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Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
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»Meine Güte, Scotty, ich hätte dich bestimmt übersehen, wenn du nicht den Fluglotsen gegeben hättest. Vielen Dank für die interessante Vorstellung.«
    »Gern geschehen, Herzchen. Warte, ich stelle dich kurz vor. Waverly, das ist Tisch fünfunddreißig. Tisch fünfunddreißig, das ist Waverly«, sagte er mit einer hoheitsvollen Armbewegung. Tisch fünfunddreißig war halbleer, und es war den verbliebenen Gästen anzusehen, dass sie mit Scottys Enthusiasmus wenig anfangen konnten.
    »Sehr erfreut«, sagte ich und warf einen Blick in die Runde. Die drei nickten und nahmen ohne Umschweife ihr Gespräch wieder auf.
    Scotty drehte sich zu einem schlanken, blonden Mann um, der neben ihm saß, und lächelte. »Und das … ist Tad.«
    »Hallo Tad, freut mich«, sagte ich.
    »Gleichfalls«, sagte er.
    Wir schüttelten uns die Hand, doch Tad sah geradewegs durch mich hindurch. Selbst mit meinem seidig glänzenden Haar gehörte ich eindeutig nicht zu seiner Zielgruppe; er hatte nur Augen für Scotty.
    Ich plauderte mit den beiden eine Weile über die tolle Hochzeit, dann stimmte die Band eine langsame Jazznummer an.
    »Hey, Mister Ryan, Sie haben mir doch einen Tanz versprochen«, sagte ich.
    »Aber gern, Prinzessin.« Er erhob sich und nahm meine Hand, doch ehe wir in Richtung Parkett entschwanden, legte er Tad eine Hand auf die Schulter und fragte: »Wartest du hier auf mich?«
    »Aber klar doch«, erwiderte Tad lächelnd. Mir fiel auf, dass seine Wimpern länger waren als meine. Ungerecht!
    Scotty und ich gingen Hand in Hand zur Tanzfläche und gesellten uns zu den zahlreichen anderen Paaren, die sich zu den gemächlichen Klängen des Songs wiegten. Er legte die Arme um mich, und ich lehnte den Kopf an seine Schulter.
    »Und?«, sagte ich.
    »Was und?«
    »Na, was wohl? Mister Blondie an deinem Tisch?«
    »Neunundreißig, arbeitet in einer Sportmarketing-Agentur, keine Kinder, hasst Hunde. Jackpot!«
    »Oh, Mann, jetzt bin ich eifersüchtig, Scotty. Ich meine, ich freue mich zwar für dich, aber es war doch geplant, dass du heute mein Alibi-Date spielst. Mit wem soll ich denn jetzt den Rest des Abends verbringen?«
    Er streichelte mir übers Haar. »Aber, aber, Waverly, kein Grund, gleich die Schwimmweste überzuziehen und von Bord zu springen. Jetzt tanzen wir erst einmal, danach gehst du auf die Pirsch, und wenn du dann noch immer das Bedürfnis nach etwas Zuwendung vom guten alten Scotty verspürst, gibst du einfach Bescheid, einverstanden?«
    »Okay, mach ich. Danke, Scotty«, sagte ich lächelnd. »Es ist ja ohnehin Cynthias und Dales Abend. Das werde ich mir immer wieder in Erinnerung rufen.«
    Er drückte mich an sich. »Ganz recht, meine Schöne.«
    Nach dem Tanz legte mir Scotty den Arm um die Taille und geleitete mich zu Tisch dreiundfünfzig, verabschiedete sich jedoch auf halbem Wege, um mal auszutreten. Wo waren eigentlich meine Tischnachbarn? Wo waren Hank und Christopher und Amanda, die nicht mit Männern ausging, die weniger auf die Waage brachten als sie? Ich sah mich suchend um, bis mir klarwurde, dass unser Tisch leer war, weil sich meine alleinstehenden Leidensgenossen auf der Tanzfläche vergnügten. Die Band spielte jetzt die größten Hits der 80er Jahre.
    »Na, toll.« Ich stemmte die Hände in die Hüften. »Eine super Band, die meine Lieblingsmusik spielt, und ich kann nicht tanzen, weil ich über einen dämlichen Ast gestolpert bin!« Es war so laut, dass ich kaum meine eigene Stimme hören konnte. Hm. Also konnten mich auch die anderen Gäste nicht hören, und weil ich gerade entdeckt hatte, dass es Spaß machte, so vor sich hinzuschimpfen, setzte ich mein Gezeter noch ein wenig fort. »Ist ja auch egal; selbst wenn ich keinen Gips hätte, bräuchte ich erst einmal einen Tanzpartner, und der einzige Mann, der mich interessiert, ist mit einer anderen Frau hier. Was für ein Riesenreinfall.«
    Da vernahm ich eine vertraute Männerstimme hinter mir. »Waverly? Ist alles okay?« Ich spürte, wie sich meine Nackenhaare aufstellten.
    Ich schloss die Augen. »Oh, Scheiße«, fluchte ich leise in mich hinein, dann drehte ich mich langsam um, und da stand er.
    »Hallo, Jake! Wie geht es Ihnen?«, sagte ich, um Nonchalance bemüht.
    »Gut, danke. Ich dachte vorhin schon mal, ich hätte Sie gesehen. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, Sie auch hier anzutreffen. Sind Sie auch mit Dale befreundet?«
    Ich spielte mit meinem Ohrring. »Äh, nein, ich habe mit Cynthia zusammengearbeitet, ehe sie sich nach

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