Alles aus Liebe: Roman (German Edition)
Rücken zugedreht. Es dauerte einen Herzschlag zu lange, bis er sich zu ihr umdrehte.
Ellen kamen die Tränen. O Flynn, du dummer Mann. Siewünschte, sie hätte ein Leben übrig, eine Art Parallelleben, in welchem Flynn sie umwerben und sie heiraten und sie ihn glücklich machen könnte. Allerdings ohne Sex.
»Meinen Glückwunsch!« Er eilte durch den Raum auf sie zu und küsste sie unbeholfen auf die Wange. Sein Atem roch schwach nach Pfefferminz.
Dann trat er zurück und verschränkte die Hände vor der Brust wie ein Landpfarrer. »Wundervoll!«
Plötzlich musste Ellen an Saskia denken. Wäre ihre Beziehung zu Flynn weniger kompliziert, hätte sie ihn um Rat gefragt. Er war ein Kenner der menschlichen Psyche, und sie schätzte sein Urteil sehr.
Sie wünschte, sie hätte Patrick nicht gesagt, dass Saskia das Buch zurückgegeben hatte. Er litt seitdem an Schlaflosigkeit, wanderte unruhig im Haus hin und her und quälte sich mit einem frustrierenden Gefühl der Ohnmacht.
»Das gefällt mir überhaupt nicht, dass du da mit reingezogen wirst«, hatte er mit sorgenschwerer Miene gesagt. »Eigentlich sollte ich dir das Leben leichter, nicht schwerer machen.«
»Sie hat mir doch nur ein Buch zurückgebracht«, hatte Ellen entgegnet. »Ich habe keine Angst.«
Das stimmte. Sie hatte nicht wirklich Angst. Sie empfand lediglich ein schwaches Kribbeln, ein kleines Gefühl des Unbehagens, was aber möglicherweise auch auf die vielen Veränderungen in ihrem Leben zurückzuführen war und gar nichts mit Saskia zu tun hatte.
»Das sind wirklich wundervolle Neuigkeiten«, fuhr Flynn fort. Doch im nächsten Moment huschte ein panischer Ausdruck über sein Gesicht. »Es ist doch nicht etwa dieser Danny?«
»Nein, ich werde einen Vermessungsingenieur heiraten«, sagte Ellen. »Ich werde die Frau eines Vermessungsingenieurs.« Wie bitte? Sie redete wirklich komisches Zeug, wenn sie verlegen war.
»Ein Vermessungsingenieur! Ein Mann des Landes, wunderbar.« Flynn schüttelte seine ineinander verschränkten Hände,als schüttelte er sich selbst herzlich die Hand. »Ja, ja, weil dieser Danny … Hast du schon gehört, was er macht?« Danny und Flynn hatten sich durch Ellen auf einer Tagung kennengelernt und waren sich auf Anhieb unsympathisch gewesen.
»Ich habe schon lange nicht mehr mit ihm gesprochen.«
»Für ihn ist Hypnotherapie so etwas wie … Er gibt Partys und er nennt sie …«
»… Hypno-Partys!«, rief Marlene Adams, die gerade zu ihnen stieß. Sie gehörte der gleichen Generation wie Flynn an und war ihm auch in ihrer Geisteshaltung ähnlich. (Warum hatte er sich nicht in sie verliebt?) »Ist das nicht grauenvoll ? Ich habe ihn erst gestern im Radio gehört, und ich dachte bei mir: Wie bitte? Wie war das? HYPNO-PARTYS? Damit wird er unserer professionellen Glaubwürdigkeit einen wahren Bärendienst erweisen!«
»Der nächste Sonntag ist übrigens der letzte im Monat«, sagte Patrick später an diesem Nachmittag.
»Alte Jeans«, murmelte Ellen. »Auf dieser Schachtel steht ›Alte Jeans‹.«
Sie war im Gang stehen geblieben und guckte auf die saubere Beschriftung in schwarzem Filzstift auf einem großen, staubigen Pappkarton. Patrick und Jack wohnten nun seit einer Woche bei ihr. Der Umzug gestaltete sich allerdings schwierig. Patrick hielt nichts von Umzugsfirmen. Möbelpacker waren in seinen Augen »überbezahlte Gauner«. Also lud er alle paar Tage, sooft er ein bisschen Zeit hatte, einige Kartons auf die Ladefläche seines Firmengeländewagens und fuhr sie zu Ellen.
Ellen wäre es lieber gewesen, wenn er sich ein paar Tage freigenommen und zwei oder drei überbezahlte Gauner mit dem Umzug beauftragt hätte, damit die Angelegenheit professionell erledigt wurde. Stattdessen füllte sich ihr Flur mit riesigen Kartons, die wegzuräumen Patrick keine Zeit hatte und die für Ellen zu schwer zum Heben waren. Ihre Patienten mussten sich inzwischen seitwärts durch den vollgepfropften Gang schieben.
»Soll das heißen, du hast alte Jeans in diesem Karton?«
Patrick warf ihr einen schrägen Blick zu. »Ist das eine Fangfrage?«
»Wieso hebst du alte Jeans auf?«
»Na, für irgendwelche Dreckarbeiten, Arbeiten im Haus oder im Garten«, erklärte Patrick in geduldigem, männlichem Tonfall.
»Okay, aber ein ganzer Karton voll?« Ellen fuhr mit der Fingerspitze über die Staubschicht auf dem Karton. Wahrscheinlich hatte der Karton jahrelang unangetastet in Patricks Garage gestanden. Er würde diese Jeans niemals
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