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Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
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jetzt aufs Parkett schleifen und mit einer ausgiebigen Tanzeinlage und einem dümmlich-beseelten Grinsen alle deine Sorgen vertreiben, aber so müssen wir wohl zu Plan B übergehen. Also, was hältst du von einem Stück Hochzeitstorte? Wenn du willst, lasse ich dir sogar ein Kännchen Schokosauce aus der Küche kommen. Ich weiß doch, was für ein Schokojunkie du bist.« Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schob mich sanft in Richtung Saalmitte.
    »Schokosauce? Hast du gerade Schokosauce gesagt? Du weißt, wie man mein Herz erobern kann, guter Junge. Also, los.« Ich lächelte ihn an und folgte ihm zu seinem Tisch.
    *
    Als ich mich tags darauf aus dem Bett wälzte und die Vorhänge aufzog, war vor meinem Fenster … nicht das Geringste zu sehen. Alles weiß. Weiß, weiß, weiß. Draußen tobte ein Schneesturm, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Ich schaltete den Fernseher ein und zappte so lange durch die Kanäle, bis ich auf einen Lokalsender stieß. Ach, herrje. Der Blizzard hatte den gesamten Nordosten lahmgelegt. Und wie es aussah, waren bis auf weiteres alle Flüge von und nach New York gestrichen.
    Mist. So viel zu meinen Plänen, heute vor Cynthias Superbowl-Party einen ausgiebigen Schaufensterbummel zu machen.
    Ich fragte mich, wie viele Leute wohl zur heutigen Party kommen würden und wo genau sie eigentlich steigen sollte. Was hatte Cynthia noch gleich gesagt? Es war von einer Sportbar in der Nähe des Hotels die Rede gewesen, das war alles, was ich noch wusste. Aber ich konnte ja in der Einladung nachsehen, die in meinem Koffer lag.
    Auf Scotty konnte ich diesmal definitiv nicht zählen. Er wollte den Tag mit seinem neuen Freund Tad verbringen, der mich gestern netterweise als fünftes Rad am Wagen geduldet hatte, bis ich nach insgesamt drei Stück Hochzeitstorte schließlich ins Hotel gefahren war.
    Na, wenigstens hatte ich mal wieder richtig lange geschlafen. Das war auch gut so, denn da ich heute offenbar dazu verdammt war, den ganzen Tag in meinem Hotelzimmer zu verbringen, war es doch extrem wichtig, ausgeruht zu sein, nicht wahr?
    Ich ging ins Bad, um mir das Gesicht zu waschen. Wenn die schlechte Nachricht lautete, dass ich eingeschneit war, dann lautete die gute, dass meine Frisur noch genauso perfekt saß wie gestern Abend. Ich beschloss, mir die Haare nicht zu waschen, stülpte mir die Duschhaube über den Kopf und drehte den Wasserhahn auf. Warum sollte ich mir Kristinas Stylingkunst nicht noch einen Tag bewahren?
    Nachdem ich geduscht hatte, zog ich die dunkelbraune Samtcordhose an, die ich gestern gekauft hatte. Bootcut, so dass der Gips kein Problem darstellte. Über das Zehenloch stülpte ich eine dicke dunkelbraune Socke, dann schlüpfte ich in einen eng anliegenden, winterweißen Angorapulli, der am Rundhalskragen mit winzigen blauen Blümchen bestickt war. Ich bewunderte mich im Spiegel und musste lachen, als ich überlegte, dass jetzt nur noch ein wasserfestes Zelt fehlte, das mich und meinen Gips vor den Elementen beschützte, falls ich auf die Idee kommen würde, das Hotel zu verlassen. Da ich meine Garderobe nach dem Motto »Ich kenne keinen Schnee, ich komme aus Kalifornien« zusammengestellt hatte, konnte ich lediglich mit einem Schal und einem Wollmäntelchen aufwarten.
    Ich ging hinunter in die Lobby und kuschelte mich in einen der dick gepolsterten grünen Sessel vor dem Kamin, in dem ein gemütliches Feuer knisterte. Dann bestellte ich einen Cappuccino und ein Schokoladencroissant, zog die New York Times aus einem Stapel Zeitungen am Nebentisch und vertiefte mich in die Lektüre eines Artikels über ein neues Hotel in Cabo San Lucas. Als der Kellner mein Frühstück vor mir abstellte, hob ich den Kopf, um ihm zu danken, und exakt in diesem Augenblick öffneten sich hinter ihm die Aufzugtüren und Jake und seine brünette Begleiterin traten heraus.
    Ich hielt mir hastig die Zeitung vors Gesicht. »Das darf doch echt nicht wahr sein!«, zischte ich in die Druckerschwärze.
    »Wie bitte, Miss?« Der Kellner blickte verwirrt zu mir herunter.
    »Ach, entschuldigen Sie, ich habe nicht Sie gemeint«, sagte ich.
    »Kein Problem, Miss.« Er verschwand sang- und klanglos, der Inbegriff des diskreten Luxushotelangestellten.
    Ich versteckte mich weiter hinter der Zeitung und hoffte inständig, dass Jake mich nicht gesehen hatte. Da gibt es Millionen von Hotels in Manhattan, und er war ausgerechnet im selben wie ich untergebracht?
    Nach ein paar Minuten ließ ich die Zeitung

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