Alles auf eine Karte
von Senf-, Bier- und Fettflecken übersäten Kleider. »Ich hatte einen kleinen Unfall.«
»Herrje, du siehst ja aus, als wärst du kopfüber in einen Hotdog-Stand gepurzelt.« Sie steckte sich eine Knoblauchfritte in den Mund.
»Man reiche mir ein kühles Bier«, befahl ich. Und dann erzählte ich ihr von meinem Missgeschick.
»Ist dir eigentlich schon mal aufgefallen, dass du ganz schön ungeschickt bist?«, feixte sie, als ich geendet hatte, und nahm einen Schluck von ihrem Bier.
Ich boxte sie in den Oberarm. »Ach, findest du?«
Sie nickte. »Und, wirst du nachher versuchen, ihn abzupassen?«
Ich sah auf das Spielfeld und dachte an die Speisereste, die noch in meinen Haaren und an meinen Klamotten klebten. »Hach, er ist so süß, aber hältst du das wirklich für eine gute Idee?«
Sie schmunzelte. »Vielleicht sollten wir uns einen Plan B zurechtlegen.«
»Ich bin ein Totalversager«, stellte ich fest.
Jetzt lachte sie. »Das hast jetzt du gesagt, nicht ich.«
Eine deiner Arbeitskolleginnen ist ein hinterhältiges Biest?
Nur Geduld, Süße. Bei der Weihnachtsfeier wird sich zeigen, wer von euch zweien allein in der Ecke steht.
KAPITEL 8
Den nächsten Vormittag verbrachte ich vor meinem Computer, um ein Konzept zur Markteinführung der neuesten JAG -Hockeyschläger zu erarbeiten. Nachdem ich etwa die Hälfte geschafft hatte, ging mir die Luft aus, also legte ich eine Pause ein. Ich stand auf, schloss die Augen und streckte die Arme über den Kopf. Dann stemmte ich die Fäuste in die Hüften. Zeit für einen kleinen Imbiss. Ich machte mich auf den Weg in die Lobby.
Im Korridor kam mir Mandy Edwards entgegen. »Tag, Waverly. Wie kommst du mit der Produkteinführung für JAG voran?«
»Sehr gut, Mandy. Es läuft alles nach Plan.«
»Freut mich zu hören. Manche Klienten sind echt mit Vorsicht zu genießen, nicht?«
Ich hob eine Augenbraue. »Wie meinst du das?«
Sie lächelte. »Ich meine nur, dass manche den Anschein erwecken, sie wären zufrieden, dabei sind sie es gar nicht. Jedenfalls habe ich diese Erfahrung gemacht. Am besten ist man ihnen immer einen Schritt voraus. Genau darüber habe ich gestern beim Essen auch mit Jess gesprochen.«
Steig am besten gar nicht erst darauf ein, Waverly.
Aber ich konnte nicht anders. »Du warst mit Jess essen?«, fragte ich.
»Ja, gestern Mittag.«
»Und warum?«
»Einfach so. Um mit ihm zu plaudern.«
Ich hob eine zweite Augenbraue. »Und?«
»Ich habe ihm gesagt, dass ich gern bereit bin, mich an den Projekten für JAG zu beteiligen, falls ihr Unterstützung brauchen solltet. Hin und wieder kann eine neue Sichtweise ganz hilfreich sein.«
»Äh, ja. Vielen Dank, Mandy. Ich glaube, wir kommen auch so ganz gut zurecht.«
»Okay, aber gebt ruhig Bescheid, wenn ich etwas für euch tun kann. Ich freue mich über jede Gelegenheit, einen Beitrag zu leisten. Teamwork.«
Teamwork. Einen Beitrag leisten. Lauter euphemistische Mandyzismen für sich einschleimen .
»Alles klar, danke, Mandy. Man sieht sich.«
»Aber gern. Tschüss, Waverly.«
Sie ging ihrer Wege, und ich tat, als würde ich sie hinterrücks abknallen. Dämliche Tussi.
Als ich wieder an meinem Schreibtisch saß, sah ich meine Notizen der letzten Besprechungen durch und rief sämtliche E-Mails zu den aktuellen Projekten ab, um mich zu vergewissern, dass ich nichts Wichtiges vergessen hatte.
Während ich auf meinen Bildschirm starrte, poppte in meinem Posteingang eine neue Nachricht auf. Sie kam von einem ehemaligen Mitarbeiter, den ich seit ungefähr fünf Jahren nicht gesehen hatte. In der Betreffzeile stand »Bericht eines Weltreisenden«. Ich öffnete sie und musste feststellen, dass es eine Rundmail war. Na, toll. Ich war schon wieder auf einer Ferien-Spam-Liste gelandet. Ich begreife einfach nicht, warum manche Leute das Bedürfnis verspüren, jeden einzelnen Menschen, den sie je kennengelernt haben, mit endlos langen Schilderungen ihrer Reiseerlebnisse zu belästigen. Von Facebook und seinen absolut sinnlosen Statusmeldungen einmal ganz zu schweigen.
Löschen.
Ich setzte mich gerade hin. Okay, Konzentration. Aber ehe ich zu meinem Produkteinführungskonzept zurückkehrte, notierte ich mir noch eine Idee für eine Süße-Grüße-Karte.
Vorderseite: Warum fühlen sich manche Menschen bemüßigt, alle Welt mit Massenmails zu beglücken?
Innenseite: Keine Ahnung, Süße. Ich weiß ja noch nicht einmal, warum sich Autofahrer Duftbäumchen und dergleichen an den Rückspiegel
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