Alles auf Anfang: Roman (German Edition)
wie Frauen und so werden in Zukunft wieder Modelle die Mode präsentieren, die feminin sind.
Abends ruft Gina ihren Otto an, dessen Stimme eigenartig klingt, so, als bedrücke ihn etwas. Er scheint angetrunken zu sein.
Das sieht ihm aber gar nicht ähnlich ...
Na ja – vielleicht nutzt er es aus, alleine zu sein. So sind Männer eben!
Was los sei, fragt Gina, die sich keinen Reim darauf macht. Klar, seitdem er Bezirksdirektor geworden ist, steht er oft unter Druck, muss Zahlen erfüllen, hat Untergebene, denn er ist einer von denen, die ihre Arbeit korrekt und engagiert ausführen.
Nichts, gar nichts sei los!, versucht er die Intuition seiner Frau zu widerlegen und Gina weiß, dass dies genau jene Antwort ist, die Männer dann geben, wenn sie meinen: Ich will darüber nicht reden! Nicht jetzt, nicht hier am Telefon!
Am Abend treffen Gina und Ottilie in Frankfurt im Club Voltaire ein, den sie nach Angelikas Beschreibung finden, ohne ein Taxi nehmen zu müssen.
Angelika ist schon da und schier aus dem Häuschen. Sie zieht Gina und Ottilie zu einem Tisch rüber. »Wartet hier auf mich!« Sie plappert auf den Kellner ein, der sie kurz darauf bedient. Gina bekommt Martini, Ottilie Sekt. »Ich hoffe, du magst noch immer Martini?«, fragt Angelika. In diesem Licht, denkt Gina, sieht sie richtig hübsch aus. Überhaupt scheint es ihr heute gut zu gehen.
»Sind deine Besucher weg?«
»Schön wär’s ... Da drüben sitzen sie. Irgendwer kam auf die Schnapsidee, heute hierhin zu wollen und ich konnte es ihnen nicht ausreden. Das ist ein richtiger In-Laden, müsst ihr wissen. Ich habe in deinem Hotel angerufen, um euch zu warnen, aber ihr wart schon weg.«
»Mein Gott, Geli«, lacht Gina. »Die werden uns schon nicht fressen.« Sie blickt zu dem Tisch rüber, wo drei Männer und eine Frau in ein leidenschaftliches Gespräch vertieft scheinen.
Ottilie stößt Gina in die Seite. »Den Mann kenne ich.«
»Den mit den dunklen Haaren?«
»Ja.«
»Das ist Andreas«, erklärt Angelika und zieht ein Gesicht. »Ein seltsamer Kerl, sage ich euch.«
»Die Frau habe ich auch schon mal gesehen«, fügt Gina hinzu.
Zufälle gibt es ...
Sie erzählen Angelika in kurzen Sätzen von ihrer gestrigen Begegnung.
»Das darf doch nicht wahr sein. Vor dem Schneider?«, stößt Angelika hervor. »Nun wird mir alles klar.«
»Was meinst du damit?« fragt Gina.
»Habt ihr nichts von den Kaufhausbränden gehört? Erst das Schneider, dann der Kaufhof gestern Nacht?«
Haben sie nicht.
Soeben will Angelika zu einer Erklärung ansetzen, als der Mann aufsieht und zu ihnen herüber winkt.
»Kommt mit«, folgt Angelika der Aufforderung. »Andreas möchte, dass wir uns zu ihnen setzen.«
»Hör mal, Geli«, Regina hält Angelika am Ärmel fest. Sie ist in Hochspannung. Was hat das zu bedeuten? Kaufhausbrände? Sie hat heute die Tageschau nicht gesehen. Hat sie etwas Wichtiges verpasst? Und was hat das alles mit diesen Leuten zu tun? »Nun sag schon ... was meinst du mit deinen Andeutungen?«
Angelika drückt sich an Regina und flüstert: »Gestern Nacht brannten in Frankfurt zwei Kaufhäuser. Es gab einen Millionenschaden. Gott sei Dank ist niemandem etwas geschehen. Man weiß, dass die Brandbomben, vor allen Dingen im Schneider, ganz kurz vor Torschluss deponiert worden sind. Man vermutet, es handelt sich um Politische.«
»He, Angelika. Stell uns mal deine Freundinnen vor!«, ruft derjenige, der Andreas heißt. Die Vier drüben rücken zusammen. Nun winkt auch die hagere Frau und nickt aufmunternd.
»Das ist Gudrun«, unterbricht Angelika ihre Ausführung. »Der Junge neben ihr heißt Thorwald. Der neben Andreas heißt Horst Söhnlein. Das ist der, den ich von früher kenne.«
»Und du glaubst ...«, wispert Gina. »... das diese Typen etwas mit den Anschlägen zu tun haben?«
»Falls dies so ist und ich das morgen melde, bin ich um 50.000 Mark reicher. So viel ist heute auf die Köpfe der Täter ausgesetzt worden.« Angelika lacht, als nehme sie ihre eigenen Worte nicht ernst und Gina merkt, dass ihre Freundin angetrunken ist.
»Na, dann pass mal auf, dass dir niemand zuvorkommt!«, sagt Gina leichthin, obwohl sie ein Grusel beschleicht. Mit einem Mal kommt ihr dieser Club wie eine Räuberhöhle vor und am liebsten möchte sie sich Ottilie schnappen und zurück ins helle, freundliche Hotel.
Auch in Berlin gibt es ein paar von diesen Kneipen und Clubs, in denen Flugblätter diskutiert werden, wo man zornige Aktionen plant und in
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