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Alles auf Anfang

Alles auf Anfang

Titel: Alles auf Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benioff David
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ganze Land gefahren, um sein Mädchen zurückzugewinnen, und war von einem Stuntman verprügelt worden. Einem Stunt-Koordinator.
    »Sie hat dich nicht gebraucht«, sagte SadJoe. »Sie hätte auch in New York ein Star werden können, sie hätte in Toronto ein Star werden können. Sie wäre auf jeden Fall ein Star geworden. Die Sahne setzt sich immer oben ab.«

    »Nein«, sagte Tabachnik. »Tut sie nicht.« Was auch immer sich oben absetzte, es war nicht die Sahne.
    »Sie hat dich nicht gebraucht«, wiederholte SadJoe und schlug auf den Rand der kaputten Trommel. »Es war meine Band, aber sie war der Star, und das war cool. Und es ist mir scheißegal, ob du mir glaubst oder nicht. Ich wollte bloß hinten sitzen und den Rhythmus vorgeben und sie anschauen. Du bringst sie mit so einem Studiofritzen zusammen, der trommelt, als ober eine beschissene Maschine wäre. Warum, Mann? Ich bin nicht gierig. Ich will nur meinen Lebensunterhalt verdienen, ich brauch nichts Großartiges. Also warum? Weil ich nicht gut genug bin? Ist es das? Glaubst du, dass ich nicht gut genug bin?« »Keine Ahnung«, sagte Tabachnik. Eine ehrlichere Antwort hatte er nicht zu bieten. »Bei Schlagzeugern kenne ich mich nicht aus. Für mich hörst du dich gut an.«
    »Also warum?«
    »Es hat nichts mit dir zu tun.«
    SadJoe lachte. »Herrje, Tabachnik. Hast du keine Fantasie, Mann? Hast du nicht einen Funken Fantasie? Glaubst du, du kannst dich einfach umdrehen und ich verschwinde?«
    Tabachnik sah durch die Palmwedel zum Himmel. Der Mond war fast voll, und die Wolken waren schaumig wie kochende Milch. Näher am Erdboden trat Molly Minx hinaus auf den Balkon und beugte sich über die Brüstung. Sie hatte ein viel zu großes Hockeytrikot angezogen. Ihre roten Stoppelhaare sahen aus, als würden winzige Flammen aus ihrem Kopf schlagen. SadJoe sah sie und rappelte sich hoch. »Molly!«, brüllte er. Und noch einmal, leiser: »Molly.« Er deutete auf die gelben McDonald’s-M. »Ich hab dir zwei M gebracht, aber der Muskelprotz hat sie kaputt geschlagen.«

    »Das macht nichts«, sagte sie. »Ich heiße jetzt Serenity.«
    »Okay.« Er nickte und wischte sich mit dem Unterarm die Nase ab. »Serenity ist ein schöner Name.«
    »Fahr wieder heim, Joe. Du kannst mir nicht dauernd nachstellen.«
    »Dir nachstellen? Ich bin doch kein Stalker.« Er sah Tabachnik hilfesuchend an. Tabachnik zuckte die Schultern.
    »Fahr heim, Joe.« Sie ging zurück in die Wohnung und schob die Glastür zu.
    SadJoe starrte lange hinauf zu dem leeren Balkon. Schließlich drehte er sich zu Tabachnik um und zog geschlagen die Schultern hoch.
    »Nächstes Jahr im Budokan«, sagte er. Er schnappte seine Militärjacke, stieg in den Galaxie 500 und fuhr davon, ohne sich um das ruinierte Schlagzeug und die kaputten M zu kümmern. Tabachnik verfolgte die Rücklichter des Wagens, bis sie außer Sichtweite waren. Seine Nase tat nicht sonderlich weh, und er sagte sich, dass die Wut des Stuntmans inzwischen verraucht war. In ein paar Minuten würde er aufstehen und zurück ins Haus gehen, die Treppe in den ersten Stock hinaufsteigen, seine Wohnung betreten und sich wieder zu Serenity legen. Aber nicht sofort. Er wollte noch einen Moment sitzen bleiben und nachdenken.
    Alle Balkons in der Straße waren jetzt leer, die Fenster wieder dunkel. Die Vorstellung war vorbei. Er fragte sich, wie weit SadJoe fahren würde, wo er die Nacht verbringen würde. Kein Mensch konnte in einem Stück von Los Angeles bis New Jersey durchfahren, aber Tabachnik konnte sich nicht vorstellen, dass SadJoe in einem Motel haltmachte, um zu schlafen. Er konnte sich den Schlagzeuger nur fahrend vorstellen,
die Hände am Lenkrad, die im Takt der Radiomusik trommeln. Vorbei an Bergen und Wüsten und Einkaufszentren und Feldern, ohne anzuhalten, ohne jemals anzuhalten, allein in seinem schwarzen Galaxie, während der Meilenzähler bei jeder Zehntelmeile weiterspringt.

DER TEUFEL KOMMT NACH ORECHOWO
    Die Hunde waren verwildert. Sie streiften in Rudeln durch die Gegend, die Krallen lang, das Fell dick und zerzaust und mit Disteln verfilzt. Als die Soldaten bei Morgengrauen aufbrachen, zählte Leksi jeden Hund, den er erspähte, eine Ablenkung, damit die Zeit schneller verging. Bei vierzig hörte er auf. Sie waren überall: lauerten geduckt im Schnee; jagten durch die Schatten der hohen Tannen; folgten den Soldaten, schnüffelten an ihren Stiefelspuren, hofften auf ein paar Brocken.
    Die Hunde machten Leksi nervös. Von Zeit

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