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Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
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erwartete mich bereits vor Peet’s Coffee. Sie trug wie immer an kalten Tagen ihre hellblaue Skimütze, unter der ihr langes blondes Haar hervorlugte.
    »Hey, Mackie. Einen wunderschönen Freitagmorgen«, sagte ich. »Ich muss mal kurz ein bisschen jammern – meine armen Beine tun höllisch weh.«
    »Dann warst du also beim Spinning?«, fragte sie.
    Ich nickte. »Und ich gehe garantiert nie wieder hin. Mir tun Muskeln weh, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gibt. Und sie sind alle total sauer und beschweren sich lauthals darüber, dass ich sie aus ihrem neunundzwanzig Jahre währenden Dornröschenschlaf aufgeweckt habe.«
    Sie lachte und streifte ihre wollenen schwarzen Fingerhandschuhe über. »Gehen wir. Mir ist kalt.«
    »Wie läuft es denn bei Hunter?«, erkundigte ich mich, während wir uns auf den Weg machten. »In letzter Zeit sehe ich ihn kaum noch.«
    Sie lächelte. »Er hat viel zu tun, aber es geht ihm gut. Er rechnet sich Chancen auf eine Beförderung aus, deshalb arbeitet er wie ein Besessener.«
    »Im Ernst? Das freut mich für ihn.«
    »Ja, mich auch, aber andererseits mache ich mir seinetwegen Sorgen. Er steht so unter Strom, dass er gar nicht mehr schläft, oder jedenfalls viel zu wenig. Und bei den verrückten Dienstplänen in der Klinik müsste er schlafen, wann immer er die Gelegenheit dazu bekommt.«
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust, um mich aufzuwärmen. »Wann fällt die Entscheidung?«
    »Nächsten Freitag. Er hatte Gespräche mit diversen Leuten von der Krankenhausleitung, und jetzt kann er im Prinzip nur noch abwarten und Tee trinken.«
    »Warten kann auch ganz schön an den Nerven zehren«, sagte ich.
    »Ich glaube, am meisten setzt ihn unter Druck, dass sein Vater so schrecklich hohe Erwartungen an ihn hat. Sein alter Herr würde ihn für einen Versager halten, wenn Hunter nicht in seine Fußstapfen tritt.«
    »Was? Nur weil der Senior Chefarzt war, muss auch Hunter unbedingt einer werden, sonst ist er in den Augen seines Vaters ein Versager?«, wiederholte ich ungläubig.
    Sie nickte.
    »Aber Hunter ist doch CHIRURG ! Wen zum Teufel interessiert es, ob er auch der Boss ist?«
    »Ganz deiner Meinung«, sagte sie.
    »Warum gibt er überhaupt etwas auf die Ansichten seines Vaters, wenn der Typ so ein Idiot ist?«
    Sie warf mir einen vielsagenden Blick zu. »Dasselbe könnte ich dich fragen.«
    Ich blieb stehen.
    »Hab ich nicht Recht?«, fragte sie.
    »Doch, hast du«, räumte ich ein. »Ich schätze, ganz egal, was auch passiert, man wünscht sich immer, dass die Eltern stolz auf einen sind.«
    Sie nahm mich in den Arm und drückte mich. »Eben.«
    Wir marschierten weiter. »Wo wir gerade beim Thema Eltern sind: Morgen hat mein Dad Geburtstag«, sagte ich. »Da werde ich ihm wohl einen Besuch abstatten müssen.«
    »Soll ich dich begleiten? Als moralische Stütze?«
    Ich lehnte dankend ab. »Ich werde einfach versuchen, es so schnell wie möglich hinter mich zu bringen.«
    »Okay, aber ruf mich an, falls du deine Meinung änderst. Am Vormittag bin ich vermutlich bei Hunter.«
    »Dieser Junge ist schon ein ziemlicher Glücksgriff, ist dir das klar?«
    Sie lächelte. »Oh, ja, glaub mir, das ist er.« Und dann legte sie mir eine Hand auf den Arm, als hätte sie meine Gedanken gelesen. »Keine Sorge, Wave. Es gibt noch mehr von dieser Sorte.«
    Ich dachte an mein bevorstehendes Date mit dem mysteriösen Darren und lachte in mich hinein. Zu dumm, dass ich mich nicht an mehr erinnern konnte!
    Dann brachte ich das Gespräch auf das Thema, das mich gerade am meisten beschäftigte. »Wo wir gerade von stolz sein sprachen: Du kannst stolz auf mich sein, ich habe nämlich heute Abend ein Date.«
    »Ach, ja?«, rief sie erfreut und sah mich mit strahlenden Augen an. »Hervorragend! Mit wem denn?«
    »Äh, tja, das ist eine etwas knifflige Frage.«
    »Was soll das heißen?«
    »Nun, dass ich nicht genau weiß, mit wem ich verabredet bin.« Mann, laut ausgesprochen klang es sogar noch dämlicher, als es sich anfühlte.
    »Ist es ein Blinddate?«, fragte sie verwirrt.
    »Nein, eigentlich nicht.« Ich kratzte mich am Kopf.
    »Hast du jemanden übers Internet kennengelernt?«
    »Nein.«
    »Was denn dann? Nun erzähl schon.«
    Ich krümmte mich innerlich. »Ähm, erinnerst du dich an die zwei Männer namens Darren, die ich letztes Wochenende kennengelernt habe, als ich mit Andie auf großem Margarita-Vernichtungsfeldzug war?«
    Sie nickte.
    »Tja, ich bin mit einem von ihnen verabredet,

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