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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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beunruhigt. Auch wenn ich mich aus der ganzen Angelegenheit zurückziehen wollte, konnte ich mich emotional noch nicht lösen.
    Er zuckte mit den Schultern. »Wenn es während der Arbeitszeit passiert, vermutlich ja«, meinte er. »Aber solche Sachen wie gestern   … Die haben ja Glück gehabt, dass Sie zur Stelle waren.«
    Ich fragte mich, ob das stimmte. Gonzalez war es zu verdanken, dass der Rettungswagen so schnell da war. Vielleicht hätte er sogar auch organisiert, dass die Kinder die Nacht allein zu Hause verbrachten. Möglicherweise war das der große Vorteil, den sie allen Nachteilen zum Trotz hatten: Sie wurden auf diese Weise sehr früh lebenstüchtig.
    Wir verabschiedeten uns auf freundschaftlicher Basis. »Auf Boston können Sie sich jedenfalls freuen!«, versprach er mir.
    »Waren Sie schon mal da?«
    Er nickte. »Schon lange her, aber ich hab’s in guter Erinnerung. Besser als China jedenfalls.«
    »Keine Hühnerfüße?«
    Er grinste. »Eher Chicken Wings. Und lassen Sie sich den Lobster nicht entgehen.«
     
    Am Abend telefonierte ich mit Henning. Ich hatte viel zu erzählen: meine Abenteuer mit Kevin am Vormittag, die Begegnung mit seinem Vater und auch den Krankentransport von Nicole. Sie war schon ziemlich mitgenommen von den Vorkommnissen. Die Ärzte waren sich jetzt ziemlich sicher, dass es eine allergische Reaktion gewesen war, die durch die Schwangerschaft verstärkt worden war, aber es war nicht ganz klar worauf.
    Insofern hatte sie versucht, moralischen Druck auf mich auszuüben. Ich könnte sie doch in dieser Situation nicht im Stich lassen   … Wenn das nun wieder   …
    Vermutlich hätte ich mich sehr leicht umstimmen lassen, wenn da nicht Kevins Vater gewesen wäre, der uns schon in ihrer Wohnung erwartete. Ich konnte sie ja schlecht vor die Wahl stellen: »Er oder ich!«, aber dieser Mann löste bei mir wirklich Gänsehaut aus, obwohl er mir bisher nichts getan hatte.
    Henning unterstützte das. »Du gehst da nicht mehr hin!«, sagte er nachdrücklich. »Ich möchte nicht, dass du mit dem Kerl zu tun hast. Wenn diese Frau mit ihm klarkommt   – und das scheint ja so zu sein, immerhin hat sie sich von ihm ein Kind machen lassen   –, dann ist das ihre Sache. Aber du   …«
    Ziemlich autoritär, mein Mann. In diesem Fall ließ ich es aber durchgehen. »Jetzt will er morgen mit Kevin zur Einschulung kommen«, erzählte ich ihm. »Das kann ich nicht absagen. Er rechnet fest mit mir.«
    »Aber Marie!«, sagte Henning besorgt. »Dann nimm wenigstens Christoph mit. Ich mache mir Sorgen um dich, wenn ich nur an den Kerl denke.«
    »Ich weiß nicht, ob Christoph so früh schon bereit ist, mit mir irgendwohin zu gehen«, sagte ich. »Und in der Kirche und in der Schule wird ja wohl nichts passieren. Nur mit zu Nicole möchte ich nicht, wenn dieser Maik dabei ist. Das wird Kevin natürlich leidtun, aber ich kann es nicht ändern.« Ich holte noch mal tief Luft und erzählte ihm auch den Rest. »Ansonsten hatte ich noch eine andere Idee. Ich hab nämlich Hannes gefragt, ob er mitkommen würde.«
    »Ach ja?«, fragte er. Ich konnte am Tonfall nicht genau deuten, wie er dazu stand.
    »Er erwartet morgen früh eine wichtige Sendung«, fuhr ich fort. »Aber wenn die rechtzeitig da ist, dann wird er mitkommen.«
    »Aber so ganz sicher ist das noch nicht?«
    »Nein, ganz sicher konnte er es mir nicht versprechen.«
    »Dieser Typ ist doch schräg«, knurrte Henning. Zuerst dachte ich, er redete von Hannes, aber dann fügte er hinzu: »Ist der denn jetzt wieder bei den Nowosibirskis eingezogen?«
    »Ich weiß es nicht genau«, sagte ich. »Diese Nacht war er offenbar nicht da, denn als wir heute früh kamen, hatte er gar nicht mitbekommen, dass von ihnen keiner über Nacht zu Hause war.«
    »Wer weiß, wo der sich rumgetrieben hat.«
    »Tja, wer weiß. Ich glaube, so ganz resozialisiert ist der nicht. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das nicht der Typ war, der neulich versucht hat, diesen Kiosk zu überfallen.«
    »Marie!«, rief Henning alarmiert. »Was für einen Kiosk?«
    »Na der in Möllenbeck, wo ich für Kevin die Schultüte kaufen wollte. Ach du Schreck!« Ich brach am Telefonbeinahe zusammen. Ich hatte noch keinen Inhalt für die Schultüte, abgesehen von den paar Kleinigkeiten, die ich dort mitgenommen hatte!
    »Was ist los?« Henning kam fast durch den Hörer. »Marie!«
    »Ach, ich hab die Schultüte vergessen! So ein Mist!«, jammerte ich.
    »Scheiß was auf die Schultüte«,

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