Alles auf eine Karte
warf wie bei einem Truthahn, und um die Leibesmitte spannte der Stoff, als würde sich ein Schwimmreifen darunter verbergen. Ich war gar nicht scharf darauf, herauszufinden, was sich unterhalb der Gürtellinie befand, aber ich glaubte, eine schwarze Levi’s ausmachen zu können, und zur Krönung Cowboystiefel aus Schlangenleder.
Ich muss wohl nicht näher ausführen, was mir in diesem Augenblick durch den Kopf ging.
»Äh, danke sehr«, murmelte ich und überlegte fieberhaft, wie ich aus dieser Nummer am schnellsten wieder rauskam.
Wo zum Teufel steckten die Leute von JAG ?
»Ich bin Chuck Jenkins, und wie heißen Sie, meine Schöne?«, erkundigte sich mein neuer Verehrer, während er an einem fettigen Hühnerflügel mit Ranch-Dressing nagte.
»Äh, ich heiße Waverly. Waverly Bryson.«
»Waverly? Wie die Cracker?«
Ich seufzte. »Richtig, wie die Cracker.« Mein Name kann zuweilen als witzige Gesprächseröffnung dienen, aber der Schuss kann auch gehörig nach hinten losgehen, je nachdem, mit wem man sich unterhält.
»Das ist ja ’n Ding. Waverly.« Er leckte sich die Sauce von den Fingern, wischte sich die Hand an der Hose ab und streckte sie mir dann allen Ernstes zur Begrüßung hin.
Was zum …? Ich lächelte entschuldigend und gab ihm zu verstehen, dass ich ja leider keine Hand frei hatte. Gütiger Himmel, befreie mich von diesem Vollidioten, und zwar ein bisschen plötzlich, bitte! Ich war zwar nicht mehr ganz nüchtern, aber bei weitem nicht betrunken genug, um mich mit diesem erbärmlichen Homer-Simpson-Verschnitt abzugeben.
Chuck schob sich den nächsten Hühnerflügel in den Mund und beäugte mich von Kopf bis Fuß. »Also, ich muss schon sagen, Waverly, Sie sind ein richtiges Sahneschnittchen. Bei Ihrer makellosen Figur würde ich darauf tippen, dass Sie Volleyball spielen. Beachvolleyball, habe ich Recht? Bei welcher Firma arbeiten Sie? Bei einem Bikinihersteller?«
»Ich bin PR -Beraterin und arbeite unter anderem für Jammin’ Athletic Gear, einem Unternehmen, das Sportbekleidung herstellt«, sagte ich und seufzte erneut.
»Sie sind was? Für wen?«
Ich warf hilfesuchend einen Blick über die Schulter. »Ich arbeite als PR -Beraterin, zurzeit für Jammin’ Athletic Gear«, wiederholte ich. »Das ist die Firma, die diese Party organisiert hat.«
»Sie veranstalten also Pressekonferenzen und so?«, erkundigte er sich mit seinem unsäglich nervigen Südstaatenakzent.
»Genau.« Wieder ließ ich in der Hoffnung auf Rettung den Blick schweifen, aber da war niemand.
Also wandte ich mich resigniert wieder meinem Gesprächspartner zu und versuchte, nicht an seinen Schwabbelbauch zu denken. »Und, was machen Sie beruflich, Chuck?«
»Meine Firma beliefert die Stände im Kongresszentrum mit Hotdogs.« Er leckte schon wieder seine fettigen Finger ab.
So, so, Hotdogs. Dazu wären mir gleich mehrere geschmacklose Kommentare eingefallen, aber ich hütete meine Zunge.
»Verstehe, dann arbeiten Sie also hier in Atlanta?«
Er nickte. »So ist es, Schätzchen, ich kooperiere mit allen Messeveranstaltern hier. Aber auf die Super Show freue ich mich jedes Jahr ganz besonders, wegen der heißen Bräute. Sind Sie verheiratet?«
Jetzt hatte ich aber endgültig die Nase voll. Was erlaubte sich dieser widerliche Fettklops? Höchste Zeit für einen Abgang. Ich deponierte meinen Teller auf einem der Bistrotische und beschloss, ihn einfach stehenzulassen.
»Tja, es war nett, mit Ihnen zu plaudern, Chuck, aber meine Freunde suchen mich bestimmt schon. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.«
Ich wandte mich zum Gehen, doch er packte mich mit seinen fettigen Wurstfingern am Arm und hielt mich zurück. »Bleiben Sie doch noch ein wenig! Wir haben uns doch gerade erst kennengelernt … Wissen, Sie, es gibt so viele Arten, einen Waverly-Cracker zu vernaschen. Was halten Sie von einem kleinen Snack in Ihrem Hotelzimmer?«
Hatte er das wirklich gerade gesagt? Ich riss mich los und marschierte in Richtung Tanzfläche. »Tut mir leid, Chuck, keine Zeit.«
»Reservieren Sie einen Tanz für mich!«, rief er mir nach.
Igitt. Ich ging weiter, ohne mich noch einmal umzudrehen.
Unterwegs leerte ich mein Glas und stellte es auf einem der Tische ab.
Ich flüchtete in die gegenüberliegende Ecke des Saals. Nachdem mein Versuch, mir etwas feste Nahrung einzuverleiben, von Chuck gründlich vereitelt worden war, fühlte ich mich jetzt noch betrunkener. Ich sah auf die Uhr. Wo waren Kent und Davey? Wo war
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