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Alles auf Anfang: Roman (German Edition)

Alles auf Anfang: Roman (German Edition)

Titel: Alles auf Anfang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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das gleiche Spiel.
    »Ja klar Gina. An ihr is was, ich weiß nicht ... alle sind scharf auf sie. Es scheint, als sei sie geboren, um geliebt zu werden, wenn du verstehst, was ich meine. Ich glaub, sie hat was mit nem Anderen.«
    »Gibt’s Beweise?«, fragt Frank. Ja, es ist wie immer.
    Otto schiebt die Brille auf seine Nase und schüttelt den Kopf.
    »Himmel noch mal, Otto.« Frank stupst seinen Schwager kameradschaftlich an, umkreist den Sessel und lässt sich zurück auf die Couch fallen. Da ist er wieder: Ottos Eifersuchtsanfall. Den kriegt er regelmäßig nach ein paar Schnäpsen. Dann fühlt er sich nicht gut genug für diese schöne junge Frau und kriegt das heulende Elend.
    Piefkes Finger trommeln einen Rhythmus auf das Sesselleder. Bye Bye Johnny B. Goode . Seine Augen starren etwas glasig und Frank denkt, dass es Zeit ist für einen starken Kaffee.
    Otto antwortet nicht, aber er druckst und seine Finger ringen miteinander.
    »Liebe Düse. Gina ist ne dufte Frau, ein echt steiler Zahn, aber sie ist doch keine, die es mit anderen treibt ...« Oder? Piefkes Blick findet Frank und der schüttelt den Kopf.
    Die Küchentür geht auf und Otto tut so, als wenn alles klar ist, schaltet blitzschnell um, denn Gina wird stinksauer, wenn er mal wieder mit seinen Verdächtigungen vorankommt. Frank und Piefke nuckeln an der Zigarre, Otto zündet seine umständlich an, pustet in die Luft, seine Augen folgen dem Schmauch, als gebe es dort etwas außerordentlich Wichtiges zu entdecken.
    Gina kneift ihre Augen zusammen und mustert ihren Mann, der aufgesprungen ist und mit den Armen rudert. Sie grinst. »Na, sind wir mal wieder beim Thema?«
    Es klingelt. Klingelt noch mal. Ratsch, ratsch!
    Gina kommt rein und baut sich vor Otto auf. Sie sieht schön aus, in gewisser Weise, Unsinn! ohne Einschränkungen – erotisch! das muss Frank eingestehen. Das Herzchengesicht wirkt nun eckiger, schärfer umrandet, eindimensional wie das Foto in einem herzförmigen Medaillon. Als er sich fragt – es ist nur eine funkengleiche Eingebung -, ob Gina ihm als Mann gefährlich werden könnte, ist er einen Herzschlag lang gewillt, Ottos ewigen Vermutungen Glauben zu schenken. Was fängt Gina allen Ernstes mit diesem Mann an? Die beiden passen zusammen wie eine Mücke zur Fliegenklatsche.
    »Machst du wieder alle verrückt mit irgendwelchen ...«
    »Aber Darling«, ringt Otto mit Worten. »Beruhige dich doch. Wir wollen doch keinen Streit.«
    »Wenn ich im Bett leidenschaftlich sein soll, dann darf ich das auch sein, wenn ich wütend bin«, schnauft sie. »Also halt deine Klappe – und nenn mich nicht Darling!«
    Schon wieder rennt der Zorn mit dem Verstand davon, denkt Frank und beschließt, der Sache ein Ende zu machen. Otto steht da wie ein Narr, die Zigarre klemmt zwischen seinen Zähnen, wieder sind die Brillengläser beschlagen. Piefkes attraktives Männergesicht wirkt genauso verknotet wie seine dünnen Beine. Frank meint, ein verhaltenes Lachen hinter den Schauspieler-Grübchen zu beobachten. Na, das würde auch noch fehlen. Andererseits – es käme auf einen Versuch an. Alle auslachen, das wäre was!
    Lotte macht sich auf zur Tür.
    Tom kommt zur Küche reingerannt, Lotte folgt ihm und alle kümmern sich nur noch um den Jungen, begrüßen ihn überschwänglich, tätscheln sein Haar. Piefke drückt seinem Neffen die Hand wie einem Erwachsenen, die beiden blinzeln sich verschworen zu und Oma Käthe hat – vorübergehend – alles vergessen, was sie zu sagen beliebte und herzt ihren Enkeljungen, als sei dieser das letzte Kind auf der Welt. He, was bist du wieder groß geworden!, kneift sie ihm in die Wange, so dass Toms Brille verrutscht.
    Frank atmet durch und blinzelt Lotte zu. Sie beide wissen, dass Thomas die Situation vorerst gerettet hat. Gut gemacht, du Held wider Willen und viel Spaß mit den Bilderheftchen, die sie dir schenken werden.

6
     
    Kaum etwas hasst Tom mehr, als in die Wange gekniffen zu werden. Höchstens, wenn Mama auf ein Taschentuch spuckt, um ihm Dreck aus dem Gesicht zu reiben.
    Aber noch mehr verabscheut Tom, wenn er mit Erwachsenen zusammen ist, die sich streiten. Sofort spürt er, dass was in der Luft liegt. Alle haben getrunken, die Luft ist zum Schneiden grau. Das bedeutet für die nächsten Stunden, dass die Gespräche immer lauter werden. Dass man sich anschreit, man mit der Hand auf den Tisch schlägt, alle wie die Schlote paffen, jemand aufspringt, umherläuft, mit den Armen wedelt, und keiner hört

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