Alles auf eine Karte
Behandlungen verwöhnen lassen. Und zwar auf Kosten von JAG .«
»Klingt himmlisch«, sagte ich.
Sie nickte. »Das wird es auch. Und sollten sich diese Geizhälse aus der Buchhaltung über die Rechnung beschweren, dann können sie sich die nächste Messe sonst wohin stecken.«
Das Lachen blieb mir im Hals stecken, als ich Gabrielle Simone aus einem der Besprechungsräume kommen sah.
»Hallo, Gabrielle.« Ich rappelte mich hastig auf und schlüpfte in meine Schuhe.
»Hallo, Waverly«, sagte sie und nickte langsam. »Ich gehe davon aus, dass die Messe ein Erfolg war?«
»Oh, ja, es lief hervorragend«, bestätigte ich etwas zu enthusiastisch. »Jede Menge toller Interviews.«
»Freut mich zu hören.« Sie sah auf Penelope hinunter. »Und ich hoffe, Sie ziehen nicht ernsthaft in Erwägung, sich auf Firmenkosten in einem Spa zu vergnügen?«
Penelope senkte den Blick. »Nein, das war natürlich nur ein Scherz.«
»Schön. Tja, wir sehen uns dann in San Francisco. Ich wünsche Ihnen einen guten Flug.« Damit wandte sie sich um und stöckelte davon.
Sobald sie außer Hörweite war, machte Penelope »Miau!« und imitierte eine Katze, die ihre Krallen ausfährt.
»Diese Frau jagt mir Angst ein«, flüsterte ich.
»Ich wette, die steht darauf, junge Hunde zu treten.« Penelope streckte die kurzen Arme über den Kopf. »Na, was meinst du, Señorita, sollen wir uns vor der Party einen Happen zu essen und ein Glas Wein gönnen? Wir haben ein paar anstrengende Tage hinter uns und eine lange Nacht vor uns. Und ich für meinen Teil habe vor, mich mal wieder ordentlich volllaufen zu lassen.«
Ich bedeutete ihr mit einer Armbewegung, vorauszugehen. »Nach dir, meine Liebe.«
*
Eineinhalb Stunden später betraten wir das riesige Zellerbach Center, das JAG für den Abend gemietet hatte. Da die Party erst um neun beginnen sollte, war es noch verhältnismäßig leer. Die wenigen Anwesenden gehörten entweder dem Planungskomitee, dem Sicherheitsdienst oder dem Cateringservice an und eilten geschäftig hin und her.
Der Saal war für den festlichen Anlass geschmackvoll dekoriert worden; die Decke verschwand hinter einem Meer aus schwarzen und weißen, mit Helium gefüllten Ballons. Es gab vier tipptopp ausgestattete Bars, in jeder Ecke eine, flankiert von je zwei hüfthohen schwarzen Vasen mit dicken Sträußen weißer Rosen. An einer Wand hatte man ein langes Büfett aufgebaut, auf dem inmitten von zahlreichen Appetithäppchen und Süßspeisen eine große, aus den drei Buchstaben J, A und G bestehende Eisskulptur prangte . Zahlreiche Bistrotische von unterschiedlichem Durchmesser samt schwarz-weiß karierten Tischdecken und schwarzen Barhockern nahmen die eine Hälfte des Saals ein.
In der anderen Hälfte befand sich die Tanzfläche, erkennbar an der großen Discokugel, die von der Decke hing. Auf der Bühne an der Wand dahinter stimmte die Band gerade ihre Instrumente.
Ich rieb mir die Hände. »Das wird garantiert eine tolle Party. Soweit ich weiß, hat JAG die Big Bangs engagiert.«
Penelope nickte. »Stimmt. Die für Eventmanagement zuständige Abteilung hat endlich eingesehen, dass eine 80er-Jahre-Coverband auf keiner Party fehlen darf, jedenfalls nicht, wenn der Großteil der Gäste über zweiundzwanzig ist.«
»Hervorragende Entscheidung«, sagte ich. Ich liebe die Musik der 80er. Madonna, die B-52s, Duran Duran, Prince … Ich konnte die ganze Nacht übers Parkett fegen, solange sie nichts von Bryan Adams spielten. Trief.
Wir schlenderten zur nächstbesten Bar, hinter der ein schmucker Knabe im Frack stand. Er war wirklich ausnehmend attraktiv: groß, dunkle Haare, dunkle Augen, kein Ehering. Auf seinem Namensschild stand »Chad«.
Ich beugte mich zu Penelope hinunter und flüsterte: »Also, wenn ich sonst keine interessanten Gesprächspartner finde, bleibe ich einfach hier stehen und unterhalte mich mit Chad.«
»Du sprichst mir aus der Seele«, flüsterte sie zurück und nickte.
Chad breitete die Arme aus und sagte: »Was kann ich für Sie tun, meine Damen?«
Penelope klimperte mit den dick getuschten Wimpern. »Wenn ich mir Ihr charmantes Lächeln ansehe, würde mir so einiges einfallen, was Sie für mich tun könnten, mein Guter, aber vorerst hätte ich gern einen Gin Tonic.« Penelope steht auf junges Gemüse und flirtet ungeniert mit Männern, die nur halb so alt sind wie sie, oder sogar noch jünger.
»Kommt sofort. Und für Sie?« Er sah mich an und lächelte.
»Hm … Was würden Sie mir denn
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