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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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akzeptable Schlafstätte zu basteln. Ich scheuchte sie zum Waschen und Zähneputzen und rang Gonzalez sein Schalke-Trikot ab, um es rasch mit der Hand durchzuwaschen. Er war sehr skeptisch, als ich ihm hoch und heilig versprach, dass er es am nächsten Morgen wieder anziehen könnte. Aber wenn Polyester eine gute Eigenschaft hat, dann ja wohl die, dass die Sachen blitzschnell und bügelfrei trocknen.
    So einen Aufwand war ich nicht mehr gewohnt, und als schließlich oben relative Ruhe eingekehrt war und ich im Wohnzimmer auf einen Sessel sank, war ich schon ein bisschen erschöpft.
    Henning und Christoph sahen eine Talkshow im Fernsehen. Passenderweise ging es um Bildung, denn schließlich fing ja die Schule wieder an. Sie warfen mir unfreundliche Blicke zu, als ich im Krankenhaus anrief, um mich nach Nicole zu erkundigen. Den entsprechend unfreundlichen Ton hatte die Mitarbeiterin, die mir mitteilte, momentan könnte mir noch keiner dazu Auskunft geben und ich möchte doch bitte morgen wieder anrufen.
    Ich erwog kurz, ob es wohl nötig sei, noch ein Köfferchen mit Nicoles Sachen zu packen und es ihr ins Krankenhaus zu bringen, aber dann war ich so müde, dass ich beschloss, sie könnte eine Nacht ohne auskommen.

19
    Henning hatte seine Abfahrt am nächsten Morgen für halb sechs festgelegt. Ich stehe nicht immer so früh mit auf, aber weil ich ja jetzt zwei Schulkinder zu versorgen hatte, war ich zur Stelle, um mich von ihm zu verabschieden, denn die Zeit würde ich brauchen. Sein Abschied fiel allerdings nicht sehr romantisch aus. Er bestand genau aus zwei Sätzen: »Es ist kein Brot mehr da« und »Ich rufe gegen Abend an«.
    »Gute Fahrt«, sagte ich und stand dabei, als er seinen Mercedes aus der Garage setzte. Nicht, um ihm hinterherzuwinken, sondern weil er dann nicht noch mal aussteigen musste, um das Tor zuzumachen.
    Ich duschte, zog mich an und fuhr Brötchen holen. Dann machte ich Frühstück, weckte die Kinder und schmierte ihnen ein paar Schulbrote. Ich reinigte im Vorübergehen wenigstens die Außenfläche von Nualas klebrigem Schulranzen und brachte Gonzalez sein Schalke-Trikot.
    »Los, beeilt euch«, drängte ich die Kinder. »Kevin, du auch.«
    »Komme ich heute schon in die Schule?«, fragte er verwundert.
    »Nein, aber ich will dich mitnehmen, wenn ich die beiden in die Schule bringe. Danach fahren wir zusammeneinkaufen und rufen dann im Krankenhaus an, um zu hören, wie es der Mama geht.«
    »Ich will auch hören, wie es der Mama geht«, maulte Nuala.
    »Ich sag es dir, wenn du aus der Schule kommst.«
    »Machst du denn heute wieder Mittagessen?«
    So weit war ich gedanklich noch gar nicht gewesen. »Ja, das tue ich«, versprach ich. »Ihr könnt von der Schule aus nach Hause gehen, und ich warte dort auf euch.«
    Eigentlich hatte ich den Tag anders geplant. Schließlich wollte ich in zwei Tagen in die USA fliegen, ich hatte noch kein Mitbringsel für Cathy und am Samstag beim Einkaufen weder gewusst, dass Christoph nach Hause kam und heute sicher etwas zum Mittagessen erwartete, noch dass ich plötzlich wieder die Verantwortung für den Nowakowski’schen Haushalt tragen würde. Aber daran konnte man sehen, wie die Zeiten sich änderten: Noch vor ein paar Tagen hatte ich in meinem gepflegten Haus gestanden und nach etwas Dringendem zu tun gesucht. Nun stellte sich eher die Frage, was ich zuerst machen sollte.
    Auf jeden Fall die Kinder ins Auto packen. Es war höchste Zeit. Ich sauste zur Fröbelschule, wo ich Nuala absetzte, verfrachtete anschließend Gonzalez zur Gesamtschule und holte mir dort direkt einen Anpfiff ab. Erstens, erklärte mir die als freiwillige Schülerlotsin agierende Mutter, sei das Vorfahren bis zum Wendeplatz nur für Schulbusse und Fahrzeuge mit spezieller Berechtigung erlaubt. Und zweitens hätte ich keine angemessene Sitzerhöhung für die beiden mitfahrenden Kinder in meinem Auto.
    Sie hatte grundsätzlich sicher recht. Aber in diesem Fall, fand ich, hatte ich ja nun wirklich keine Chance gehabt, mich auf diesen Taxidienst einzustellen. »Ich binnur kurzfristig eingesprungen«, sagte ich leicht genervt zu ihr.
    »Ja, das sagen sie alle«, meinte sie und hielt mir nun eine Sammelbüchse unter die Nase. »Aber in der Schulkonferenz haben wir beschlossen, dieses Schuljahr unter die Devise ›Zero Tolerance‹ zu stellen. Deshalb bitten wir Sie um einen Beitrag von einem Euro für die Kasse des Fördervereins.«
    »Ist das Ihr Ernst?«, fragte ich ungläubig.
    Sie hielt

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