Alles auf eine Karte
wo ich mir eines Montagabends nach der Yogastunde einen Salat holte. Mollie Stone’s hat eine riesige Salatbar, die zwar hoffnungslos überteuert ist, aber ich hole mir trotzdem mindestens dreimal die Woche mein Abendessen dort. Es ist einfach superpraktisch, geht superschnell und schmeckt superlecker.
Ich versuchte gerade, mir ein hartgekochtes Ei zu angeln, ohne es mit der Zange zu zerquetschen, als mich Eric ansprach. Ich trug meine schwarze Yogahose und ein ausgeleiertes ärmelloses California-Berkeley-Top, hatte mir einen Pulli um die Taille gebunden und die verschwitzten Haare notdürftig zu einem Knoten zusammengewuschelt. Es war also offensichtlich, dass ich mich gerade körperlich betätigt hatte. Man hätte mich auf den ersten Blick allerdings auch schlicht für ungepflegt halten können. Doch Eric erkannte, was Sache war, und wollte wissen, von welcher Sportart ich gerade kam. Wir plauderten eine Weile, während ich meinen Salat zusammenstellte, und als er fragte, ob er mich mal anrufen dürfe, sagte ich, er dürfe und gab ihm meine Handynummer. Nach dem Fiasko mit Pierce hatte ich keine Lust mehr, im Büro mit Mails und Anrufen bombardiert zu werden. Künftig bekamen potenzielle Verehrer nur noch meine Handynummer.
Rein äußerlich war Eric nicht gerade mein Typ, aber er wirkte freundlich und witzig, also dachte ich mir, warum nicht? Seine Haare waren ziemlich dünn und schütter, und mit einem Meter fünfundfünfzig hatte er nicht einmal annähernd meine Wunschgröße, aber ich war zu dem Schluss gekommen, dass ich wirklich nicht mehr so pingelig sein durfte. Schließlich bin ich auch keine Schönheitskönigin.
Eric meldete sich ein paar Tage später und fragte, ob ich mit ihm essen gehen wolle. Wir vereinbarten, uns in einem angesagten Sushi-Restaurant in der Divisadero Street zu treffen, das etwa zehn Blocks von meiner Wohnung entfernt ist. Am betreffenden Abend glättete ich mir die Haare und klemmte mir mit einer Spange seitlich ein paar Strähnen fest, dann machte ich mich in Jeans und einem weißen Spaghettiträgertop auf den Weg. Um die Schultern trug ich einen schwarzen Schal. Ich war schon beinahe bei Godzila Sushi (mit einem L ; keine Ahnung, warum) angekommen, da fiel mir plötzlich ein, dass wir den zwölften März hatten und folglich am Tag darauf der dreizehnte sein musste.
Ich blieb wie angewurzelt stehen.
Aaron und ich hatten uns am dreizehnten März verlobt.
Noch dazu an einem Freitag. Damals hatten wir gewitzelt, unsere Ehe sei deshalb zum Scheitern verurteilt. Tja, wie wahr, wie wahr.
Ich hob den Blick zum sternenbesetzten Himmel und schloss die Augen. Reiß dich zusammen, Bryson. Kleine Schritte. Kleine Schritte. Ich zwang mich, weiter die California Street entlangzugehen, und als ich links in die Divisadero einbog, sah ich in einiger Entfernung bereits das Schild von Godzila Sushi. Auf dem Bürgersteig vor dem Restaurant tummelten sich Leute. Ich fragte mich, wie lange wir wohl auf einen Tisch warten würden. Im Godzila Sushi ist es immer voll und schrecklich laut, und man kann nicht reservieren. Ich hatte keine Ahnung, warum sich Eric ausgerechnet für dieses Lokal entschieden hatte. Eigenartige Wahl für ein erstes Date eigentlich. Bei dem Lärm und der lockeren Atmosphäre würde bestimmt keine große Romantik aufkommen, was einerseits einen gewissen Druck von uns nahm, andererseits würde es bei diesem Geräuschpegel ziemlich schwierig werden, eine vernünftige Unterhaltung zu führen. Da Eric nicht draußen vor dem Restaurant gewartet hatte, öffnete ich die Tür und sah mich drinnen suchend nach ihm um.
»Waverly! Hier bin ich!«
Ich wandte den Kopf nach links und sah ihn an der Bar hinten im Restaurant sitzen und winken. Ich schob mich durch die Menge in seine Richtung, und er erhob sich, um mich mit einer so festen Umarmung zu begrüßen, dass mir schier die Luft wegblieb. Lächelnd machte ich mich von ihm los, trat einen Schritt zurück und wollte gerade Hallo sagen, doch beim Anblick seines Outfits verschlug es mir glatt die Sprache. Er trug ein ärmelloses gelbes Muskelshirt, das in den Bund einer schwarzen Jeansshorts gesteckt war.
Ich schluckte und versuchte, mir mein Entsetzen nicht allzu deutlich anmerken zu lassen. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! »Hallo, Eric.«
Er lächelte. »Wir bekommen den nächsten Tisch, der frei wird. Sollte nicht mehr lange dauern. Du siehst übrigens umwerfend aus.«
»Oh, danke.« Ich war immer noch so von den Socken,
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