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Alles auf Anfang: Roman (German Edition)

Alles auf Anfang: Roman (German Edition)

Titel: Alles auf Anfang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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konspirativer Einmütigkeit gegen das Establishment wettert. Sie hält nichts davon, da sie sich einerseits zu alt für diese Form der Revolte fühlt und andererseits ein bitteres Gefühl dabei hat, wenn sie diese jungen Leute in fast schon faschistischer Gleichschaltung dieselben Sprüche klopfen hört. Außerdem ist sie das Paradebeispiel einer Frau, die sich dem Kapital verschrieben hat, dem Kapital und dem Erfolg!
    »Wir bleiben!«, zischt Ottilie und Gina fügt sich. Immerzu dieser Willesche Dickkopf!
    Die Vier stellen sich nicht vor, als wenn sie davon ausgehen, man müsse ihre Namen sowieso kennen. Sie rücken noch etwas zusammen, sodass die Runde einigermaßen kuschelig ist.
    »So trifft man sich wieder ...«, sagt die Hagere, die Gudrun heißt.
    »Frankfurt ist ein Dorf«, sagt Andreas, der südländische Typ.
    »Was uns zu denken geben sollte«, setzt jener, der auf den fremdartigen Namen Thorwald hört, vielsagend hinzu.
    Der Debattierklub trinkt Bier und Andreas, der in bester Laune und eindeutig bekifft ist, ruft den Kellner. »Was möchten die Ladys? Sekt? Blue Curacao? Kein Problem! Martini? Na klar doch!«
    Der Kellner trollt sich. Es sind sonst kaum Gäste im Club. Folkmusik quillt aus unsichtbaren Lautsprechern. Kerzen tauchen den Laden in ein der Zeit typisches Licht. Fast vermutet man, die Besucher auf Matratzen sitzend zu finden, in verträumte Gespräche versunken, währenddessen Cat Stevens seine melancholischen Lieder singt.
    »Wir möchten Sie nicht stören ...«, sagt Gina.
    »Ihr stört nicht.« Thorwald zieht ein Notizbuch aus seiner Hosentasche. »He, Freunde! Hört mit den blöden Förmlichkeiten auf und lasst mich vorlesen. Damit die beiden, wie heißt ihr eigentlich ...?«
    Gina und Ottilie stellen sich vor.
    »... damit Ottilie und Regina ...« Er bedenkt Ottilie mit einem schmachtenden Blick. »damit die beiden wissen, über was wir diskutiert haben.«
    »Hört, hört, der Dichter«, lacht Andreas meckernd.
    Angelikas frühere Bekanntschaft, Horst, kichert.
    »Wann brennt das Brandenburger Tor?«, deklamiert Thorwald, macht eine Kunstpause und nimmt einen nach dem anderen ins Visier. Zufrieden fährt er fort: »Wann brennen die Berliner Kaufhäuser - Wann brennen die Hamburger Speicher - Wann fällt der Bamberger Reiter - Wann pfeifen die Ulmer Spatzen aus dem letzten Loch?«
    Was ist den das für ein Blödsinn?, fragt sich Gina und Ottilie sieht erschrocken drein. Nein, nicht erschrocken, vielmehr ... fasziniert. Man sieht ihr die ungestellte Frage an: Wer ist dieser Mann, der so interessante Texte schreibt?
    Thorwald liest weiter und endet mit:
     
    »Zerschlagt den Kapitalismus
    Zerschlagt das kapitalistische System.
    Es lebe die sozialistische Weltrevolution!«
     
    Für eine Weile schweigen sie alle. Über dem Tisch schwebt eine Wolke fassbarer Rührung, gemischt mit theatralischer Sinnlichkeit, ganz intellektuelle Innenschau. Thorwald nickt scheu und wieder findet sein Blick den von Ottilie.
    »Unser Pierrot le fou«, sagt Horst, leert seine Bierflasche und rülpst. Er zieht an einem Joint, den Andreas gebaut und angeraucht hat.
    »Im Juni des letzten Jahres erschoss man Benno!«, sagt Andreas, fragmentarisch, sehr ernsthaft, in sich gekehrt. »Bumm! Man erschoss ihn!«
    Wären da nicht Gelis Worte gewesen, könnte Regina das hier ziemlich amüsant finden.
    Kaufhausbrand!
    Millionenschaden!
    50.000 Mark!
    Sie käme sich vor wie in einer altvorderen Kifferrunde, sehr gemütlich und verhuscht.
    »Einfach - bumm!«, sagt Andreas.
    Ohnesorg sei auf der Demonstration gegen den Schah von Persien dabei gewesen, erklärt er, einer Demonstration gegen einen Diktator, der viele tausend Menschen habe hinrichten, foltern, verschwinden lassen.
    »Und unsere feinen deutschen Politiker haben dieses Monster hofiert und befürwortet, dass der Schah seinen eigenen persischen verschissenen Schlägertrupp mitbringt.«
    Es sei Bennos allererste Demonstration gewesen. Er habe nichts mit irgendwelchen Gruppierungen zu tun gehabt, war nirgendwo engagiert, war ausschließlich Mitglied der Evangelischen Studentengemeinschaft, ein sechsundzwanzigjähriger Student der Romanistik.
    Andreas schließt seine Augen, sinniert, alle warten ab und er blickt auf. »Bumm! Man erschoss ihn!«
    Der Kellner stellt einen Drink vor Angelika ab.
    Andreas zieht die Brauen zusammen. »Einige Kommilitonen haben gesehen, dass die Bullen noch auf ihn einschlugen, als er schon mausetot war.«
    Den Todesschützen habe man

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