Alles auf eine Karte
sprachlos.
»Denken Sie mal darüber nach, Waverly«, fuhr Shane fort. »Das Leben ist kein Basketballspiel. Niemand zählt die Punkte außer Ihnen selbst. Also zerbrechen Sie sich nicht so oft den Kopf darüber, was die anderen denken oder tun.«
Und das alles aus dem Mund eines NBA -Spielers? Ich habe noch nie so schnell so viele Klischees auf einmal bröckeln sehen. Würde er als Nächstes anfangen, Ballett zu tanzen?
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Shane. Ich bin sehr beeindruckt.«
»Ich hab Sie überrascht, was?«
Ich nickte bedächtig. »Sie ahnen ja gar nicht, wie sehr. Vielen Dank. Es war höchste Zeit, dass mir mal jemand den Kopf zurechtrückt.«
»Wenn Sie mich schon für den Meister der unbequemen Wahrheiten halten, dann warten Sie ab, bis Sie erst meine Frau kennenlernen«, sagte er.
Ich legte ihm eine Hand auf den Arm. »Hören Sie, ich bin Ihnen wie gesagt wirklich dankbar, aber können wir vielleicht so tun, als hätten wir dieses Gespräch nie geführt?«
Er schüttelte den Kopf. »Das kommt gar nicht in die Tüte.«
»Warum nicht?«
»Weil das abgesehen vom Training mit meinem Team, einem Telefonat mit Kristina und dem Dinner vorhin so ziemlich die erste Unterhaltung in dieser Woche war, in der es nicht um mich ging. Können Sie sich überhaupt vorstellen, wie langweilig es ist, immer nur von sich selbst zu erzählen?«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Hmm, darüber habe ich ehrlich gesagt noch nie nachgedacht. Das heißt also, mein kleiner Anfall gerade eben von wegen alt und grau und allein sterben war eine willkommene Abwechslung für Sie?«
Er lachte. »So ist es.«
»Tja, freut mich, dass ich ein wenig zu Ihrer Zerstreuung beitragen konnte, Mister Kennedy. Wenn Sie sich schon weigern, dieses Gespräch zu vergessen, könnten Sie mir dann wenigstens versprechen, dass Sie es für sich behalten werden?«
»Das kann ich Ihnen gern versprechen, ja.«
»Es bleibt also unter uns?« Ich streckte ihm die Hand hin. »Abgemacht?«
Er schlug lächelnd ein. »Abgemacht.«
Sobald ich wieder in meinem Hotelzimmer war, klappte ich meinen Laptop auf und notierte mir ein paar Ideen für weitere Süße-Grüße-Karten.
Vorderseite: Du hast das gefürchtete erste graue Haar entdeckt?
Innenseite: Es gibt Schlimmeres, Süße. George Clooney ist immer noch heißer als Kojack, oder?
Vorderseite: Deine verheirateten Freunde behaupten, du seist zu wählerisch?
Innenseite: Süße, entweder begnügen sie sich mit Kompromisslösungen, oder sie sind nicht wirklich deine Freunde.
Vorderseite: Du bist deprimiert, weil du immer noch Single bist?
Innenseite: Süße, lass den Kopf nicht hängen, sondern leg ihn in den Nacken und kipp ein paar hochprozentige Getränke. Und dann reiß dir einen schnuckeligen Typ zum Knutschen auf.
Vorderseite: Dein Leben läuft anders als erwartet?
Innenseite: Das Leben ist kein Basketballspiel, Süße. Du musst niemandem etwas beweisen, also genieße jeden Tag.
In dieser Nacht träumte ich, dass ich mich von Davey scheiden ließ, um Shane zu heiraten, und dass ich mir bei unserer Hochzeit in einer Drive-Through-Kapelle in Las Vegas einen Faustkampf mit Kristina lieferte. Getraut wurden wir von Aaron, der ein Elvis-Presley-Kostüm trug und an einer Liane baumelte.
Immerhin begann mein Tag mit einem Lachen.
Hast du dir auch schon mal gewünscht, du könntest in die Vergangenheit reisen, um etwas ungeschehen zu machen?
Süße, da geht es dir wie allen, die beim Abschlussball ein Kleid mit Puffärmeln getragen haben.
KAPITEL 5
Am Freitagabend um neunzehn Uhr war der Messestand von JAG wie leergefegt, von Penelope French und mir einmal abgesehen. Die Super Show war um sechs offiziell zu Ende gegangen, und kurz darauf hatten sich Kent und Davey wie die meisten anderen aus dem Staub gemacht, um pünktlich zur Happy Hour an einem Tresen zu sitzen.
Ich hatte die unbequemen Schuhe ausgezogen und saß im Schneidersitz auf dem Boden. »Ein Glück, dass wir es hinter uns haben. Ich bin fix und foxi.«
»Willkommen im Club, meine Liebe.« Penelope tätschelte ihre feuerrote Betonfrisur, an der sich nicht ein einziges Härchen bewegte, und ließ dann die Fingerknöchel knacken. »Ich habe das vergangene halbe Jahr wie besessen auf diese Messe hingearbeitet, und ich bin weiß Gott kein junges Ding mehr. Sobald ich wieder in San Francisco bin, werde ich mich schnurstracks in den schicksten Wellnesstempel der Stadt begeben und mich mit allen nur erdenklichen
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