Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
Vom Netzwerk:
»Sieh an, Miss Waverly Bryson! Was für eine Freude, dein hübsches Gesicht zu sehen … obwohl es im Augenblick etwas rot und verquollen wirkt. Ist alles in Ordnung, Herzchen?« Er drückte mich kurz an sich.
    »Es geht schon wieder. Besser gesagt, es wird gleich wieder, sobald ich mein Make-up aufgefrischt habe«, entgegnete ich. »Scotty, das ist mein Kollege Kent Tanner. Er arbeitet auch bei K.A. Marketing.«
    »Tag, Kent. Sehr erfreut«, sagte Scotty. Die beiden schüttelten einander die Hände, dann verabschiedete sich auch Kent in Richtung Toilette.
    »Ich hatte keine Ahnung, dass du auch zur Super Show kommst, Scotty. Dein Name stand gar nicht auf der Akkreditierungsliste.«
    »War ein spontaner Entschluss. Wir planen eine Sendung über diese ganzen Proteinriegel, die es jetzt überall zu kaufen gibt. Die Leute sind total verrückt danach.« Er zwinkerte mir mit seinen smaragdgrünen Augen zu.
    Ich legte ihm eine Hand auf den Arm. »Hör mal, wie wär’s mit einem Interview mit Shane Kennedy, wenn du schon mal hier bist? Ihr könntet ein bisschen über den neuen Basketballschuh plaudern, für den er Werbung macht.«
    Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Herzchen, aber ich kann nicht.«
    »Wirklich nicht? Ein Interview im Morgenmagazin von NBC wäre super für unser Image.«
    »Du weißt, für dich würde ich alles tun, und wenn es nach mir ginge, wäre ich sofort dabei. Zumal ich diesen Shane Kennedy mit Sicherheit nicht von der Bettkante stoßen würde. Aber ich fliege in ein paar Stunden nach L.A. zu einer Kinopremiere, und morgen muss ich dann schon wieder zu Hause in Dallas sein.«
    »Eine Kinopremiere? Mann, was für ein Leben«, seufzte ich. »Übrigens, mein Freund, vorhin habe ich dein Feature über den Rentner mit den Katzen gesehen. Was wohl deine Journalistikprofessoren an der Northwestern dazu sagen würden?«
    Er grinste. »Ich weiß, ich weiß. Für Geld tue ich fast alles. Aber wenn du wüsstest, was man mir dafür bezahlt hat, würdest du mich verstehen.«
    »Da beneide ich dich, vor allem, wenn ich an die Rechnungen denke, die sich bei mir zu Hause stapeln. Schade, dass du heute schon wieder abreisen musst, sonst hätten wir heute Abend miteinander essen gehen können, und außerdem organisiert JAG am Freitag eine große Party.«
    »Tja, die werde ich leider verpassen … Meine Maschine geht heute Mittag. Deshalb muss ich jetzt auch los, damit wir diese Geschichte in den Kasten kriegen. Lass mal wieder was von dir hören, Prinzessin.«
    »Mach ich. Ciao!«
    *
    Gegen achtzehn Uhr saßen wir alle wieder in der Kabine, in der die Interviews stattfanden. Wir waren total erledigt und taten das auch lautstark kund. Zusätzlich zu den Vertretern der Medien hatten sich zahlreiche Käufer am Messestand getummelt, aber auch die Angestellten anderer Aussteller sowie diverse hohe Tiere aus der Sportartikelindustrie. Die meisten hatten auf die eine oder andere Weise geschäftlich mit JAG zu tun, aber viele von ihnen waren wohl vor allem in der Hoffnung gekommen, Shane Kennedy persönlich zu begegnen. Wir hatten uns den ganzen Tag die Hacken abgelaufen, hatten versucht, uns um alle Anwesenden zu kümmern, und es war unglaublich anstrengend gewesen.
    Kent lockerte seine Krawatte und lehnte sich zurück. »Ich fühle mich wie vom Zug überfahren. Hat es einer von euch geschafft, eine Runde durch die Halle zu drehen und einen Blick auf die anderen Stände zu werfen?«
    »Soll das ein Witz sein?« Davey lachte. »Ich hatte kaum genügend Zeit, um aufs stille Örtchen zu gehen.«
    Ich legte den Kopf auf dem Konferenztisch ab. »Ich brauche eine Margarita. Und eine Massage. Und habe ich erwähnt, dass ich eine Margarita brauche?«
    »Ich habe noch nicht ein einziges Messehäschen gesehen«, beklagte sich Davey. »Ich fühle mich um mein Vergnügen betrogen!«
    »Messehäschen«, wiederholte Shane und hob fragend eine Augenbraue.
    »Na, Sie wissen schon, die spärlich bekleideten hübschen Damen, die viele Aussteller engagieren, um Besucher anzulocken.«
    »In gewissen Kreisen nennt man diese Damen auch Messeschlampen«, bemerkte ich, ohne die Stirn von der Tischplatte zu heben.
    Davey schnaubte. »In deinen Kreisen, meinst du.«
    Ich hob den Kopf. »Hey, ich prangere diese schamlose Ausbeutung des weiblichen Geschlechts an!«
    »Ach, komm, willst du etwa behaupten, du hättest als kleines Mädchen nicht davon geträumt, Cheerleader bei den Dallas Cowboys zu werden?«, mischte sich Kent ein.
    Ich lachte.

Weitere Kostenlose Bücher