Glückskekse!
Lisa grinste, bedankte sich und versprach
bald wieder zu kommen.
Ben von Lichtenfels schnaubte innerlich vor
Wut. Eine Stunde lang hatte er den Firmenschef von Megasystems vertröstet,
indem er ihm den gesamten Firmenkomplex zeigte und beinahe jeden Mitarbeiter
persönlich vorstellte. Nach der dritten Tasse Kaffee wurde der ältere, etwas
dickliche Herr im grauen Anzug dann sichtlich nervös und schaute unruhig alle
zwei Minuten auf seine Armbanduhr.
"Herr von Lichtenfels, wo bleibt denn
nun ihre beste Mitarbeiterin? Ich will nicht kleinlich sein, aber mein nächster
Termin rückt langsam näher. Ich habe mich gerade aufgrund ihrer Kompetenz und
Verlässlichkeit für Ihre Bank entschieden. Nun komme ich langsam zur Annahme,
dass ich meinen Entschluss revidieren muss!"
"Es tut mir wirklich leid, Herr
Benrath. Frau Benedetti, die diese Präsentation vorbereitet hat, ist nicht zu
erreichen. Ich bin selber nicht glücklich über diese Situation und
versichere ihnen, das dieser Vorfall Konsequenzen nach sich ziehen wird."
Sein Bedauern war echt, denn Herr Benrath
war ein Kunde der alten Garde, der seine Firma im familiären Stil leitete.
Einer, für den seine Mitarbeiter nicht nur eine Nummer waren, die
Verkaufszahlen zu liefern hatten, sondern Menschen mit Fehlern und Schwächen.
Sein strenger Führungsstil war weit über die Grenzen Bayerns bekannt, aber er
stand zu seinen Mitarbeitern wie ein Fels in der Brandung.
Ungehalten sprang Herr Benrath auf und
wandte sich zum Gehen.
"Bringen Sie ihren Laden unter
Kontrolle, dann melden Sie sich wieder bei mir. Vielleicht kommen wir beim
nächsten Projekt ins Geschäft. Schönen Tag noch!"
Als er schon fast durch die Tür war, drehte
sich noch einmal um:
"Ach übrigens, Herr von Lichtenfels.
Ein väterlicher Rat von mir: Seien sie ehrlicher zu sich selbst!“
Zögernd erhob sich Ben von seinem
Schreibtischsessel. Herr Benrath winkte unwirsch ab.
„Danke, ich finde alleine raus. Guten
Tag!"
Ben fühlte sich schlecht. Herr Benrath gab
ihm das Gefühl eines kleinen Schuljungen, der seine Hausaufgaben nicht gemacht
hatte und zur Strafe an die Tafel musste. Was hatte er damit gemeint, er solle
ehrlicher zu sich selbst sein? Wieso fühlte er sich jetzt schlecht? Carla hatte
den Auftrag versiebt und nicht er! Sie war super im Bett, aber ansonsten
unzuverlässig. Er wählte zum hundertsten Male ihre Handynummer ohne Erfolg.
"The person
you have called is temporary not available."
Er versuchte es bei Carla zu Hause. Nichts,
nicht einmal der Anrufbeantworter. Mürrisch legte Ben auf.
Was bildete sich diese Gans nur ein! Er
hasste es, ins Leere zu laufen und die Fäden aus der Hand zu verlieren.
Beide Hände in den Hosentaschen seiner
schwarzen Bügelfaltenhose vergraben, machte er sich auf den Rückweg in sein
Büro. Er schenkte seiner Sekretärin Frau Santorius keinen einzigen Blick und verschwand
hinter seiner hochglanzpolierten Aluminiumtür. Sichtlich erbost plante er
bereits einen Denkzettel für Carla.
Auf seinem Schreibtisch lag lediglich die
Süddeutsche Zeitung. Lässig drehte er sich ein paar Mal in seinem Ledersessel
und betätigte dann die Sprechtaste.
"Frau Santorius, sind Sie bitte so
freundlich und schicken Frau Benedetti 50 langstielige, rote Rosen mit einer
Karte. Text: ‚Viel Glück und Erfolg für Ihre weitere berufliche Zukunft!
Zeugnis folgt auf dem Postweg!’. Ach und noch etwas, liebe Eleonore: eine
starke Tasse Kaffee, frisch von Ihnen aufgebrüht! Danke, Sie sind ein
Schatz!"
Geschafft!
Selbstgefällig ließ er sich zurückfallen
und fingerte an seiner Krawatte. Gedankenverloren forstete er die Tageszeitung
durch, als sein Blick über eine Anzeige stolperte.
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