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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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wie die ungekrönte Königin der Hausarbeiten. Sie konnte auch nähen. Auf einem der Kartons im Flur stand »Nähmaschine«. Auf Ellens Nachfrage hatte Patrick ihr erklärt, Colleen habe ihr Brautkleid mit dieser Maschine selbst genäht. »Das werde ich ganz sicher nicht tun«, hatte Ellen leichthin erwidert. »Ich kann nicht einmal eine Nadel einfädeln.« »Um Gottes willen, das erwarte ich auch nicht von dir«, hatte Patrick entgegnet, was sich für Ellen angehört hatte wie: Ich würde niemals erwarten, dass du so überdurchschnittlich bist wie Colleen.
    Gottverdammte wunderschöne blonde, Waschpulver auflösende Colleen.
    »Also was ich sagen wollte, jetzt, da wir verlobt sind und das Baby unterwegs ist und so, da dachte ich …« Patrick räusperte sich, er sah Ellen nicht an. »Also, ich dachte, vielleicht möchtest du am Sonntag mitkommen, damit ich sie dir vorstellen kann?«
    Ellen tat einen tiefen, beruhigenden Atemzug. Das war Patrick sehr wichtig. Es hatte ihn Überwindung gekostet, sie zu fragen.
    »Ich würde ja gern, aber diesen Sonntag geht es nicht«, antwortete sie. »Ich treffe mich mit Mum und mit … meinem Vater zum Lunch. Das wird meine erste Begegnung mit ihm sein, weißt du nicht mehr?«
    Patrick war richtig aufgeregt gewesen, als dieser Vater plötzlich in Ellens Leben auftauchte. Sie hatten sich lange darüber unterhalten, hatten sich gefragt, wie er wohl aussah, wie er mit dieser Situation umgehen würde, die so merkwürdig, so verunsichernd war. Auch über das befremdliche Verhalten ihrer Mutter hatten sie diskutiert.
    »Ach so, ja, richtig«, murmelte Patrick stirnrunzelnd, während er viel zu viel Butter auf die Hefebrötchen strich. »Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Könntest du das nicht verschieben? Ihr könntet euch doch auch zum Abendessen treffen.«
    Ellen wollte sich auf keinen Fall zum Abendessen mit ihrem Vater treffen. Ein Abendessen war eine intimere, formellere, bedeutsamere Angelegenheit. Ein Lunch dagegen war genau richtig: unkompliziert und schlicht. »Hi, Dad, freut mich, dich kennenzulernen!« Außerdem hatte sie einfach keine Lust, die Strapazen einer Terminverschiebung auf sich zu nehmen. Ihre Mutter würde einen Wutanfall bekommen. Ellen hatte sie noch nie so verkrampft erlebt (und das wollte etwas heißen bei einer Frau, deren normale Verfassung angespannt war), so als ob alles vom erfolgreichen Verlauf dieses Treffens abhinge. Schon die Auswahl des Treffpunkts hatte ungewöhnlich viel Zeit in Anspruch genommen. Anne hatte einen Tisch in einem Restaurant reserviert und die Reservierung dann wieder rückgängig gemacht. Ein zweites Lokal war ausgesucht und wieder verworfen worden, weil sie keinen Tisch mit einem schönen Ausblick bekam. Als sie sich schließlich für ein malaysisches Restaurant entschlossen hatte, hatte sie Ellen mehrmals Ort und Zeit durchgegeben. Pip und Mel saßen sozusagen auf glühenden Kohlen. Ellens Freundinnen wollten sofort nach dem Essen über den neuesten Stand der Dinge informiert werden. Sie konnte den Termin nicht einfach mir nichts, dir nichts verschieben.
    »Dieser Lunch ist wirklich sehr wichtig für mich«, sagte Ellen.
    »Ja, das weiß ich doch.« Patrick setzte sich zu ihr und stellte den Teller mit den Hefebrötchen und ein Glas Honig auf den Tisch. Er sah Ellen bittend an. »Aber dein Dad hätte doch sicher nichts dagegen, wenn du den Termin verlegen würdest, oder? Wie wäre es mit Samstag?«
    Dein Dad. Schon seine Wortwahl zeigte, dass er die immense Bedeutung dieses Treffens nicht begriffen hatte. Sie traf sich nicht einfach mit »ihrem Dad« zum Essen, so wie er selbst sich vielleicht mit seinem netten Vater im Einkaufszentrum zum Essen verabredet hätte.
    »Nun, warum verschiebst du nicht einfach deinen Lunch mit Colleens Eltern?«, fragte Ellen in freundlichem, sachlichem Ton.
    Das konnte ja nicht so schwer sein. Es ging hier nur um das Aushandeln eines neuen Zeitplans. So etwas würde vielleicht bei anderen Paaren konfliktträchtig sein, aber nicht bei jemandem, der emotional so weit entwickelt war wie sie.
    Patrick verzog das Gesicht und kratzte sich dann am Kinn. »Na ja, weißt du, wir treffen uns immer am letzten Sonntag im Monat. Das war schon so, als Colleen noch lebte. Das ist Tradition. Da hat sich nie etwas geändert. Ihre Eltern sind schon ziemlich alt und konservativ, sie legen Wert darauf, dass die Dinge so bleiben, wiesie sind. Und außerdem, na ja, ich …« Er machte ein betretenes Gesicht und legte

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