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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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Braun!«, rief sie.
    Kevin starrte Bernhard ins Gesicht. »Gib alles!«, sagte er zu ihm.
    Bernhard sah ihn einen Moment verblüfft an und fing dann an zu lachen. »Was hast du gesagt?«, fragte er.
    »Genau!«, jubelte die Frau von der Zeitung. »Sehr schön! Noch mal!«
    »Das sagt doch Heidi Klum auch immer zu den Topmodels«, erklärte Kevin. »Sonst kriegen sie nämlich kein Foto und müssen nach Hause fahren.«
    »Ach so«, sagte Bernhard. Vermutlich kannte er die Sendung nicht, zumal sie ja immer während der Clubmeetings lief, aber in erster Linie war er völlig überrascht, dass es endlich mal ein Kind gab, das keine Angst vor ihm hatte.
    »Na, du kriegst jedenfalls ein Foto«, sagte die Reporterin zu Kevin. »Morgen bist du in der Zeitung. So, vielen Dank, das war’s.« Sie begann bereits ihre Sachen zusammenzupacken.
    Bernhard hielt Kevin immer noch auf dem Arm. »Du siehst nicht aus wie ein Vampir«, befand das Kind.
    »Vielen Dank«, sagte Bernhard. »Ich nehm das mal als Kompliment.«
    »Du siehst eher aus wie der Undertaker«, sagte Kevin.
    Bernhard runzelte die Stirn. »Wer ist denn der Undertaker?«
    »Du weißt aber auch gar nichts«, sagte Kevin. »Hast du keinen Fernseher?«
    »Doch, sogar zwei«, sagte Bernhard. »Aber ich sehe wohl zur falschen Zeit fern.«
    »Samstags abends auf Eurosport«, empfahl Kevin. »Da kommt immer Ressing. Das musst du dir ansehen.«
    »Werde ich machen«, versprach Bernhard und setzte ihn ab. Man konnte ihm die Erleichterung ansehen, dass er das hinter sich hatte. Kevin flitzte davon.
    Bernhard wandte sich hilfesuchend an mich. »Was ist denn Ressing?«
    Ich zucke mit den Achseln. »Keine Ahnung. Ich weiß gar nicht, ob wir Eurosport empfangen können.« Immerhin hatte ich einen Sohn, den ich fragen konnte. Wobei mir wieder bewusst wurde, dass der mir jetzt nicht mehr jederzeit als Informant zur Verfügung stand.
    »Und was mache ich jetzt damit?«, fragte Frau Schirmer, die den Riesenscheck hielt.
    »Den nehme ich wieder mit«, sagte Bernhard. »Wir haben das Geld inzwischen überwiesen. Obwohl Sie den auch einreichen könnten. Es gibt keine vorgeschriebenen Formate für Schecks.«
    »Aber die Bank würde ziemlich große Ordner brauchen«, meinte ich.
    »Wohl wahr«, sagte er und rollte den Scheck wieder zusammen. »Und vielen Dank noch mal, Marie. Ich wünschte, es wäre alles so einfach.«
    »Gern geschehen«, sagte ich und sah mich um, aber Kevin war inzwischen in seinem Gruppenraum verschwunden. Ich hoffte, er hätte viel Spaß bei seinem Ausflug in den Zoo. Aber vermutlich würde ich das nie erfahren, denn so schnell würde ich wohl nicht mehr mit ihm zu tun bekommen.

4
    Wie versprochen war das Foto am nächsten Tag in der Zeitung, und ich ließ mir von einem ziemlich ungeduldigen Christoph per Telefon beschreiben, wie ich es einscannen konnte, um es Henning zuzumailen. Dann telefonierte ich mit Bernhards Frau Angelika, die es natürlich auch gesehen hatte.
    »Meine Güte, Marie, ich hab ihn erst gar nicht erkannt«, sagte sie. »So gestrahlt hat er vermutlich nicht mehr, seit er vor zwölf Jahren Schützenkönig geworden ist.«
    Ich fragte sie nicht, ob sie ihm zwischendurch nie Grund zum Strahlen gegeben hatte. Angelika ist eine herbe Frau, die Tweedkostüme und flache Schuhe trägt und der vermutlich noch nie ein Distriktpräsident in den Ausschnitt geschielt hat, einfach weil sie keinen hat. Weil die beiden keine Kinder haben, war für sie wohl auch der Anblick ihres Mannes mit einem Kind auf dem Arm recht ungewohnt. »Sieht aber nett aus, oder?«, fragte ich sie.
    »Auf jeden Fall. Und es ist natürlich eine sehr positive Aussage über den Club, findest du nicht auch?«
    An den Club hatte ich gar nicht so intensiv gedacht. Mir war es eher darum gegangen, dass Bernhard bei den Kindern nicht wieder als böser schwarzer Mann durchfiel. »Dann ist dein Mann sicher auch zufrieden?«
    »Der hat das noch gar nicht gesehen, bei uns kommtdoch die Zeitung immer so spät. Aber ich wette, das gefällt ihm. Niedliches Kind übrigens, das er da auf dem Arm hat. Der scheint ja keine Berührungsängste zu haben.«
    »Oh, den habe ich bestochen«, sagte ich lachend.
    »Na, das hast du gut gemacht«, meinte Angelika. »So, dann will ich mal meine Sachen packen und zum Golfplatz fahren. Ich nehme an, ich kann dich nicht zum Mitkommen bewegen?«
    »Hör mal, ich bin so unsportlich, ich würde vermutlich zwei Jahre brauchen, bis ich die Platzreife habe.«
    »Ach Quatsch, so

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