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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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hätte meinen können, dassdiese Geschichte endlich überwunden war, aber nein   … »Nein, das musst du nicht«, sagte ich etwas unkonzentriert, weil ich gleichzeitig das Käseangebot nach interessanten Alternativen absuchte.
    »Gehört der zu Ihnen?«, wollte die Verkäuferin wissen und beugte sich ein Stück über die Theke. »Möchtest du denn ein Käsespießchen?«
    Kevin nickte erfreut. Sie reichte ihm einen Zahnstocher, auf dem eine Weintraube und ein Goudawürfel aufgespießt waren. Ich stupste ihn an. »Was sagt man dann?« Sprüche, die über Generationen von Müttern tradiert werden.
    »Super«, sagte Kevin artig und schob sich Käse und Weintraube in den Mund.
    Ich orderte noch etwas Appenzeller. »Das wär’s.«
    »Sehr gern«, sagte die Verkäuferin und reichte mir mein Päckchen. Ich legte es in die Karre und schob weiter. Und fuhr beinahe Bernhard über den Haufen, der gerade mit je einer Weinflasche in jeder Hand unterwegs war.
    »Hallo, Marie«, sagte er mäßig erfreut. »So früh schon unterwegs?«
    »Wie du siehst.« Kevin hatte offensichtlich noch einen Käsespieß bekommen, denn er stand jetzt mit vollen Backen und zwei Zahnstochern in der Hand neben mir.
    »Nanu?«, sagte Bernhard mit spürbarem Unbehagen. »Den jungen Mann kenne ich doch? Gehst du heute mit Marie einkaufen?« Man merkte, er hatte wenig persönliche Erfahrung mit Kindern.
    Kevin nickte heftig kauend. Und dann machte er zwei Schritte vorwärts und rammte Bernhard seine beiden Zahnstocher in den Handrücken. Es kam so unerwartet, dass Bernhard fast seine Weinflasche fallen gelassen hätte.
    »Na hör mal!«, stieß er ärgerlich hervor. »Was soll das denn?«
    »Ich darf das«, erklärte Kevin und wies mit dem Kopf auf mich. »Hat sie gesagt.«
    Bernhards Gesicht rötete sich eine Spur. »Ach, tatsächlich?«
    Ich erholte mich mühsam. »Ich wüsste nicht, dass ich dir erlaubt hätte, Leute zu stechen.«
    »Aber du hast gesagt, ich muss heute nicht nett zu dem sein«, verteidigte Kevin sich. »Und er sieht aus wie der Undertaker, und der Undertaker kennt keinen Schmerz.«
    Auf Bernhards Handrücken sah man zwei rote Punkte, fast wie ein Vampirbiss. »Wer ist denn der Undertaker?«
    »Das ist einer der großen Stars im amerikanischen Wrestling«, erklärte ich ihm. »So gesehen ist der Vergleich eine Ehre.«
    »Na, ich weiß nicht«, meinte Bernhard und eilte mit finsterem Blick zur Kasse. Eigentlich hatte ich da auch hingewollt, aber nun bog ich noch mal in die Drogerieabteilung ab, um ihm ein wenig Vorsprung zu gönnen. Vermutlich würde er jetzt mehr Abstand zu Kindern halten denn je.
    Dann fuhren wir wieder nach Hause, und mir wurde klar, dass mein Haushalt nicht mehr auf Kinder eingestellt war. Kevin langweilte sich auf jeden Fall. »Willst du nicht mal was malen?«, schlug ich ihm vor. Sonstige Spielsachen gab es bei uns nicht mehr.
    Er zog ein Gesicht. »Was soll ich denn malen? Malen is doof.«
    Rausgehen war auch schwierig, denn er kannte natürlich in der Nachbarschaft keinen, und wir hatten nicht mal eine Schaukel im Garten. Die größeren Kinder waren alle in der Schule, die jüngeren vermutlich im Kindergarten oder unter der Obhut ihrer Mütter. Ich brauchtejetzt aber mal ein wenig Freiraum zum Telefonieren. Letztlich blieb mir nichts anderes übrig, als ihn vor die Glotze zu setzen und zu hoffen, dass er nicht irgendwelche ungeeigneten Kanäle finden würde, während er unbeobachtet war.
    Zuerst rief ich im Krankenhaus an. »Die Frau Nowakowski?«, sagte nach vielem Herumfragen und Hin- und Her-Verbinden eine Stationsschwester. »Die kann heute wieder nach Hause. Allerdings sollte sie die nächsten Tage fest liegen.«
    Na super. Da hatte sie ja endlich, was sie wollte. Und wie würde das gehen? Ich rief Herrn Möhling an und schilderte ihm die Sachlage.
    Er seufzte ein wenig. »Nun gut, ich kümmere mich darum und gebe das an die Jugendhilfe weiter. Wir brauchen dann den Bericht vom Krankenhaus. Können Sie sich darum kümmern?«
    »Ich?«, fragte ich zurück.
    »Na, Sie holen sie doch aus dem Krankenhaus ab, oder?«
    Das hatte ich bisher nicht so gesehen, aber vermutlich lief es darauf hinaus. Wer sollte es sonst tun?
    Ich hörte, wie Christoph die Treppe herunterkam und sich zu Kevin aufs Sofa setzte. Die beiden schienen sich gut zu unterhalten, so dass ich wenigstens eine Weile Zeit hatte, um im Haus Ordnung zu machen und für Christoph etwas zu essen vorzubereiten.
    Einige Zeit später steckte ich den Kopf

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