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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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Bibelstundengruppe kommt.
    Eine Hand an die Brust gepresst, damit ihr klopfendes Herz sich wieder beruhigte, atmete Ellen tief durch.
    »Entschuldigung, ich war mit meinen Gedanken ganz woanders.« Lächelnd und mit ausgestreckter Hand ging sie die Treppe hinunter. »Ja, hier sind Sie richtig. Sie sind bestimmt Alfred, nicht wahr? Alfred Boyle? Ich bin Ellen.«
    Alfred war ein neuer Patient, der ihre Adresse aus dem Internet hatte. Er hatte Ellen ein paar Wochen zuvor gemailt und sie um eine schriftliche Bestätigung ihres Honorars gebeten. Er sei Mitinhaber einer Wirtschaftsprüfungskanzlei, hatte er hinzugefügt, und benötige Hilfe, um in einer professionellen Umgebung besser frei sprechen zu können.
    Ellen öffnete die Haustür und ging ihm voran die Treppe hinauf. Verstohlen schaute sie sich um, in der Hoffnung, einen flüchtigen Blick auf ihre Großeltern zu erhaschen (was sie wohl über Saskia sagen würden?), aber das Haus war leer. Kein Duft von frisch Gebackenem erfüllte es. So angestrengt sie auch schnupperte, alles, was sie riechen konnte, war das Curryhuhn, das sie am Abend zuvor gekocht hatte.
    Das Buch und die Kamelie hatte sie auf dem Tisch zurückgelassen. Sie würde sich später Gedanken darüber machen.

14
    Freud behauptete immer, er habe auf die Anwendung von Hypnose verzichtet, nachdem ein Patient aufgesprungen sei und ihn geküsst habe. Der wahre Grund dürfte ein anderer gewesen sein: Durch den Konsum von Kokain schrumpfte sein Zahnfleisch so sehr, dass sein künstliches Gebiss nicht mehr passte und er nicht mehr deutlich genug sprechen konnte, um eine Hypnose einzuleiten. Was lernen wir daraus? Zahnseide benutzen!
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    »Ellen, meine Liebe! Du siehst gut aus.«
    »Danke, Flynn.«
    Flynn Halliday beugte sich zu ihr hinunter und drückte flüchtig seine Wange an ihre.
    Ein Monat war seit Ellens Rückkehr aus Noosa vergangen. Sie besuchte die regelmäßige Ortsgruppenversammlung des Australischen Hypnotherapeutenverbandes. Die Versammlung fand in einem kleinen Raum in einem kommunalen Gebäude statt, und Flynn und Ellen waren eine halbe Stunde früher gekommen, um alles für die Teilnehmer herzurichten.
    »Wie ist es dir ergangen?«, fragte Flynn, als sie Tische und Stühle in Hufeisenform anordneten. »Gibt’s was Neues?«
    Ellen zögerte. Sie hatte ein schlechtes Gewissen. Sie hatte in Flynns Gegenwart immer ein schlechtes Gewissen, weil sie das Gefühl hatte, ihn in mancherlei Hinsicht enttäuscht zu haben.
    Sie kannte ihn seit über zehn Jahren. Sie hatte etliche Jahre in seiner Hypnotherapiepraxis gearbeitet, erst als seine Assistentin, dann als Praktikantin und schließlich als Hypnotherapeutin. Er hätte es gern gesehen, wenn sie in seine Praxis mit eingestiegen wäre, und Ellen wusste, wie sehr es ihn verletzt hatte, als sie beschloss, sich selbstständig zu machen.
    Außerdem war da noch diese Sache, die sie nie laut ausgesprochen, die sie nicht einmal sich selbst eingestanden hatte – die Art, wie Flynn sie manchmal ansah. Mitunter dachte Ellen, sie bilde sich das nur ein, und ihr Benehmen sei typisch für eine Frau, die ohne Vater aufgewachsen war und die jetzt die harmlose Zuneigung eines älteren Mannes zu einer jüngeren Kollegin falsch interpretierte. Dann wieder war sie davon überzeugt, dass Flynn, hätte sie ihn auch nur ein klein wenig ermutigt, ihr Avancen gemacht und sie mit Gedichten, klugen Komplimenten und bedachtsam ausgewählten Geschenken umworben hätte.
    Flynn war nie verheiratet gewesen und hatte, soweit Ellen wusste, auch nie eine feste Beziehung gehabt. Er war Ende fünfzig, hatte feines, helles Haar und ein rosiges, engelhaftes Gesicht. Er sah aus wie ein in die Jahre gekommener Chorknabe. Sex mit Flynn? Schon der Gedanke schien strafbar.
    Ellen sah keinen Grund, ihm jetzt schon von dem Baby zu erzählen. Obwohl in den letzten Wochen eine tief greifende Veränderung in ihr vorgegangen war (ihre Brüste waren empfindlich, ihr war den ganzen Tag ein wenig übel, und sie hatte ständig das Gefühl, gleich in Tränen auszubrechen), sah man ihr die Schwangerschaft noch nicht an. Außerdem glaubte sie, Flynn sehe lieber eine Jungfrau in ihr.
    Aber es wäre komisch, ihm ihre Verlobung zu verschweigen.
    »Ja, es gibt tatsächlich etwas Neues«, sagte sie, den Daumen auf ihrem Verlobungsring. »Ich habe mich verlobt.«
    Flynn hatte ihr den

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