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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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schwer ist das nicht. Ich sage dir Bescheid, wenn wieder ein Einsteiger-Wochenende angeboten wird, dann kannst du es ja mal ausprobieren. Glaub mir, das ist so entspannend. Wenn ich meine achtzehn Bahnen gespielt habe, bin ich immer ein neuer Mensch.«
    Dafür sah sie wenig entspannt aus, dachte ich. Aber wer weiß, wie verkniffen sie wäre, wenn sie nicht Golf spielen würde. »Na, dann wünsche ich dir viel Erfolg. Ich nehme an, wir sehen uns morgen bei Hilde zum Kaffeetrinken?«
    »Ach ja, die hat ja eingeladen. Gut, dass du mich dran erinnert hast. Ich habe eigentlich einen Termin mit dem Hund zum Trimmen, aber vielleicht lässt sich der noch verschieben. Mal sehen.«
    Ich legte kopfschüttelnd auf. Dann vergaß ich die ganze Sache, um mich weiter meiner Liste zuzuwenden.
    Inzwischen hatte ich der Liste noch eine Rubrik »Fitness« hinzugefügt und darunter die Begriffe »Schwimmen«, »Laufen« und »Studio suchen« geschrieben. Das waren Ergebnisse von Gesprächen mit mehreren Freundinnen, die ich nach ihren Erfahrungen befragt hatte. Jetzt schrieb ich mit lauwarmer Begeisterung noch »Golf« hinzu. Nichts davon reizte mich wirklich, aberich hatte mir vorgenommen, zunächst alles wie bei einem Brainstorming kritiklos zu erfassen, es dann zu überdenken und nach und nach das zu eliminieren, was nicht in Frage kam.
    Auch den Bereich »Kreatives« hatte ich gefüllt mit »Malen   – Kurs??«, »Patchwork   – Kurs??« und »Chor Kappenhagen«. Besonders zufrieden war ich nicht damit. Ich hatte den Eindruck, dass vermutlich drei von vier Frauen in meinem Alter ihre Zeit mit solchen Sachen verbrachten, und das ließ den Schluss zu, dass nicht alle von ihnen ihrer Berufung, sondern eher einem Trend gefolgt waren.
    Aber noch war ich nicht am Ende meiner Überlegungen. Ich würde es mir nicht leicht machen. Und ich würde schließlich etwas finden, womit ich mich für die nächsten Jahre sinnvoll beschäftigen konnte, zumindest bis Henning in den Ruhestand ging.
    Nachdem ich im Haus für Ordnung gesorgt hatte (und das ging schnell, wenn ich die Einzige war, die etwas unordentlich machen konnte), zog ich mir einen Hosenanzug an   – seriös, aber nicht zu elegant   – und fuhr zum Arbeitsamt. Oder, wie es inzwischen hieß, Agentur für Arbeit. Egal, wie der Name lautete, für mich war es eine Premiere. Noch nie in meinem Leben war ich dort gewesen.
    Immerhin sah es dort nicht so schrecklich aus, wie ich erwartet hatte. Irgendwie hatte ich mir düstere Zimmerchen mit abgestoßenem Mobiliar vorgestellt. Was ich dagegen vorfand, war ein großer, heller Raum mit vielen Grünpflanzen, zwei Tresen, die eher an eine Bank erinnerten, und einer Computerecke, wo sich zwei junge Männer mit bunt tätowierten Armen vor den Monitoren mit der Stellensuche beschäftigten.
    Bei genauerem Hinsehen gehörte der eine Tresen zurARGE, und da ich nicht genau wusste, was das war, stellte ich mich an dem anderen an, der mit »Agentur für Arbeit« beschriftet war. Ich war die Dritte in der Schlange und die Einzige, die keinen Umschlag mit Unterlagen bei sich hatte. Aber das war nicht schlimm; wenn man mir sagte, was ich tun sollte, würde ich später mit den entsprechenden Dokumenten wiederkommen. Irgendwo musste man ja mal anfangen.
    Ich kann auch nicht sagen, dass ich mich langweilte. Während ich in der Schlange stand, sollte ich zwar Abstand zu denjenigen halten, die vor mir dran waren, konnte aber umso besser den Dialog miterleben, der zwischen der ARG E-Mitarbeiterin und ihrem Kunden am Nebenschalter stattfand. Unter anderem ging es darum, dass sie ihm zu erklären versuchte, dass er einen Termin angeben sollte, zu dem er zusammen mit seiner Frau noch einmal herkommen konnte.
    »Aber ist nicht hier jetzt«, sagte er.
    »Ich weiß«, sagte die Sachbearbeiterin geduldig. »Kann sie denn morgen kommen?«
    »Morgen hier.«
    »Gut. Dann kommen Sie beide doch bitte morgen noch mal vorbei und bringen Ihre Ausweise mit.«
    »Ich morgen nicht hier.«
    »Das heißt, Sie können morgen nicht?«
    »Morgen nicht.«
    »Wo sind Sie denn morgen?«
    »Weiß nicht.«
    Die Sachbearbeiterin atmete tief durch. »Wie ist es übermorgen?« Und, in der Hoffnung, sie würde dann besser verstanden: »Der Tag nach morgen?«
    »Nach morgen hier?«
    »Können Sie und Ihre Frau dann hierherkommen? Zusammen?«
    »Hier. Zusammen.«
    »Genau. Das ist Donnerstag. Sie und Ihre Frau kommen am Donnerstag hierher und bringen Ihre Ausweise mit.«
    »Frau nicht

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