Alles auf eine Karte

Kopf:
    Vorderseite: Schon mal das Gefühl gehabt, du hättest deine Zunge verschluckt, als du es mit einem besonders gut aussehenden Typen zu tun hattest?
    Innenseite: Süße, ich kann nur hoffen, dass seine Zunge maßgeblich daran beteiligt war, sonst bist du nämlich eine totale Niete.
    Nach einigen quälenden Sekunden sagte ich zu Shane: »Hey, Shane, Sie haben doch erwähnt, dass Ihre Mannschaft morgen gegen die Atlanta Hawks spielt. Heißt das, Sie beide treten sozusagen gegeneinander an?«
    Shane nickte. »Ganz recht, morgen Abend ist es so weit. Dave und Kent sehen sich das Spiel an. Kommen Sie doch auch; ich lasse an der Kasse ein Ticket für Sie hinterlegen. Hey, Leute, dort drüben stehen ein paar Bekannte, die für die Yankees spielen. Ich gehe nur mal schnell Hallo sagen. Bis gleich!«
    Er ließ uns stehen, ehe ich dazu kam, ihm zu sagen, dass mein Flug schon am darauffolgenden Morgen ging. Bevor er in der Menge untertauchte, drehte er sich noch einmal um und zwinkerte mir zu. Oder hatte ich mir das nur eingebildet?
    Leider sah ich bereits etwas unscharf.
    »Möchten Sie etwas trinken, Waverly?«, fragte Jake.
    Ich starrte ihn an und blinzelte. Das Letzte, was ich jetzt brauchte, war ein weiterer Cocktail, und das wusste ich auch, aber aus unerfindlichen Gründen hörte mein Mund nicht auf mein Gehirn und sagte: »Gern, einen Rookie, bitte.« Wir stellten uns an einer der Bars an.
    Kurz darauf reichte mir Jake meinen Drink. »Ohne Schokoriegel im Mund hätte ich Sie ja fast nicht wiedererkannt«, bemerkte er, worauf ich prompt mein Glas fallen ließ.
    Jake drehte sich um, schnappte sich einen Stapel Servietten von der Bar und drückte sie mir in die Hand, und dann bestellte er mir sogleich einen neuen Rookie, den ich ehrlich gesagt ungefähr so nötig hatte wie ein Loch im Kopf. »Alles okay?«, fragte er, während ich an meiner nassen Jeans herumtupfte.
    Ich richtete mich auf und biss mir auf die Unterlippe. »Äh, ja. Sie erinnern sich also an unsere erste Begegnung?«
    Er lachte. »Na klar, schließlich dachte ich, ich müsste den Heimlich-Griff anwenden, um Sie zu retten.«
    Ich hustete und blickte überallhin, nur nicht in seine blauen Augen.
    »Nun ja, das war sicherlich nicht der glanzvollste Moment meines Lebens. Könnten wir vielleicht das Thema wechseln?«
    Jake reichte mir grinsend meinen neuen Drink. »Okay, aber Sie müssen zugeben, dass es ziemlich witzig war.«
    »Ja, schon.« Ich nahm all meinen Mut zusammen und sah ihm ins Gesicht. »Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie schwierig es ist, im Gehen ein Milky Way zu essen?«
    Er kicherte und trank dann einen Schluck Bier. »Sie sind also PR -Beraterin, ja? Shane hat erzählt, dass Sie und Ihre Kollegen sich tüchtig ins Zeug gelegt haben für die Show.«
    Ich konnte den Blick gar nicht mehr von seinen Augen abwenden. Sie waren nicht bloß blau. Sie waren … UNFASSBAR BLAU .
    »Waverly?«
    Jakes Stimme riss mich aus meiner Trance.
    »Verzeihung, was haben Sie gesagt?«
    »Dass Shane erzählt hat, Sie hätten ihn ziemlich eingespannt.«
    Ich nickte. »Ja, das haben wir, aber er hat seine Sache toll gemacht. Geradezu vorbildlich. Was haben Sie eigentlich auf der Super Show getrieben?«
    »Ich bin nebenberuflich als Berater für BA Rocks und Adina Energy tätig; Sportlernahrung, Isogetränke und so weiter. Ich wollte mich ein bisschen informieren, was es in diesem Bereich Neues auf dem Markt gibt.«
    »So, so«, sagte ich. »Ich wette, Sie waren begeistert von den Tänzerinnen am Messestand von Adina Energy? Wie ich höre, sind sie äußerst … nahrhaft.«
    Er gluckste. »Kein Kommentar.«
    »Schon klar«, sagte ich grinsend.
    Es trat eine verlegene Pause ein. Die erste angenehme verlegene Pause, die ich seit langem erlebt hatte.
    »Und, wo leben Sie?«, wollte Jake wissen.
    Ich nippte an meinem Rookie. »San Francisco. Waren Sie schon mal dort?«
    Er nickte. »Ja, mit dem Team, aber nie länger als ein, zwei Tage. Ich würde gern mal länger bleiben. Was für eine wunderschöne Stadt.«
    »Ja, San Francisco ist ziemlich cool. Aber versprechen Sie mir eines: dass Sie nie, nie, nie Frisco oder San Fran dazu sagen.«
    Er lachte. »Ich werd’s mir hinter die Ohren schreiben.«
    »Ja, tun Sie das, Jake, denn wenn ich Frisco höre, sträuben sich mir die Nackenhaare, genau wie früher, wenn jemand mit den Fingernägeln über eine Schultafel gekratzt hat. Und dann bin ich weg, ehe Sie Frisco buchstabieren können.« Ich deutete erst auf mich und