Alles auf eine Karte
dass ich das Kompliment kaum registrierte.
Dann fiel mir auf, dass er eine Literflasche Sapporo vor sich stehen hatte, wie man sie normalerweise zu zweit bestellt. Mir fiel auch auf, dass sie so gut wie leer war.
»Bist du schon lange hier?«, erkundigte ich mich.
»Nein, allerhöchstens eine halbe Stunde.«
Eine halbe Stunde? Ich sah auf die Uhr. »Ach, du liebe Zeit, ich dachte, wir waren für acht verabredet gewesen. Bin ich zu spät?«
»Nein, keineswegs. Ich bin bloß schon etwas eher gekommen, um ein Bierchen zu kippen. Möchtest du auch etwas trinken?«
»Äh, gern. Ein Bud Light, bitte. Danke.« Hallo? Mein Radar ortete einen ganzen Haufen seltsamer Schwingungen.
Er goss sich den Rest Bier ein und bestellte gleich eine neue Flasche. Während ich mich setzte, brachte der Barkeeper unsere Getränke und ein gekühltes Glas für mich.
Eric schenkte mir ein und hob sein Glas, um mit mir anzustoßen. »Auf die Salatbar im Mollie Stone’s und hübsche Mädchen in Yogahosen!« Er tätschelte lächelnd meinen Oberschenkel.
Ich hob ebenfalls mein Glas, setzte ein falsches Lächeln auf und verfluchte im Stillen mein grausames Schicksal.
Im selben Moment tippte mir jemand auf die rechte Schulter. »Hallo, Waverly.«
Ich fuhr herum und sah Mandy Edwards neben mir stehen.
Das hatte mir gerade noch gefehlt, dass sie mich bei meinem Date mit diesem Clown in Muskelshirt und kurzen Jeans ertappte! Noch dazu eine schwarze kurze Jeans, vermutlich der einzige Mode-Faux-Pas, der noch schlimmer war als eine normale kurze Jeans.
Mandy war in Begleitung eines groß gewachsenen und äußerst attraktiven Mannes mit braunen Haaren, den ich irgendwo schon einmal gesehen hatte. Ich stand auf und lächelte peinlich berührt. »Hallo Mandy …« Ich drehte mich zu Eric um. »Eric, das ist Mandy, eine Arbeitskollegin von mir.«
Mandy streckte ihm die Hand hin. »Tag, Eric. Freut mich, Sie kennenzulernen. Das ist mein Verlobter Darren.«
Ihr Verlobter? Welcher Mann würde freiwillig Mandy Edwards ehelichen?
Ich musterte ihren Zukünftigen unauffällig, und dann stockte mir einen Augenblick der Atem.
Heiliger Bimbam!
Es war der andere Darren, der richtige Darren, dem ich vor ein paar Monaten meine Visitenkarte geben hatte, statt dem dann jedoch der falsche Darren angerufen hatte. Mein Blick streifte den riesigen Verlobungsring an Mandys Finger. Wenigstens wusste ich jetzt, warum er sich nicht mehr gemeldet hatte.
Darren gab erst Eric und dann mir die Hand. »Sie kommen mir bekannt vor«, sagte er. »Kennen wir uns?«
Ich nahm einen Schluck von meinem Bier und schüttelte den Kopf. »Äh, nein, das glaube ich kaum.« Ich sah wieder zu Mandy. »Wann habt ihr euch verlobt?«
»Vor ein paar Tagen im Napa Valley. Wir waren auf einer Weinprobe und sind erst heute zurückgekommen.« Sie lächelte strahlend.
»Wow, herzlichen Glückwunsch«, sagte ich.
»Danke«, erwiderte sie. »Ich kann es kaum erwarten, mich in die Hochzeitsplanung zu stürzen.«
Darren starrte mich unverwandt an. »Sind Sie sicher, dass wir uns noch nie begegnet sind? Ich könnte schwören, dass wir uns kennen.«
Ehe ich etwas erwidern konnte, packte Mandy ihn am Ellbogen. »Tja, wir müssen los. Eric, hat mich gefreut. Wiedersehen, Waverly.«
Ich sah ihnen nach, bis sie aus meinem Blickfeld verschwanden. Mandy Edwards würde den schnuckeligen Darren heiraten? Mann! Ich schielte zu Eric, der aussah, als käme er geradewegs aus der Muckibude, und fragte mich, was Mandy wohl gedacht haben mochte. Hatte sie seinen Aufzug bemerkt? Oder war ich bloß ein oberflächliches Biest? Pfff. Wem versuchte ich hier eigentlich etwas vorzumachen? Natürlich hatte sie seinen Aufzug bemerkt, und ja, ich war ein oberflächliches Biest.
Ich drehte mich wieder zu Eric um. »Also, du hast vorhin erwähnt, dass du schon etwas früher gekommen bist?«
»Ja, hier kann man gut Leute beobachten. Am Donnerstagabend tummeln sich hier immer eine Menge heißer Bräute.«
»Ah, ja.«
Nach diesem nicht eben vielversprechenden Start nahm das Unglück unaufhaltsam seinen Lauf. Wie sich herausstellte, war Eric ein fanatischer Sportler, und da wir uns an einem der seltenen Tage kennengelernt hatten, an denen auch ich mich körperlich ertüchtigt hatte – und nicht zuletzt, weil ich im Bereich Sport- PR arbeite –, ging er automatisch davon aus, dass ich ebenso sportbegeistert war wie er. Und es war schier unmöglich, mit ihm über etwas anderes zu reden.
»In welchem Fitnessstudio
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