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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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Natürlich – an ihren Großvater. Ihr wunderbarer Großvater, der ihrer Großmutter immer Tee aufgebrüht hatte.
    Ja, sie liebte Patrick abgöttisch. Ein Glück. Es war zwar absolut lächerlich, aber jedes Mal, wenn sie sich auch nur ein kleines bisschen über ihn ärgerte, erfasste sie ein Gefühl von Panik. Sie würden ein Kind zusammen haben. Ellen musste auf der Hut sein, jeder noch so kleine Riss in ihrer Beziehung musste augenblicklich gekittet werden. Das war wichtiger als alles andere. Dieses Kind, ihr Kind, würde mit einer Mutter und mit einem Vater aufwachsen.
    »Also, was wolltest du sagen wegen Sonntag?«, fragte sie noch einmal, als Patrick eine Tasse Tee vor sie hinstellte.
    Kommenden Sonntag würde sie sich zum ersten Mal mit ihrem Vater treffen. Wie aufs Stichwort verkrampfte sich ihr Magen bei dem Gedanken. Sie konnte nicht so tun, als ließe sie die bevorstehende Begegnung völlig kalt. Ihr Körper verriet sie, sooft sie daran dachte.
    »Es ist der letzte Sonntag im Monat«, sagte Patrick. Er trat vor den Kühlschrank. »Sind noch Hefebrötchen da?« Er kramte in den Fächern. »Ah, prima, da sind ja noch welche. Ich wollte nur wissen, ob du uns begleiten wirst. Vollkorn? Wie kann man Hefebrötchen mit Vollkornmehl backen? Das verdirbt ja das ganze gute Brötchen.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, sagte Ellen. Jetzt würde er all ihre Hefebrötchen essen, und sie hätte morgen zum Frühstück keine mehr. »Warum sagst du andauernd ›der letzte Sonntag im Monat‹, als ob mir das etwas sagen müsste?«
    Patrick schaute überrascht auf, während er die letzten beiden Brötchen in ihren Toaster steckte. »Na, du weißt doch – am letzten Sonntag im Monat fahren Jack und ich immer zu Colleens Eltern in die Berge. Zum Mittagessen.«
    »Du fährst immer noch zu ihren Eltern?«, fragte Ellen verwirrt. »Jeden Monat?«
    »Sie sind Jacks Großeltern. Und auf dem Weg dorthin besuchen wir immer Colleens Grab.«
    »Das hast du mir noch nie erzählt.« Ellen spürte, wie ihr Herz eine Spur schneller schlug. »Noch nie.«
    »Nicht? Entschuldige, ich dachte, ich hätte es dir gesagt«, erwiderte Patrick. »Na, egal, ich …«
    Ellen ließ ihn nicht ausreden. »Das hast du nie erwähnt.«
    So etwas würde sie nicht vergessen. Sie war eine Frau. Sie war Ellen. Ihr würde möglicherweise entfallen, was für ein Automodell er fuhr oder für welches Footballteam sein Herz schlug, aber sie hätte nie im Leben vergessen, dass er jeden Monat das Grab seiner verstorbenen Frau und ihre Eltern besuchte.
    »Das spielt doch keine Rolle«, begann Patrick wieder.
    »Und ob das eine Rolle spielt«, beharrte Ellen. »Ich würde mich hundertprozentig daran erinnern.«
    »Ich habe nicht behauptet, dass ich es erwähnt habe. Ich dachte , ich hätte es erwähnt. Anscheinend doch nicht. Aber es spielt wirklich … «
    »Wann?«, fiel sie ihm ins Wort. »Wann hast du es deiner Meinung nach erwähnt?«
    Die Brötchen ploppten aus dem Toaster. Patrick griff danach und verbrannte sich die Finger.
    »Autsch! Ich weiß es nicht mehr. Ich dachte wirklich, ich hätte es dir gesagt.«
    »Hast du aber nicht.« Ellen wusste, dass sie sich abscheulich benahm.
    »Na schön. Ich habe vergessen, es dir zu sagen. Tut mir leid. Können wir es jetzt gut sein lassen?«
    »Ich hasse es, wenn du das sagst!« Ellen hatte den Mund noch nicht wieder zugemacht, als ihr klar wurde, dass es nicht Patrick war, der das immer sagte, sondern Edward. »Können wir es jetzt endlich gut sein lassen?«, hatte er nach einer Auseinandersetzung in genau dem gleichen erschöpften Tonfall gemurmelt. Erstaunlich, wie es diese verschüttete Erinnerung geschafft hatte, sich nach so langer Zeit an die Oberfläche ihres Bewusstseins zu graben.
    Patrick sah sie verblüfft an. »Du hasst es, wenn ich was sage?«
    »Nichts.« Ellen schüttelte den Kopf. »Entschuldige.«
    Sie fragte sich, ob er es bewusst oder unbewusst vermieden hatte, vor ihrer Verlobung allzu oft von Colleen zu sprechen. Eines stand jedenfalls fest: Seit sie seinen Heiratsantrag angenommen hatte, fiel der Name Colleen häufiger. Kürzlich zum Beispiel, als sie die Waschmaschine befüllt und das Waschpulver hinzugegeben hatte, war Patrick zufällig vorbeigekommen und hatte gemeint, Colleen habe das Pulver immer vor der Wäsche in die Trommel gegeben, damit es sich besser auflöse. Ellen hatte einen Hauch von Gereiztheit verspürt. Anscheinend war Colleen die perfekte Hausfrau gewesen, so etwas

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