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Alles auf Anfang! (German Edition)

Alles auf Anfang! (German Edition)

Titel: Alles auf Anfang! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Muster
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klingelte.
    Wer konnte das sein? Sie erwartete
niemanden.
    Die alte Dame genehmigte sich jeden Tag ihr
Mittagsschläfchen auf der Couch und pflegte anschließend ihr kleines Ritual,
eine heiße Tasse schwarzen Tee mit Milch und zwei Zwiebäcken. Dabei las sie in
aller Ruhe die Tageszeitung.
    Sie gehörte zu der Generation, die morgens
gerne früh aufstand und ihren geregelten Tagesablauf begann.
    Es hatte nie einen Tag gegeben, an dem sie
nicht aufgestanden war, um ihrem Mann und ihren beiden Töchtern Frühstück zu
machen. Selbst an Tagen, an denen sie sich krank fühlte, verbot es ihre gute
Erziehung, sich gehen zu lassen. Ihr Leben lang sorgte sie für ihre Familie.
    Nach der Geburt ihrer ersten Tochter Mona
gab sie ihren Beruf als Schneiderin auf, um ganz für Mann und Kind da zu sein.
Schon bald nach dem ersten Geburtstag von Mona war sie wieder schwanger. Nicht
einen Tag in ihrem Leben hatte sie ihre Entscheidung bereut.
    Nach dem Tod ihres Mannes Richard vor zwei
Jahren war es sehr still um sie geworden und die Vierzimmer-Wohnung im
Mauritzviertel in Münster eigentlich viel zu groß.
    Dennoch war es ihr Zuhause und mit dem
Gedanken an eventuelle Enkelkinder füllten sich in ihrer Phantasie alle Räume
schnell mit Leben.
     
    Mona und Lisa allerdings planten ihr Leben
scheinbar anders. Kinder waren in dieser Lebensplanung, wenn überhaupt, noch in
weiter Ferne.
    Mona hatte gerade in Handorf einen alten
Kotten gepachtet und steckte jede freie Minute in die Renovierung. Einen festen
Partner gab es an ihrer Seite seit zehn Jahren, aber beide lebten räumlich
voneinander getrennt. Die knappe Freizeit, die ihr neben ihrem Beruf als
Innendekorateurin und den stundenlangen Renovierungsarbeiten verblieb,
verbrachte sie am liebsten mit ihrem Pferd Saturn.
    Lisa, ihr derzeitiges Sorgenkind, hatte
Hals über Kopf ihre anstehende Hochzeit mit Ludger platzen lassen und war nach
München gezogen.
    Es hatte einen riesigen Krach deshalb
gegeben und Martha konnte mit ihren 78 Jahren nicht verstehen, wie man so einen
netten, jungen Mann zurückweisen konnte.
    Die beiden waren seit vier Jahren ein Paar.
Ludger war selbständiger Elektroinstallateur und kurz davor, die Firma seines
Vaters zu übernehmen. Es waren sogar schon Baupläne auf dem elterlichen
Grundstück am Aasee für einen Anbau genehmigt. Das junge Paar hätte eine
glänzende Zukunft vor sich gehabt.
     
    Martha Seiler verstand die Welt nicht mehr.
Sie hatte auf ihre jüngste Tochter eingeredet wie auf einen kranken Gaul. Je
mehr sie argumentierte, um so mehr verschloss sich Lisa ihr gegenüber. Sie
hätte es eigentlich auch besser wissen müssen. Sie wurde den Gedanken nicht
los, dass sie mit ihrem übertriebenen Versuch, Lisa umzustimmen, genau das
Gegenteil erreicht hatte. Sie hatte die erstbeste Stelle am anderen Ende von
Deutschland angenommen und war seitdem ‚zu wie eine Auster’.
    Aber so schnell wollte Martha nicht
aufgeben. Nächtelang schmiedete sie Pläne, um ihrer Tochter die Flausen
auszutreiben. Im Übereifer vergaß sie, wie so oft, dass ihre Lisa bereits aus
den Kinderschuhen herausgewachsen war und längst zu eigenen Entscheidungen
fähig war.
    Gedankenverloren drückte sie auf den
Summer, um den Besucher in den Hausflur zu lassen. Ihre Wohnung lag im zweiten
Stock eines Mehrfamilienhauses. Durch das Guckloch ihrer Haustür vergewisserte
sie sich, ob es sich bei dem Besuch um keinen Fremden handelte. Man las
schließlich täglich die schlimmsten Dinge in der Zeitung und gerade ältere Leute
waren willkommene Opfer.
    Meist war sie sowieso nur Türöffner für
Boten, Prospektverteiler oder Paketannahme der anderen Mieter. Sie war die
Einzige, die meist den ganzen Tag zu Hause verbrachte. Die anderen Mietparteien
waren wesentlich jünger und standen noch im Berufsleben.
    Es war Ludger. Wie wunderbar! Sie liebte
ihren Fast-Schwiegersohn abgöttisch und würde keinen anderen Mann an der Seite
ihrer Tochter akzeptieren.
    Freudig erregt riss sie die Tür auf.
    „Ludger! Wie schön! Ich habe gerade an dich
gedacht. Komm doch rein und trink eine Tasse Tee mit mir. Oder möchtest du
lieber Kaffee? Hast du Hunger, soll ich dir etwas zu essen machen? Ich hätte
noch Kartoffelsuppe mit Mettendchen von heute Mittag. Die magst du doch so
gerne. Ich brauche sie dir nur warm machen.“
    Noch bevor Ludger zu Wort kam wurde er in
die Wohnung geschoben. Ehe er sich versah stand eine Terrine mit dampfender
Kartoffelsuppe auf dem Tisch und heißer Kaffee brodelte

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